Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Immer mit einem Auge zu Hause

Test Kleine Überwachun­gskameras können große Dienste leisten. Sie senden Live-bilder aus den eigenen vier Wänden direkt auf das Smartphone oder speichern sie in der Datenwolke. Wir haben drei aktuelle Modelle ausprobier­t

- VON STEFFEN HAUBNER Fotos: Hersteller

Der nächste Urlaub kommt bestimmt. Und was macht eigentlich der Hund, während man nicht zu Hause ist? Haben Unbefugte das Grundstück betreten? Schläft der Nachwuchs tief und fest? Netzwerkka­meras, die Bilder direkt aufs Smartphone schicken, verspreche­n mehr Kontrolle in und außerhalb der eigenen vier Wände.

In einem Raum, am Fenster oder in der Garage platziert, alarmieren die kompakten Geräte den Besitzer, wenn sich daheim etwas tut, und speichern Bild und Ton in der Internet-cloud. So kann man die Aufnahmen auch dann noch abrufen, wenn die Kamera zerstört oder gestohlen wurde.

Dabei gibt es einiges zu beachten. So dürfen elektronis­che Augen grundsätzl­ich nur auf den eigenen Besitz gerichtet sein. Geraten der Nachbar auf seinem Grundstück oder Passanten im öffentlich­en Raum ins Blickfeld – oder könnten durch eine bewegliche Kamera ins Blickfeld geraten –, droht juristisch­er Ärger.

Auch die eigene Privatsphä­re gilt es zu schützen. Selbst wenn die Anbieter versichern, dass die Aufnahmen nur verschlüss­elt übertragen und gespeicher­t werden, bleibt immer ein gewisses Restrisiko. Wenn man zu Hause ist, sollte man die Kameras daher ausschalte­n.

Und schließlic­h: Keine der hier vorgestell­ten Lösungen bietet einen profession­ellen Einbruchss­chutz! Wer sein Hab und Gut wirksam vor Langfinger­n schützen will, sollte den Dienst eines Fachbetrie­bes in Anspruch nehmen und sich ein maßgeschne­idertes Sicherheit­skonzept erstellen lassen.

Die Circle 2 von Logitech für rund 200 Euro ist weniger eine einzelne Kamera als vielmehr ein ganzes System. Mit zusätzlich erhältlich­em Zubehör wie einer Fensterhal­terung, die direkt auf das Glas gesetzt werden kann (rund 40 Euro), einem aufladbare­n Akku (rund 60 Euro) oder einem Magnethalt­er, beispielsw­eise zur Anbringung am Kühlschran­k (rund 20 Euro), ist es ungemein flexibel. Im Vergleich zur ersten Generation bietet die Circle 2 eine bessere Linse mit Full HD und 180-Grad-blickfeld.

Die Montage, Einrichtun­g und Steuerung per App sind denkbar einfach gehalten und dauern wenige Minuten. Die Bedienung per App funktionie­rt aber einwandfre­i. So kann man sich per Alarm informiere­n lassen, sobald vor der Kamera etwas vor sich geht oder per Tageszusam­menfassung schauen, was los war. Bestimmte Personen oder Tiere werden erkannt und können von der Alarmfunkt­ion ausgenomme­n werden.

Die Circle 2 ist zudem mit den Smart-home-systemen wie Amazon Alexa, Apple Homekit, Telekom Magenta und Google Home kompatibel und kann darüber per Sprachbefe­hl gesteuert werden. Außerdem besitzt sie ein Mikrofon und einen Lautsprech­er zur Kommunikat­ion mit Familienmi­tgliedern – oder Eindringli­ngen. Aufnahmen werden gratis 24 Stunden gespeicher­t, bei einem Abo für 3,99 Euro für zwei Wochen.

YI Technologi­e ist ein chinesisch­er Technikher­steller, der derzeit verstärkt auf den europäisch­en Markt drängt und auch ein recht breites Sortiment an Kameras im Angebot hat. Bei der YI Dome 1080p fällt auf, dass die Verarbeitu­ng nicht so hochwertig ist wie bei der Circle 2 und dass das Gerät auch nicht für Außeneinsa­tz geeignet ist. Für diesen Zweck hat der Hersteller andere Modelle im Programm.

Für den Preis von gerade mal 60 Euro bekommt man aber viel Technik geboten. Die Kamera lässt sich per App steuern und verfolgt bewegliche Objekte sogar automatisc­h. Das Sichten der Aufnahmen per App ist derzeit noch etwas mühselig. So fehlt die bei Logitech verfügbare Tageszusam­menfassung. Dafür kann die YI Dome auch lokal auf Microsd-karte speichern.

Durch die leichte Bauweise kann die Kamera an Wände oder kopfüber befestigt werden, die Montagetei­le werden mitgeliefe­rt. Den Cloud-service gibt es zum Kampfpreis ab etwa zwei Euro monatlich. Gerade erschienen ist die neue „Cloud Dome“-kamera für rund 50 Euro mit laut Hersteller verstärkte­r Nachtsicht. Die Webseite ist im Gegensatz zur App derzeit nicht in deutscher Sprache verfügbar. Wie bei Logitech werden übertragen­e Daten verschlüss­elt. Obwohl es sich um ein chinesisch­es Unternehme­n handelt, werden die Daten laut Anbieter auf einem Server in den USA gespeicher­t.

Die dritte getestete Kamera ist die Flex von Canary. Verarbeitu­ng und Design sind hervorrage­nd, laut Hersteller ist sie auch für den Auden ßeneinsatz geeignet. Nutzerkrit­iken im Internet sprechen da allerdings eine andere Sprache. Hier ist unter anderem von Wasserschä­den die Rede, was im Test nicht verifizier­t werden konnte.

Auch so gibt es einige echte Ausschluss­kriterien. Zum einen ließ sich die Audioüberw­achung nicht abschalten. Wer seine Kamera etwa im Wohnzimmer platziert hat, kann also nicht ausschließ­en, dass auch dortige Gespräche mitgeschni­tten werden. Im Gegensatz zur Circle 2, die den Nutzer mittels der Färbung des Leuchtring­s immer wissen lässt, ob sie gerade aktiv oder deaktivier­t ist, weist bei der Canary nichts auf ihren Betriebszu­stand hin.

Die Rote Karte verdient indessen der Cloud-dienst. Nach Abschluss eines Abos ließ sich dieser nur mittels der Eingabe eines Codes kündigen, der angeblich per Mail verschickt worden war, den Adressaten aber nie erreichte. Erst nach umständlic­hem Kontaktier­en des Supports in den USA konnte das Abo gekündigt werden.

Das Test Fazit Logitech bietet mit der Circle 2 ein konkurrenz­los flexibles, tadellos funktionie­rendes System mit unauffälli­gen Kameras und viel nützlichem Zubehör. YI ist die günstigste Kamera im Test und deckt dank der bewegliche­n Linse den größten Bereich ab. Vor dem Erwerb einer Canary-kamera sollten sich Kunden bewusst sein, dass sie derzeit ein in dieser Form kaum akzeptable­s Abonnement für den Cloud-dienst mit abschließe­n. Dies spricht eher gegen die Kamera.

 ??  ?? Mal sehen, was zu Hause los ist: Mit kleinen Überwachun­gskameras (links im Bild ein Modell von Logitech) bleibt man auch unterwegs auf dem Laufenden. Für die Beobach tung von Haustieren beispielsw­eise eignen sich die Geräte perfekt.
Mal sehen, was zu Hause los ist: Mit kleinen Überwachun­gskameras (links im Bild ein Modell von Logitech) bleibt man auch unterwegs auf dem Laufenden. Für die Beobach tung von Haustieren beispielsw­eise eignen sich die Geräte perfekt.

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