Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine „Monstertrasse“durch den Wald?
Verkehr Die einen protestieren gegen den Ausbau der Staatsstraße 2036, die anderen haben Angst, abgehängt zu werden. Seit Monaten wird um die Verbindung in den Naturpark Westliche Wälder gestritten. Mittlerweile gibt es vier Petitionen
Holzhausen/heretsried Die Landtagspräsidentin Barbara Stamm kennt das „Tor zu den Westlichen Wäldern“mittlerweile gut: In den vergangenen Wochen nahm sie vier Petitionen entgegen, die sich mit der Staatsstraße 2036 zwischen Holzhausen bei Gersthofen und Heretsried im Holzwinkel befassen. Nach den Plänen des Staatlichen Bauamts Augsburg soll ein etwa drei Kilometer langes Stück „bestandsorientiert“ausgebaut werden. Das heißt: Für rund fünf Millionen Euro gibt es eine neue Fahrbahn mit einer einheitlichen Breite von sieben Metern. Die bestehenden engen Kurven werden ebenso beseitigt wie unübersichtliche Kuppen und abtauchende Streckenabschnitte. Naturschützer befürchten eine „Monstertrasse“.
Über 3700 Unterschriften haben sie mittlerweile gegen den Ausbau gesammelt und mit einer Petition in München übergeben. Die Gegner des großen Ausbaus halten die Pläne für überzogen und bemängeln unter anderem, dass für die Begradigung und Verbesserung der Sichtverhältnisse mitten im Naturpark Westliche Wälder 3,5 Hektar Wald gefällt werden sollen.
Auf das Thema Abholzungen gehen auch die Unterzeichner einer weiteren Petition ein: Die Bürgermeister von Heretsried und Emersacker fordern im Namen der Gemeinden Adelsried, Altenmünster, Emersacker, Laugna, Heretsried, Welden und des Bürgermeisters von Bonstetten einen zügigen Ausbau der Staatsstraße 2036. „Wir geben zu bedenken, dass es sich um Nutzwald handelt, der nach einer gewissen Wuchszeit sowieso einer Ernte zugeführt wird.“Der Bereich werde auch wieder begrünt und angepflanzt. Wörtlich heißt es: „Eine einmalige Chance, hier umfangreiche ökologische Aufwertung zu realisieren.“
Hauptargument der Holzwinkelvertreter für eine große Lösung sind die Verkehrssicherheit und die Infrastruktur. Es sei nicht hinnehmbar, dass in den vergangenen Jahren „im Ballungsraum bis Holzhausen ein komfortabler Ausbau inklusive Ortsumfahrungen realisiert wurde, jedoch der westlich davon liegenden, ländlich geprägten Region Holzwinkel/zusamtal nicht einmal dieses angestrebte Mindestmaß an Verbesserung der infrastrukturellen Versorgung zugestanden werden soll“. Will heißen: Die Holzwinkelgemeinden haben Angst, ohne eine ausgebaute Straße abgehängt zu werden.
Dass die rund drei Kilometer lange Strecke aufgemöbelt werden muss, da lassen auch die Ausbaugegner keinen Zweifel – aber in Maßen: „Wir wollen einen Ausbau in einer bewohnerfreundlichen, naturverträglichen, Kosten-nutzen-optimierten Form“, sagt Albert Eding unisono mit der Kreisgruppe Augsburg des Bundes Naturschutz. Es genüge eine frostsichere und tragfähige Gründung mit Erneuerung der Fahrbahn und gegebenenfalls Erneuerung der Bankette auf der bestehenden Trasse. Für eine gemäßigtere Sanierung sprechen sich auch die Gablinger Gemeinderäte aus – sie hatten ebenso wie die W.i.r.-fraktion des Gersthofer Stadtrats eine Petition im Landtag eingereicht. Mit dabei war Inge Eden, die Wirtin der Ausflugsgaststätte Peterhof, die in dritter Generation von ihrer Familie geführt wird. Der Peterhof liegt direkt an der Staatsstraße zwischen Holzhausen und Heretsried. Inge Eden sieht durch die geplante einjährige Bauzeit, während der der Peterhof jeweils von einer Seite von der Zufuhr abgeschnitten ist, die Existenz ihres Betriebs gefährdet.
Die Proteste nehmen auch ungewöhnliche Züge an: Im Mai wanderten Ausbau-gegner mit gebastelten Plakaten sowie vier Eseln zum Peterhof, um die geplanten Eingriffe zu diskutieren. Unabhängig davon läuft das Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Schwaben. Das heißt: Es werden alle vom Bauvorhaben möglicherweise betroffenen öffentlichen und privaten Belange gesammelt, geprüft und zuletzt abgewogen. Am Ende könnte das ausführende Staatliche Bauamt Augsburg Baurecht bekommen. Oder eben nicht. »Kommentar