Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kerber geht die Puste aus

Tennis Nach einem starken Start bekommt die ehemalige Weltrangli­stenerste zunehmend Probleme gegen Halep und verpasst den Halbfinal-einzug. Eine große Favoritin scheitert

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Paris Angelique Kerber brauchte nur einen Satz, um ihr Viertelfin­alaus bei den French Open zusammenzu­fassen. „Ich habe sehr gut angefangen, aber die Simona hat besser aufgehört“, erklärte die einstige Nummer eins der Welt nach der erneuten Niederlage gegen die Weltrangli­sten-erste. Nach zwei Wochen Sandplatz-tennis in Paris schien Kerber am Mittwoch beim 7:6 (7:2), 3:6, 2:6 gegen die Rumänin Simona Halep am Ende auch ein bisschen die Kraft auszugehen. „Ich war im dritten Satz einfach den einen oder anderen Schritt zu langsam“, erklärte die 30 Jahre alte Norddeutsc­he.

Am Tag nach dem verletzung­sbedingten Aus von Alexander Zverev schaffte sie es auch im zweiten Versuch nicht unter die letzten Vier in Paris. Kerber misslang 19 Jahre nach dem letzten Triumph von Steffi Graf zudem die Revanche für das Halbfinal-aus gegen Halep bei den Australian Open im Januar. „Natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht, dass es nicht gereicht hat. Ich wollte hier ins Halbfinale“, sagte sie. Anderersei­ts hat sie sich mit dem lange Zeit ungeliebte­n Sand inzwischen angefreund­et. „Wenn ich zurückblic­ke, war es eine relativ erfolgreic­he Sandplatz-saison“, erklärte Kerber. Das soll der Wimbledonf­inalistin von 2016 nach einigen Tagen Pause frisches Selbstvert­rauen für die anstehende­n Wochen auf Rasen geben. Die zweimalige Paris-finalistin Halep trifft in der Vorschluss­runde an diesem Donnerstag auf Wimbledons­iegerin Garbiñe Muguruza aus Spanien, die der zweimalige­n French-open-siegerin Maria Scharapowa aus Russland beim 6:2, 6:1 keine Chance ließ. Im anderen Semifinale kommt es zwischen Us-open-siegerin Sloane Stephens und Us-open-finalistin Madison Keys zu einem amerikanis­chen Duell.

„Mal schauen, wie lange die Reise noch geht“, hatte Kerber vor dem Match noch erklärt. In ihrem zweiten French-open-viertelfin­ale nach 2012 erwischte sie am frühen Nachmittag unter dem anfangs bedeckten Pariser Himmel einen Blitzstart und führte 4:0, weil Halep zu viele Fehler machte. Danach agierte die 26-Jährige etwas geduldiger in dem intensiv und von beiden Seiten lautstark geführten Duell. „Ich bin nach dem ersten Satz stark geblieben“, sagte Halep. „Sie bringt immer den Ball zurück, und ich habe zu viel versucht. Dann habe ich die Taktik geändert, und das war erfolgreic­h.“

Auf dem Court Suzanne Lenglen, wo sie zwei Tage zuvor die französisc­he Lokalmatad­orin Caroline Garcia entzaubert hatte, versuchte Kerber nach Möglichkei­t, selbst Druck auszuüben, um nicht ständig nur aus der Defensive agieren zu müssen. Die einstige Australian- und Usopen-siegerin kassierte beim 5:5 trotzdem den Ausgleich, weil Halep ihr aggressive­s Spiel nun immer öfter durchsetze­n konnte.

Im Tiebreak half sie Kerber auf dem sich allmählich füllenden zweitgrößt­en Platz im Stade Roland Garros dann wieder mit einigen Fehlern. Danach verließ Kerber kurz den Platz, dies schien sie allerdings eher aus dem Rhythmus zu bringen. Die Sportlerin des Jahres 2016 lag sofort 0:2 hinten und schenkte nun ihrerseits Halep zu viele leichte Punkte. Während die Wolken am Himmel aufrissen, verpasste Kerber das mögliche Rebreak zum 4:4, nach einem Doppelfehl­er gab sie zum ersten Mal im Turnier einen Satz ab.

Im entscheide­nden Durchgang lag sie sofort wieder 0:2 hinten und ließ sich nach dem Rebreak zum 1:2 am linken großen Zeh wegen einer Blase behandeln. Halep konterte sofort. Nach 2:14 Stunden feierte sie den sechsten Sieg im zehnten Vergleich. FRENCH OPEN

Halep (Rumänien) – (Kiel) 6:7 (2:7), 6:3, 6:2; Muguruza (Spanien) – Scharapowa (Russland) 6:2, 6:1 Nadal (Spanien) – Schwartzma­n (Argentinie­n) 4:6, 5:3; Cilic (Kroa tien) – del Potro (Argentinie­n) 6:6; bd. Spiele we gen Regen unterbroch­en und auf Do. verschoben

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