Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Krach um den „Werkraum“
Hintergrund Um die beliebte Hobby-werkstatt im Martinipark tobt ein Streit zwischen der Geschäftsführerin des Unternehmens und Mitarbeitern. Der Konflikt wird auch öffentlich im Internet ausgetragen
Es ist ein beliebter Ort für Hobbyhandwerker. Der „Werkraum“im Martinipark bietet Platz, Werkzeuge und Unterstützung für Menschen, die an handwerklichen Projekten arbeiten wollen. 2015 startete die offene Werkstatt, seither läuft sie, und das durchaus mit Erfolg. Von der Stadt Augsburg gab es den „Zukunftspreis“für den Werkraum mit der Gründerin und Geschäftsführerin Bianka Groenewolt, im Internet lassen sich zahlreiche positive Rückmeldungen von Bastlern finden. „Nette Leute, gut ausgestattet, tolle Möglichkeit zum Werkeln“, findet etwa ein Besucher im sozialen Netzwerk Facebook.
Nun allerdings hängt der Haussegen bei den Machern des Werkraumes gewaltig schief. Viele Teammitglieder der Werkraum-augsburg GUG (gemeinnützige Unternehmergesellschaft) haben ihre ehrenamtliche Mitarbeit und Unterstützung „ausgesetzt“, wie einem Facebookbeitrag zu entnehmen ist. Hintergrund ist ein Streit zwischen der Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Auslöser soll der Wunsch der Geschäftsführerin sein, ein höheres Gehalt für ihre Tätigkeit zu bekommen. Um besonders große Summen geht es nicht. Die Rede ist von 2000 Euro monatlich für eine Halbtagsstelle. Diese Summe, so sagen es die Ehrenamtlichen, sei jedoch für den Werkraum aktuell nicht zu stemmen. Die Geschäftsführerin nehme mit dieser Forderung den finanziellen Ruin des Projektes in Kauf. Archivfoto: Ruth Plössel
Zum offenen Bruch kam es demnach bei einem Treffen am 11. Mai. Schon drei Wochen vorher habe die Geschäftsführerin im engeren Führungszirkel angesprochen, mehr Gehalt zu wollen, sagt Sven ten Pas, einer der Ehrenamtlichen und neben Groenewolt der einzige Mitgesellschafter der gemeinnützigen UG. Eine betriebswirtschaftliche Aufstellung, ob dies finanziell tragbar sei, habe sie nicht geliefert. Die Fronten sind offenbar verhärtet. Von der einen Seite heißt es, die Geschäftsführerin verhalte sich undemokratisch, von der Geschäftsführerin selbst, einige Personen verhielten sich geschäftsschädigend.
Beim Treffen am 11. Mai jedenfalls muss es ordentlich gekracht haben. Einige Ehrenamtliche sollen von der Geschäftsführerin Hausverbote erteilt bekommen haben; manche von ihnen wollen nun die Maschinen und Werkzeuge, die sie dem Werkraum verliehen hatten, wieder zurückfordern. Keine ganz glückliche Situation für eine offene Werkstatt, die auch von dem Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter und davon lebt, dass vor Ort Material für Hobbybastler bereit liegt.
Die Geschäftsführerin stellt die Lage in einer Antwort auf Facebook anders dar. Sie habe zur Gründung des Werkraumes einen gut bezahlten Beruf aufgegeben, von Anfang an die Verantwortung für die finanziellen und rechtlichen Risiken übernommen und das Projekt in den ersten beiden Jahren finanziell mit einer nicht unerheblichen Summe unterstützt. Als Geschäftsführerin trage sie die unternehmerischen Risiken und Verantwortung. Dass sie für diese Leistung bezahlt werde und ihren Lebensunterhalt so bestreite, sei nicht verwerflich. Groß äußern möchte sie sich auf Az-anfrage zu dem Konflikt nicht. Der Facebook-post, in dem sie direkt angegriffen wird, sei untragbar. Auch andere Nutzer des sozialen Netzwerkes kritisieren, dass der Konflikt auf diesem Wege in die Öffentlichkeit gelangte. Von der anderen Seite heißt es, man habe vorher lange um andere Lösungen gerungen und die Befürchtung gehabt, der Konflikt solle unter den Teppich gekehrt werden. Die Kritik daran, ihn zu thematisieren, könne man nicht nachvollziehen, es gehe auch um Transparenz gegenüber den Nutzern des Werkraumes.
Es geht bei dem Konflikt aber auch um die Frage, wie bezahlte und ehrenamtliche Arbeit in einem Projekt unter einen Hut zu bekommen sind. Wie die Zukunft des Werkraumes aussieht, ist aktuell nicht ganz klar. Die Geschäftsführerin schreibt auf Facebook, der Werkraum habe mit einer etwas reduzierten Mannschaft zu den üblichen Zeiten geöffnet. Ein Krisengespräch am Dienstag brachte dem Vernehmen nach zunächst keine Lösung hervor.