Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Israel rettet Retter vor Assad
Geheime Aktion an der Grenze zu Syrien
Damaskus Sie kommen im Schutz der Dunkelheit an die israelische Grenze auf den Golanhöhen. Hunderte Flüchtlinge aus Syrien, im Süden des Landes seit Tagen gefangen zwischen der anrückenden syrischen Armee und dieser abgeschotteten Barriere zwischen zwei verfeindeten Staaten. Hier befindet sich normalerweise eine Sackgasse. Doch am Samstagabend öffnet sich die Grenze. Es ist die Rettung für 422 Menschen – Rettungskräfte der syrischen Organisation Weißhelme und deren Familien. Zunächst war von 800 Menschen die Rede. Israelische Soldaten nehmen sie in Empfang, Sanitäter behandeln Bedürftige, Busse stehen bereit.
Die Truppen von Syriens Präsident Baschar al-assad hatten zuletzt fast die gesamte Region mit Ausnahme eines schmalen Streifens an den von Israel besetzten Golanhöhen erobert. Die syrische Regierung hat die vom Westen, vor allem aus Großbritannien, unterstützten Helfer schon lange zu Landesfeinden erklärt. Die Organisation selbst beschreibt sich als „unbewaffnet und neutral“. Eigenen Angaben zufolge haben die Weißhelme bis heute mehr als 114000 Menschen nach Angriffen der syrischen Luftwaffe und ihrer Verbündeten gerettet. 2016 wurden sie mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Die 422 nun geretteten Retter waren besonders gefährdet, seit Tagen wurde geheim verhandelt, um Israel und Jordanien zur Kooperation zu bewegen. Auf Bitten der USA, unter Steuerung der Vereinten Nationen und mit Einbindung Deutschlands, Großbritanniens und Kanadas wurde der Einsatz dann gestartet. „Die Hauptsorge war, dass die Assad-armee von den Plänen erfährt und die Aktion durchkreuzt“, heißt es in einem israelischen Tv-bericht. Doch es ging alles gut. Bundesinnenminister Horst Seehofer will nun einige der Geretteten aufnehmen: „Ich habe entschieden, dass Deutschland acht Angehörige der Weißhelme des oppositionellen syrischen Zivilschutzes und ihre Familien aufnimmt und ihnen Schutz gewährt.“