Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Im Schlosshof auf der „Autobahn“mit den Vollgas Bläsern
Konzert Es schüttet in Scherneck wie aus Kübeln, aber Labrassbanda macht die Dauerdusche im Nu vergessen
Versprochen! Am Ende des Konzerts gibt es den Regen-bonus von Labrassbanda. Doch was heißt hier Regen. Es schüttet wie aus Kübeln in den Schlosshof von Scherneck. Viele der etwa 2500 Besucher suchen zunächst Schutz unter den alten Bäumen, deren Blätterdach zusehends durchlässiger wird. Die österreichische Vorband Krautschädl entschuldigt sich für den Song „Spring eini ins kalte Wasser“und empfiehlt, sich warmzuhüpfen.
Dann legt Labrassbanda mit ihrem fetzigen Gebläse los und die Dauer-dusche ist vergessen. Zum dritten Konzert der Brass-bande auf Scherneck sind viele Neulinge den Schlossberg hinaufgepilgert. Trompeter Stefan Dettl warnt, dass einer der Bläser schon mal rot anlaufen und umkippen könnte: „Das gehört zur Show.“Doch die Voll-profis haben natürlich alle die zweite Luft.
Labrassbanda mischt von Beginn an Neues mit Dauerbrennern der Band. Mit vorne dran ist der junge Song „Ujemama“– was sich afrikanisch anhört, aber sich um die bayerische Mama dreht. Früh dran ist an diesem Abend auch „Autobahn“– längst ein millionenfach gehörter Klassiker. Andere Bands würden einen solchen Hit als Schlusspunkt setzen. Fast vergisst man, dass Labrassbanda damit erst vor zehn Jahren durchgestartet ist. Denn ihr Heimat-sound hat sich längst etabliert. Dass die Burschen auch an diesem verregnetem Abend barfuß und in Lederhosen auftreten, könnte man als Masche abtun. Doch Stefan Dettl und Co. nimmt man es ab, dass das keine billige Bayerntümelei ist, gerade weil die Band musikalisch so weltoffen ist. Die atemberaubend schnell gespielten und messerscharf präzisen Bläsersätze könnten vom Balkan stammen.
Zuletzt ist Labrassbanda auf Weltreise gegangen. Es ist halt ein „Scheena Dog“(Schöner Tag), wenn man von der Welt lernen kann. Die Reise führte unter anderem nach Rio. Von dort hat die Band eine Samba mitgebracht. So tanzt der ganze Schlosshof geschmeidig acht Schritte Richtung Augsburg und wieder zurück. Zum Verschnaufen gibt es zwischendurch einen langsamen Reggae, bei dem man sogar den Regen prasseln hört. Oft heißt es aber Vollgas – beim Gebläse wie beim Gesang von Stefan Dettl. Der Holländer und der Oberösterreicher der somit gar nicht so bayerischen Band leiten das Publikum zu albernen Yoga-verrenkungen an. Schwimmbewegungen passen zum Wetter. Gedacht ist das als Entspannung vor dem Schluss.
Dann gilt das Versprechen: Labrassbanda geht im Schlosshof unverstärkt auf Tuchfühlung mit dem Publikum und bekommt selber noch ein bisschen von dem Regen ab. Der hat am Ende niemanden mehr gestört.