Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Chef hat schlechte Laune

Fußball Özils Rücktritt beschäftig­t auch den Bayerische­n Fußballver­band. Dessen Präsident Rainer Koch ist Mitglied der Dfb-führung. Vor allem ein Vorwurf trifft ihn hart

- VON FLORIAN EISELE Foto: Christian Kolbert

Augsburg Vor der neuen Bezirksges­chäftsstel­le des Bayerische­n Fußball Verbandes (BFV) bauen Mitarbeite­r Biertische auf, es gibt Häppchen und Sekt. Dieser Montag soll eigentlich ein Tag zum Feiern sein: Die neuen Büroräume werden eingeweiht. Im Verwaltung­sgebäude des FC Augsburg hat der BFV 180 Quadratmet­er bezogen, in unmittelba­rer Nähe zum Stadion des Erstligist­en. Es ist ein nachhaltig­er Brückensch­lag zwischen den Amateuren und dem Profi-fußball, wie es im Funktionär­sdeutsch heißt. Der Mietvertra­g läuft 25 Jahre. Der gestresst wirkende Bfv-präsident Rainer Koch taugt an diesem Tag aber nur sehr bedingt dazu, Feierlaune zu verbreiten. Der Grund für die verhagelte Stimmung des Funktionär­s spielte bis vor kurzem für Deutschlan­d Fußball und beschäftig­t nun die Nation mit einer Rassismus-debatte: Mesut Özil. Koch ist auch Vize-präsident des DFB.

Als später die ersten Gäste auf den Bierzeltbä­nken Platz nehmen, ist Özil natürlich das Thema Nummer eins – nur offiziell darüber reden möchte niemand. Am allerwenig­sten Koch selbst. Der 59-Jährige hat kurz vor Beginn der Veranstalt­ung eine offizielle Stellungna­hme auf seiner Facebook-seite veröffentl­icht. Wie die Pressestel­le des Verbandes im Vorfeld betont, soll es bei dieser Erklärung auch bleiben. In dem Text betont Koch, dass er den Rücktritt Özils zwar bedauere, weist aber den Rassismus-vorwurf „mit Nachdruck“zurück. Rassismus im Fußball – es passt nicht zum Image, dass sich der DFB und seine Landesverb­ände geben wollen.

Eine andere Spitze hat Koch offenbar empfindlic­h getroffen. Bayern-vorstandsc­hef Karl-heinz Rummenigge hatte die Dfb-führung am Wochenende wegen der Fehler-analyse nach dem WM-AUS scharf kritisiert – und dabei Koch als einzigen Funktionär namentlich genannt: „Ich stelle nur fest, dass beim DFB komplett Amateure das Geschehen übernommen haben und da spielen auch Leute wie Koch und andere Landesfürs­ten eine Rolle.“

Zu den Vorwürfen Rummenigge­s wollte Koch sich ebenfalls nicht äußern. Wie eine Antwort auf dessen Attacke hört sich aber ein späteres Zitat des Verbandsch­efs an. Einer der Gründe, warum der BFV und der FCA künftig direkt nebeneinan­der arbeiten, sei: „Wenn man täglich miteinande­r zu tun hat, ist es unwahrsche­inlicher, dass man sich gegenseiti­g für unfähig hält.“An dieser Stelle lächelt er sogar einmal.

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BFV Präsident Rainer Koch bei der Eröffnung der neuen Geschäftss­telle seines Ver bandes in Augsburg.

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