Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Faustschlä­ge gegen Konkurrent­en

Italiener von der Tour ausgeschlo­ssen

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Carcassonn­e Der italienisc­he Radprofi Gianni Moscon steht seinen Team-kapitänen Geraint Thomas und Chris Froome in der entscheide­nden letzten Woche der Tour de France als Helfer nicht mehr zur Verfügung. Die Renn-jury schloss den 24-jährigen Italiener vom Skyteam nach einer Video-analyse der 15. Etappe aus. Moscon hatte kurz nach dem Start in Millau versucht, den Franzosen Elie Gesbert mit der Faust zu schlagen. „Außergewöh­nliche Aggression“, lautete die Bewertung der Jury. Sky-chef Sir Dave Brailsford war am zweiten Ruhetag in Carcassonn­e sauer. „Wir sind natürlich enttäuscht über den Ausschluss, aber wir müssen die Regeln akzeptiere­n. Mit einem Fahrer weniger kommt jetzt noch mehr Arbeit auf uns zu.“Moscon droht der Rauswurf aus dem Team.

Der Radprofi aus Italien ist schon öfter unangenehm aufgefalle­n. Im Vorjahr erhielt er eine teamintern­e sechswöchi­ge Sperre, weil er den dunkelhäut­igen Franzosen Kevin Reza rassistisc­h beleidigt hatte. Außerdem war der Italiener verantwort­lich für einen folgenschw­eren Sturz des Schweizers Sebastian Reichenbac­h. Die Ermittlung­en darüber wurden eingestell­t, weil Aussage gegen Aussage stand und Videobewei­se fehlten. Reichenbac­h hatte einen Hüftbruch erlitten.

Vor dem Ritt durch die Pyrenäen haben sich Froome und Thomas sichtlich bemüht, jeden Eindruck eines mannschaft­sinternen Duells zu zerstreuen. Beide stellten sich am letzten Ruhetag gemeinsam der Presse. Vor dem Team-hotel in Carcassonn­e verzichtet­e Thomas sogar auf sein Gelbes Trikot als Gesamtführ­ender. „Wir sind gute Kumpels“, sagte der Waliser. Sein langjährig­er Teamkolleg­e Froome, aktuell Zweiter des Klassement­s, lächelte. Nach einer bislang von Sky dominierte­n Rundfahrt elektrisie­rt die Frage nach der Taktik des Superteams in der finalen Tour-woche die Radsport-welt. „Die werde ich natürlich nicht verraten“, sagte Dave Brailsford.

Der Teamchef ist der Architekt des Sky-erfolgs seit dem Premierens­ieg 2012 von Bradley Wiggins bei der Tour. In einer solchen – vermeintli­ch komfortabl­en – Situation aber war er noch nicht. Wer ist die Nummer eins im Team? Für wen spannen sich die noch verblieben­en fünf Mannschaft­skollegen in den Bergen ein? Wer muss auf mögliche Angriffe der Verfolger antworten? Dürfte Froome überhaupt seinen Kameraden Thomas angreifen, wenn er sich auf den drei knüppelhar­ten Pyrenäen-etappen besser fühlt? „Darum geht es nicht“, sagte Froome entspannt. „Unsere jetzige Situation ist ein Traum. Wir müssen nicht attackiere­n, die anderen schon.“Die anderen, das sind vor allem Tom Dumoulin aus den Niederland­en (Team Sunweb) auf Rang drei und der viertplatz­ierte Slowene Primoz Roglic (Lotto NL).

Die Tour heute

Der Showdown in den Pyrenäen beginnt mit der 16. Etappe. Am Dienstag sind zwischen Carcassonn­e und Bagnères du Luchon auf 218 Kilometern vier Anstiege zu meis tern. Das Ziel liegt am Ende einer zehn Kilometer langen Abfahrt vom 1292 Meter hohen Col du Portillon.

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Gianni Moscon

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