Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Drang nach Freiheit
Tipp des Tages Ungleiche 14-Jährige pendeln zwischen Überschwang und Weltschmerz
ARD, 22.45 Uhr Der große Traum von der großen Freiheit: Für zwei 14-Jährige, die mit dem Lada in die Walachei wollen, ist er in Fatih Akins Film „Tschick“zum Greifen nah. Vor knapp zwei Jahren kam der Roadmovie nach dem Buch des 2013 gestorbenen Autors Wolfgang Herrndorf in Kinos. Mehr als 800000 Zuschauer strömten in die Lichtspielhäuser. Jetzt ist der Film, der mit dem Bayerischen und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, erstmals im Free-tv zu sehen: zeigt ihn an diesem Dienstag um 22.45 Uhr.
In keiner Sequenz driftet dieses kurzweilige Roadmovie in seichte deutsche Comedy-gefilde ab. Stattdessen ist es überzeugend gelungen, den Geist des preisgekrönten Romans in das Medium Film zu übertragen, ohne sich sklavisch an die Vorlage zu klammern. Akin erzählt die Geschichte konsequent aus der Perspektive des 14-jährigen Maik Klingenberg (Tristan Göbel), dessen alkoholkranke Mutter (Anja Schneider) sich mal wieder in die Entzugsklinik verabschiedet hat, während Maiks Vater (Uwe Bohm) mit Freundin in Urlaub fährt.
Die großen Ferien beginnen, und da kommt dann der seltsame neue Klassenkamerad Tschick (Anand Batbileg) ganz recht. Der Russlanddeutsche steht eines Tages mit einem reichlich schrottreifen blauen Lada vor der Tür, und bald befinden sich die Jungs aus Berlin auf großer Fahrt durch den endlosen Sommer.
Akins Gute-laune-roadmovie feiert ganz unaufdringlich den Nonkonformismus. Das schwankende Lebensgefühl der beiden Ausreißer wird feinfühlig und ohne Anbiederung entfaltet.