Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Neues Abenteuer im Tal des Todes
Nach dem Großbrand im Sommer 2017 ist wieder Leben auf der Bühne der Western City eingekehrt. Zwei Stunden wird geritten, gekämpft und auch gelacht
Dasing Während der Sommerferien müssen Winnetou und Old Shatterhand wieder spannende Abenteuer in der Western City Dasing (Landkreis Aichach-friedberg) bestehen. Nach deren Brand vor einem Jahr fand am Wochenende die Premiere des Stücks „Im Tal des Todes“statt.
„Wir sind wieder da – froh und stolz“, sagte Geschäftsleiter Volker Waschk unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer, von denen viele schon seit Jahren immer wieder gern zu den Süddeutschen Karl-mayfestspielen kommen. Die Freilichtbühne war unversehrt geblieben, als im Sommer 2017 ein Großbrand die komplette Westernstadt und das Wohnhaus ihres Gründers Fred Rai eingeäschert hatte.
Mit vereinten Kräften schaffte es das Team, in Dasing wieder einen Gastronomie-, Show- und Spielbetrieb auf die Beine zu stellen. Diesen „ungebrochenen Enthusiasmus“ würdigte Landrat Klaus Metzger bei der Premiere und bezeichnete die Spiele als Aushängeschild für das Wittelsbacher Land. „Nach einer solchen Katastrophe wieder weiterzumachen, das erfordert enormen Mut und Leidenschaft“, sagte nach der Vorstellung Ralf Bausch. Der Autor aus dem Schwarzwald hat ein 300 Seiten starkes Buch veröffentlicht, in dem zahlreiche Karl-maydarsteller zu Wort kommen, darunter auch Fred Rai. „Man meint, der singende Cowboy müsste jeden Moment um die Ecke kommen“, so Bausch.
In seinem neuen Buch wird auch Peter Görlach porträtiert, der seit 13 Jahren für die Aufführungen verantwortlich ist als Autor, Darsteller, Regisseur, Stunt-koordinator und unermüdlicher Motor für das 80-köpfige Team.
Das besteht zum größten Teil aus ehrenamtlichen Mitspielern, die in der Freizeit ihre Liebe zum Wilden Westen ausleben, so wie Michael Englert mit seinen Kindern. Er verkörpert den kauzigen Westmann Sam Hawkens und sagt: „Wir sind in Dasing wie eine große Familie, in der man gerade in einer Krise besonders zusammenhält!“
„Ohne den starken Teamgeist wäre kein Neuanfang möglich gewesen“, stellte der Regisseur nach dem Premierenabend sichtlich erleichtert fest. Dieser war in mehrfacher Hinsicht ein besonderer: Es war Görlachs 13. Inszenierung und in der Nacht der Mondfinsternis feierte Helmut Urban seinen 47. Geburtstag. Für den Old Shatterhanddarsteller stimmte das Premierenpublikum samt Schlagersängerin Claudia Jung und Schirmherr Thomas Goppel ein Ständchen an – „ein wunderbares Geschenk“, freute sich Urban.
Er reitet heuer mit seinem Blutsbruder (als Winnetou edel wie immer: Matthias M.) bis zum 9. September jedes Wochenende dreimal durch das „Tal des Todes“, in dem der schurkische Senator Walker (Sven Kramer) hinter einem Schatz her ist. Gegen die unbestechlichen, in ihren Werten unbeirrbaren Freunde sind der Ameisenmann und die Wespe, die aktuellen Helden im Action-kino, ein alter Hut. Immerhin begeistert das von Karl May erfundene Duo die Leser und Zuschauer ganz ohne technische Tricks schon seit mehr als hundert Jahren.
Auch in Dasing tun die beiden wieder alles, was die Fans von ihnen erwarten: Zwei Stunden lang wird geritten, gekämpft und auch gelacht, sobald Lord Emery Eagle und sein Butler (Björn Trenner und Stefan Schwegler) die Arena betreten. Mit seinem Team hat Peter Görlach packende Szenen inszeniert: Es gibt einen Eisenbahnüberfall und einen Zweikampf mit brennenden Fackeln zu sehen, Isabella Kerschdorfer reitet mit ihrem Pferd durchs Feuer und Christian Winklmeier beeindruckt mit seinem Polizeidiensthund Randa, der wie der Blitz durch die Kulisse saust. Zum Happy End darf Volker Waschk in der Rolle des Martin Adler seine geliebte Amy (Alisa Ax) in die Arme schließen. „Eine beeindruckende Leistung auf beinahe professionellem Niveau“, lobte der stellvertretende Landrat Manfred Losinger die Premiere, „ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt.“Auch andere Zuschauer äußerten sich anerkennend darüber, dass sich das Team der Western City nicht entmutigen ließ und das Lebenswerk ihres Gründers fortführt.
Spirituelle Weisheiten und magische Momente gibt es nicht nur im „Tal des Todes“: Bei der letzten Vorstellung im vergangenen Jahr hatte Schamanen-darsteller Reinhold Summer (heuer als Robert Wilkins zu sehen) der Maskenbildnerin Martina Türmer einen Antrag gemacht. Geheiratet wird kommendes Jahr im indianischen Stil – das hätte sich auch Karl May nicht besser ausdenken können.