Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wolfgang Ambros: Eine Partei hilft ihm zurück in die Charts

Wie die FPÖ einem alten Hit des Musikers unfreiwill­ig zum Comeback verhilft

- VON MICHAEL STIFTER

Wien Wolfgang Ambros war schon immer einer, der die „Goschn“aufmacht, wenn ihm was nicht passt. Momentan passt dem österreich­ischen Liedermach­er so einiges nicht in seinem Heimatland. Und weil der Ambros eben auch ein politische­r Mensch ist, musste das irgendwann einmal raus. „Ich bin mir sicher, dass es viele braune Haufen in der FPÖ gibt“, sagt er in einem Interview mit der Süddeutsch­en Zeitung über die Rechtspopu­listen, die in Wien, seit Dezember mitregiere­n. Auch Sebastian Kurz, der jugendlich­e „Wunderwuzz­i“, kriegt eine aufgestric­hen (quasi eine verbale Watschn): „Er sagt immer das Richtige, weil er inhaltlich nix sagt. Auf die Leute wirkt das angenehm“, erklärt der Musiker das wenig schmeichel­hafte Erfolgsrez­ept des Kanzlers, dem er vorwirft, dem Koalitions­partner „einfach alles“durchgehen zu lassen. Zwar stellt Ambros klar, dass er seine Landsleute „für besonders hilfsberei­t und gastfreund­lich“hält. Doch so weit haben offenbar nicht alle gelesen. Im Internet tobt umgehend der rechte Mob. „Ab in den Gulag mit dem Heuchler!“, fordert einer der Pöbler in einer Mail an den Journalist­en, der das Interview geführt hat. Sogar ein paar Ambros-fans zetern mit und kündigen an, dessen Tonträger zu vernichten. Auch die FPÖ wütet. Generalsek­retär Christian Hafenecker bezeichnet Ambros als „abgehalfte­rten Musiker“.

Doch die Sache geht nach hinten los. Die Fans vom „Wolferl“finden eine kreative Antwort auf den Shitstorm – und verhelfen dem größten Hit des Liedermach­ers zum Comeback. Kurze Zeit später steht mit „Schifoan“ein Lied von 1976 auf Platz eins der Download-charts in Österreich. Die FPÖ lädt Ambros zur Friedenspf­eife bei „Bier und Gulasch“ein. Doch der 66-Jährige kontert trocken: „Ich geh’ wirklich gern mit jedem auf ein Bier, mit denen aber nicht.“

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Foto: dpa Wolfgang Ambros lässt sich den Mund nicht verbieten.

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