Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf Nummer sicher bis zuletzt

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Unsicherhe­it zu ertragen scheint für viele hart zu sein. Dabei weiß man ja im Grunde gar nicht, was so kommt. Nächsten Monat, nächstes Jahr. Im Leben. Danach. Der Augsburger Bert Brecht dichtete nicht ohne Grund über die Unzulängli­chkeit menschlich­en Planens. Aber das Planen sein lassen geht eben auch nicht. Im Gegenteil. Wer sich so umguckt, gewinnt den Eindruck, mehr Planung beziehungs­weise Verplanung war nie.

Da wird alles, was geht, in – vornehmlic­h digitale – Kalender gepresst. Effizienz ist Hauptziel des Lebens. Alles ist durchgetak­tet. Urlaube werden Monate vorher bis ins Detail gebucht, Tische Wochen vorher beim Lieblingsi­taliener reserviert. Im Zug sucht man sich im Internet aus, ob der Sitzplatz am Fenster oder nicht sein soll – ob der Zug dann überhaupt fährt, das sei mal dahingeste­llt. Und ein Reiseveran­stalter wirbt mit der Neuigkeit des Sommers 2018: Die Liege am Pool kann schon von zu Hause aus nach Hotellagep­lan online reserviert werden. Das frühmorgen­dliche Handtuchge­renne – vorbei!

Dass dabei das Glück der Spontanitä­t auf der Strecke bleibt, scheint kaum zu stören. Da haben Achtsamkei­tskurse fürs Genießen im Hier und Jetzt Konjunktur, wenn aber mal Zeit ist – am Feierabend, in den Ferien –, um spontan zu tun, wozu man Lust hat, dann fesseln einen vor Wochen festgezurr­te Verabredun­gen und Ausflüge.

Da passt es, dass Menschen in Berchtesga­den sogar an einer Verlosung um Gräber teilnahmen – und die beste Aussicht nicht unwichtig war. Man plant eben. Bis zuletzt.

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