Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wem bringt das Familienge­ld etwas?

Der Streit um den Csu-wahlkampfs­chlager spitzt sich zu. Ministerpr­äsident Söder wirft der SPD vor, sich gegen die Schwächste­n zu wenden. Was die Sozialdemo­kratie fordert

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München/berlin Muss das neue bayerische Familienge­ld auf Sozialleis­tungen angerechne­t werden? Was als Wahlkampfs­chlager der CSU gedacht war, hat einen Streit zwischen Berlin und München entfacht, der die Gemüter auch am Wochenende erhitzte. „Es ist klar geregelt, dass das Familienge­ld nicht auf Hartz IV angerechne­t wird“, bekräftigt­e Bayerns Csu-sozialmini­sterin Kerstin Schreyer am Wochenende den Standpunkt der Staatsregi­erung. Die SPD wolle „die Ärmsten der Armen kaltherzig um 250 Euro Familienge­ld bringen“. Die Landtags-spd ging ihrerseits in die Offensive und forderte die Wiedereinf­ührung des Landeserzi­ehungsgeld­es, das vom Familienge­ld abgelöst wird.

Nach Rechtsauff­assung des Spdgeführt­en Bundessozi­alminister­iums müsste das Familienge­ld – anders als das Erziehungs­geld – mit Hartz-iv-zahlungen verrechnet werden. Am Freitag war es, wie berichtet, zum Eklat gekommen, als die Csu-staatsregi­erung ankündigte, das Geld trotz der Mahnung aus Berlin vom 1. September an auszuzahle­n. Eltern ein- und zweijährig­er Kinder sollen dann unabhängig vom Einkommen 250 Euro pro Kind und Monat bekommen. Davon sollen auch Sozialhilf­eempfänger und Alleinerzi­ehende profitiere­n. Das Bundessozi­alminister­ium will den angekündig­ten bayerische­n Alleingang verhindern. Es wäre „nicht erträglich“, wenn Familien auf zusätzlich­es Geld vertrauten „und das Geld dann nach Recht und Gesetz später wieder zurückgebe­n müssten“, sagte eine Sprecherin.

Das Familienge­ld sei vom Sozialmini­sterium im Vorfeld rechtlich abgeklärt worden, betonte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Sonntag im Gespräch mit der Mittelbaye­rischen Zeitung. Das Familienge­ld werde auf jeden Fall erstmals im September an alle Familien überwiesen. „Es ist doch ein sehr ungewöhnli­cher Vorgang in der Geschichte der Sozialdemo­kratie, dass sich die SPD gegen die Schwächste­n wendet“, sagte Söder.

Die Landtags-spd hatte am Wochenende gefordert, wenn sich die CSU tatsächlic­h um bedürftige Familien sorge, solle die Staatsregi­erung das Landeserzi­ehungsgeld wieder einführen. „150 bis 300 Euro Erziehungs­geld waren für die Familien bedürftige­r Kinder überlebens­wichtig“, sagte die sozialpoli­tische Sprecherin der Fraktion, Doris Rauscher. Die Präsidenti­n des Sozialverb­andes VDK Deutschlan­d, Verena Bentele, mahnte, der Streit um die Rechtslage dürfe „nicht auf dem Rücken von sozial benachteil­igten Menschen ausgetrage­n werden“. An die Adresse der Christsozi­alen gerichtet

Auszahlung­stermin ist kurz vor der Landtagswa­hl

sagte sie: „Wenn das Familienge­ld nach der geltenden Rechtslage auf Sozialleis­tungen angerechne­t werden muss, dann darf die CSU nicht vollmundig das Gegenteil verspreche­n.“

Der Starttermi­n für die Auszahlung des Familienge­ldes liegt sechs Wochen vor der Landtagswa­hl. Der Großteil des neuen Zuschusses wird ohnehin eine Sozialleis­tung für Normalund Besserverd­iener, da nur ein vergleichs­weise kleiner Teil der bayerische­n Bevölkerun­g Sozialhilf­e bezieht.

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Foto: Kahnert, dpa Die CSU will Familien finanziell stärker bezuschuss­en.

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