Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Beim Tauchen aufs Herz achten
Freizeit Immer mehr Hobbysportler erleiden unter Wasser einen Infarkt. Woran das liegt und was man beachten muss
Viele Hobbysportler starten zur Ferienzeit in den Tauchurlaub – nicht immer ist das aber eine gute Idee. Wegen der zunehmenden Zahl älterer, übergewichtiger Taucher komme es häufiger zu Herzproblemen während der Tauchgänge, warnt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC). „Herzprobleme sind inzwischen eine Hauptursache für Todesfälle bei Tauchgängen“, sagt Peter Buzzacott von der University of Western Australia in Crawley.
2,8 Millionen Europäer werden wohl in diesem Jahr mit Tauchausrüstungen Unterwasserwelten erkunden. Zwar sind Todesfälle bei Freizeit-tauchgängen weltweit insgesamt selten, immer häufiger aber sind Ältere betroffen. Entfielen 1989 noch 15 Prozent der Fälle auf 50- bis 59-Jährige, waren es demnach 2015 bereits 35 Prozent. Bei den über 60 Jahre alten Hobbytauchern stieg der Wert von fünf auf 20 Prozent.
Herzprobleme stehen nun bei den Ursachen für tödliche Tauchunfälle an zweiter Stelle – hinter dem Ertrinken, berichten die Forscher. Um einen Tauchschein zu bekommen, lernen Menschen nicht nur Theorie und Praxis, sondern werden auch vom Arzt untersucht. Folgeuntersuchungen aber sind nicht vorgeschrieben.
Die Forscher nutzten für die im European Journal of Preventive Cardiology vorgestellte Detailanalyse Daten der Us-gesundheitsbehörde CDC. Von den 114 000 berücksichtigten Freizeit-tauchern war ein Drittel 50 Jahre oder älter. Fast die Hälfte war übergewichtig, bei einem Drittel war hoher Blutdruck diagnostiziert. Buzzacott rät Tauchern zu regelmäßigen Gesundheitscheck-ups – und dazu, auf ihre Figur zu achten. Dann sei es kein Problem, bis ins hohe Alter tauchen zu gehen. „Der Vater des Gerätetauchens, Jacques Cousteau, ist mit 90 noch tauchen gegangen, und der derzeit älteste Taucher weltweit ist 94.“Der Franzose Cousteau war ein Pionier der Meeresforschung und dokumentierte seine Erlebnisse in Filmen, die weltweit Menschen für das Leben in den Ozeanen begeisterten. Einer Hochrechnung im Auftrag des Tauchsport-industrieverbandes (tiv) zufolge gibt es bundesweit etwa 400 000 Menschen, die gelegentlich oder häufig tauchen. Die Altersstruktur hat sich in den vergangenen Jahren aber deutlich verschoben: Es gibt mehr ältere Taucher über 45, vor allem bei den Männern.