Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bei seinen Ferienjobs ging es turbulent zu
Privat Gewerkschafter Michael Leppek spricht über scheuende Pferde, einen Einsatz der Polizei und Tina Turner / Serie (3)
Michael Leppek ist gerne für andere Menschen da. Das hat sich schon früh in seinem Leben abgezeichnet erzählt er. Heute ist er hauptberuflich als Erster Bevollmächtigter der IG Metall Augsburg aktiv, in seiner Freizeit fährt er Rettungsdienst. Ein Job, den er als Schüler erstmals ausgeübt hat. Damals absolvierte er eine Ausbildung zum Rettungssanitäter und fasste so in der Branche Fuß. „Es bereichert mich, wenn ich anderen Menschen helfen kann und an ihren Reaktionen merke, dass ihnen das guttut“, erzählt er. Keinem seiner anderen Nebenjobs, die er vorwiegend während seiner Studentenzeit absolviert hat, ist er so treu geblieben, wie der Hilfe für Kranke und Verletzte. Zum einen, weil ihn diese Aufgabe erfüllt, aber auch ein wenig, weil manch andere Tätigkeiten zu skurril waren, um sie dauerhaft auszuüben. Aber von Beginn an:
Als 14-Jähriger war Michael Leppek, wie viele andere auch, als Zeitungsausträger im Einsatz. Gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester versorgte er die Menschen im Viertel mit gedruckten Nachrichten. „Das war echt ein blöder Job. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die schweren Satteltaschen dazu geführt haben, dass das Fahrrad manchmal gestiegen ist wie ein scheuendes Pferd“, lacht er heute darüber. Aber die neun Mark Stundenlohn, die er sich mit seiner Schwester teilen musste, waren das erste selbst verdiente Geld. „Das war toll damals und wir haben es gleich in einen Universum-radiorekorder investiert, mit dem wir dann ganz stolz durch die Straßen gezogen sind“, erinnert sich Leppek.
Wesentlich aufregender ging es bei seinen Jobs zu, die er als Student annahm. So machte er als Nichtraucher Promotion für Zigaretten und zog nachts durch die Clubs. Für Stella Musicals tourte er verkleidet als Phantom aus „Phantom der Oper“von Veranstaltung zu Veranstaltung und verschenkte rote Rosen an meist ältere Damen. Eine Zeit lang war Leppek dann als Abendpförtner bei Karstadt in Hamburg eingesetzt und erlebte jede Menge spannender Dinge. Laufende Rolltreppen, die in einem dunklen Warenhaus gespenstisch wirkten, und den Anruf einer panischen Putzfrau, die darum bat, bloß noch nicht die Alarmanlage scharf zu stellen, ehe sie das Gebäude verlassen hat. Besonders aufregend wurde es, als ein Bewegungsmelder in der Pelzabteilung eines Abends immer wieder reagierte. „Da bin ich dann mit meiner kleinen Taschenlampe hingeschlichen und habe wie im Film gerufen: Ist da wer? Aber es kam keine Reaktion.“Leppek verständigte deshalb die Polizei, die mit einem Großaufgebot anrückte und einen Spürhund ins Kaufhaus schickte. Das Ergebnis: Ein technischer Defekt war Schuld am Fehlalarm, der Großeinsatz der Polizei vergebens.
Michael Leppek ist gleich nach dem Abitur zu Hause ausgezogen und leistete sich einen kleinen Seat Marbella. Das musste finanziert werden. Deshalb ging Leppek eines Tages, „als das Geld alle war“, für drei Monate als Gästebetreuer mit auf Tour von Tina Turner. „Ich durfte ihr sogar einmal die Hand schütteln und traf Promis wie Boris Becker und Udo Jürgens“erzählt er. Doch wesentlich mehr beeindruckte ihn bei diesem Job eine der Tänzerinnen der Show. „Ich war unsterblich in diese Frau verliebt und hatte eines Abends bei einer Gala sogar die Gelegenheit, an ihrem Tisch zu sitzen. Aber ich bekam kein einziges Wort heraus“, so Leppek. Seine Frau dürfte es freuen, denn wer weiß, wie Michael Leppeks Leben verlaufen wäre, hätte er diese Tänzerin doch näher kennengelernt.