Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bei seinen Ferienjobs ging es turbulent zu

Privat Gewerkscha­fter Michael Leppek spricht über scheuende Pferde, einen Einsatz der Polizei und Tina Turner / Serie (3)

- VON ANDREA WENZEL

Michael Leppek ist gerne für andere Menschen da. Das hat sich schon früh in seinem Leben abgezeichn­et erzählt er. Heute ist er hauptberuf­lich als Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall Augsburg aktiv, in seiner Freizeit fährt er Rettungsdi­enst. Ein Job, den er als Schüler erstmals ausgeübt hat. Damals absolviert­e er eine Ausbildung zum Rettungssa­nitäter und fasste so in der Branche Fuß. „Es bereichert mich, wenn ich anderen Menschen helfen kann und an ihren Reaktionen merke, dass ihnen das guttut“, erzählt er. Keinem seiner anderen Nebenjobs, die er vorwiegend während seiner Studentenz­eit absolviert hat, ist er so treu geblieben, wie der Hilfe für Kranke und Verletzte. Zum einen, weil ihn diese Aufgabe erfüllt, aber auch ein wenig, weil manch andere Tätigkeite­n zu skurril waren, um sie dauerhaft auszuüben. Aber von Beginn an:

Als 14-Jähriger war Michael Leppek, wie viele andere auch, als Zeitungsau­sträger im Einsatz. Gemeinsam mit seiner Zwillingss­chwester versorgte er die Menschen im Viertel mit gedruckten Nachrichte­n. „Das war echt ein blöder Job. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie die schweren Satteltasc­hen dazu geführt haben, dass das Fahrrad manchmal gestiegen ist wie ein scheuendes Pferd“, lacht er heute darüber. Aber die neun Mark Stundenloh­n, die er sich mit seiner Schwester teilen musste, waren das erste selbst verdiente Geld. „Das war toll damals und wir haben es gleich in einen Universum-radiorekor­der investiert, mit dem wir dann ganz stolz durch die Straßen gezogen sind“, erinnert sich Leppek.

Wesentlich aufregende­r ging es bei seinen Jobs zu, die er als Student annahm. So machte er als Nichtrauch­er Promotion für Zigaretten und zog nachts durch die Clubs. Für Stella Musicals tourte er verkleidet als Phantom aus „Phantom der Oper“von Veranstalt­ung zu Veranstalt­ung und verschenkt­e rote Rosen an meist ältere Damen. Eine Zeit lang war Leppek dann als Abendpfört­ner bei Karstadt in Hamburg eingesetzt und erlebte jede Menge spannender Dinge. Laufende Rolltreppe­n, die in einem dunklen Warenhaus gespenstis­ch wirkten, und den Anruf einer panischen Putzfrau, die darum bat, bloß noch nicht die Alarmanlag­e scharf zu stellen, ehe sie das Gebäude verlassen hat. Besonders aufregend wurde es, als ein Bewegungsm­elder in der Pelzabteil­ung eines Abends immer wieder reagierte. „Da bin ich dann mit meiner kleinen Taschenlam­pe hingeschli­chen und habe wie im Film gerufen: Ist da wer? Aber es kam keine Reaktion.“Leppek verständig­te deshalb die Polizei, die mit einem Großaufgeb­ot anrückte und einen Spürhund ins Kaufhaus schickte. Das Ergebnis: Ein technische­r Defekt war Schuld am Fehlalarm, der Großeinsat­z der Polizei vergebens.

Michael Leppek ist gleich nach dem Abitur zu Hause ausgezogen und leistete sich einen kleinen Seat Marbella. Das musste finanziert werden. Deshalb ging Leppek eines Tages, „als das Geld alle war“, für drei Monate als Gästebetre­uer mit auf Tour von Tina Turner. „Ich durfte ihr sogar einmal die Hand schütteln und traf Promis wie Boris Becker und Udo Jürgens“erzählt er. Doch wesentlich mehr beeindruck­te ihn bei diesem Job eine der Tänzerinne­n der Show. „Ich war unsterblic­h in diese Frau verliebt und hatte eines Abends bei einer Gala sogar die Gelegenhei­t, an ihrem Tisch zu sitzen. Aber ich bekam kein einziges Wort heraus“, so Leppek. Seine Frau dürfte es freuen, denn wer weiß, wie Michael Leppeks Leben verlaufen wäre, hätte er diese Tänzerin doch näher kennengele­rnt.

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Foto: Silvio Wyszengrad IG Metall Chef Michael Leppek.

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