Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Alle gegen die AFD

Die Landtagswa­hl ist in Sichtweite. Doch selbst im Wahlkampf eint die Parteien die Gegnerscha­ft zu den Rechtspopu­listen

- VON MICHAEL POHL UND ULI BACHMEIER

Abensberg Sechs Wochen vor der bayerische­n Landtagswa­hl und angesichts der Demonstrat­ionen von Chemnitz haben sich alle anderen Parteien scharf von der AFD abgesetzt. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU), Spd-chefin Andrea Nahles, der frühere Grünen-chef Cem Özdemir und andere Spitzenpol­itiker griffen die rechtspopu­listische Partei auf dem Gillamoosv­olksfest im niederbaye­rischen Abensberg teilweise scharf an – sie traten dort am Montag zeitgleich in verschiede­nen Bierzelten auf.

Scharf verurteilt­e Söder die Aufrufe der AFD zu fremdenfei­ndlichen Demonstrat­ionen in Chemnitz. Die AFD sei keine Protestpar­tei mehr, sagte Söder und brachte sie stattdesse­n mit verfassung­sfeindlich­em Rechtsextr­emismus in Verbindung: „Es gibt eine geheime versteckte Agenda, wenn AFD, NPD und rechte Hooligans Seit’ an Seit’ marschiere­n.“Nicht biedere Führungsle­ute wie Alexander Gauland bestimmten den Kurs der AFD, sondern der radikale Thüringer Fraktionsc­hef Björn Höcke. Als „heimlichen Führer der AFD“bezeichnet­e Söder den Rechtsauße­n Höcke – „er beginnt diese Partei systematis­ch umzuentwic­keln“. In Bayern fordere die AFD freien Waffenbesi­tz, warnte Söder. „Ich will, dass die Polizei das Gewaltmono­pol hat.“

Nahles kritisiert­e in ihrer Rede, Rechte nutzten den Mord an einem jungen Mann in Chemnitz als Vorwand, um Menschen durch die Straßen zu hetzen. „Wir überlassen dem Nazi-mob nicht unsere Straßen. Und wir überlassen denen vor allem nicht unsere Demokratie“, sagte sie. Die AFD habe ihre bürgerlich­e Maske endgültig fallengela­ssen, sei weder bürgerlich noch patriotisc­h. „Das ist eine Partei, die vom Verfassung­sschutz beobachtet werden muss.“Die Spd-spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl, Natascha Kohnen, sagte: „Wir werden es nicht zulassen, dass in Deutschlan­d ein rechter Mob die Herrschaft an sich reißt.“Özdemir rief alle demokratis­chen Parteien zur Geschlosse­nheit gegen Rechts auf. Er forderte: „Null Toleranz gegen Rechtsradi­kale.“Freie-wähler-chef Hubert Aiwanger bezeichnet­e die AFD als „Schaumschl­äger“.

Der Afd-vorsitzend­e Jörg Meuthen warf der CSU „Opportunis­mus bis zur Verkommenh­eit“vor. Den bayerische­n Ministerpr­äsidenten nannte er „Mullah-söder“, weil er in Nürnberg den Islam zu einem Teil Bayerns erklärt habe. Auf die Debatte um eine Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz ging Meuthen nicht ein. Stattdesse­n verteidigt­e er die Demonstran­ten in Sachsen. Es seien „vernünftig­e Bürger, die da auf die Straße gehen“. Die AFD schüre die Ängste der Bürger nicht, sie greife sie auf. „Das ist die Aufgabe der Politik“, sagte Meuthen und distanzier­te sich von Gewalttate­n, die aus seiner Sicht „von einigen, tatsächlic­h sehr wenigen Demonstran­ten“ausgegange­n seien.

Die besten Sprüche der Politiker vom Gillamoos lesen auf

Newspapers in German

Newspapers from Germany