Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kampf der Powerfrauen
SPD Parteichefin Nahles und Spitzenkandidatin Kohnen setzen auf deutliche Worte, Schweiß und geballte Fäuste
Abensberg Doppelte Frauenpower gegen die Gockeleien in den anderen Zelten. Das verspricht Spd-chefin Andrea Nahles den knapp 1800 Besuchern, die im Jungbräu-zelt sehen wollen, was die Parteivorsitzende und ihre bayerische Spitzenkandidatin Natascha Kohnen zu bieten haben. Wie kämpferisch würden sie sich geben, wo die SPD sich in Umfragen doch seit Monaten im Sinkflug befindet?
Aufwärts geht’s, demonstrieren die Genossinnen, laufen zu Marschmusik ins Zelt ein, heben die Krüge und steigen bei der Begrüßung auf die Bierbank: Winken, klatschen, lächeln. Von Natascha Kohnen bekommt die Menge sogar einen flüchtigen Luftkuss.
Ob der auch bis ans Zeltende fliegt oder nur die ersten Reihen mit Spd-mitgliedern erreicht? Überzeugen wollen die Sozialdemokratinnen schließlich alle – und schießen vor allem gegen die CSU.
Die habe Sprache und Positionen der Rechten übernommen, ruft Nahles. „Denn was wie eine Ente quakt, wie eine Ente watschelt und wie eine Ente aussieht, das ist meistens auch eine Ente!“Söder solle endlich eine Koalition mit der AFD ausschließen, fordert sie. Das sei eine Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden müsse. Bayern verdiene Besseres als pausenloses Csu-theater. „Die brauchen einfach mal eine Pause zum Nachdenken, die sollten wir ihnen auch schenken“, sagt sie in Hinblick auf die Wahl. Außerdem habe die CSU drei Bundesminister stellen dürfen. Wie viele davon Frauen seien? „Null!“Männer? „Drei!“, brüllt Nahles wie ein Stadionsprecher den Spielstand eines Fußballspiels. Gelegentlich wischt sie sich Schweiß von Stirn und Oberlippe.
Bei Natascha Kohnen sorgt die CSU eher für einen hochroten Kopf. Wenn der Ministerpräsident sage, Oberbayern sei das Herzstück Bayerns, dann zeige das, so ruft sie dem niederbayerischen Publikum zu: „Dieser Mann hat Bayern nicht verstanden.“Mit geballten Fäusten fordert sie Anstand, Respekt und Zusammenhalt statt Spaltung in der Gesellschaft. Die Sozialdemokratie stehe für ein offenes, geeintes Europa, Zuwanderung und gegen unanständige Abschiebungen. Bei Söder gehe es immer nur um „Grenzen zu und Schotten dicht“. Schmutzigster Populismus sei das.
Zu den Geschehnissen in Chemnitz sagen Nahles und Kohnen, man dürfe dem Nazi-mob nicht die Straßen überlassen. Auch für die Rentengarantie, schnelles Internet, bezahlbaren Wohnraum und Mobilität „werden wir kämpfen, kämpfen, kämpfen“, verkündet Kohnen. „Und an die Spdler: lauft, lauft, lauft in den nächsten sechs Wochen. Wir werden Erfolg haben.“Noch nie sei eine Wahl so offen gewesen. Andrea Nahles gibt den Wählern daher noch einen Reim mit auf den Weg: „Willst du Markus Söder quälen, musst du Tascha Kohnen wählen!“Und ein paar rote Luftballons haben den Weg nach oben an den blau-weiß gestreiften Bierzelthimmel schon gefunden.