Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Verbranntes Kulturerbe
Feuer in Brasiliens Nationalmuseum
Rio de Janeiro Ein Großbrand hat am Sonntag das Nationalmuseum in Rio de Janeiro verwüstet, das größte Natur- und Völkerkundemuseum Lateinamerikas. Auf Luftaufnahmen war zu sehen, wie sich das Feuer binnen Stunden durch hunderte Ausstellungsräume fraß und alles auf seinem Weg vernichtete. Erst nach fünf Stunden war der Brand größtenteils unter Kontrolle. Angaben über Opfer lagen zunächst nicht vor. Örtliche Medien berichteten, das Feuer sei gegen 19.30 Uhr (Ortszeit) ausgebrochen, die Ursache sei noch unklar. Zu diesem Zeitpunkt war das im Norden von Rio gelegene Museum für Besucher bereits geschlossen.
Das Nationalmuseum in Rio de Janeiro ist eines der ältesten Museen in Brasilien. Der König von Portugal und Brasilien, João VI., gründete es 1818 zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Es zählt mehr als 20 Millionen Exponate, von denen nun der größte Teil zerstört oder beschädigt sein dürfte. Das Nationalmuseum beherbergte griechisch-römische, ägyptische und brasilianische Kunstschätze. Zu den Publikumsmagneten gehörte das älteste in Brasilien gefundene menschliche Fossil mit Namen „Luzia“. Die anderen Ausstellungsstücke decken einen Zeitraum von fast vier Jahrhunderten ab – von der Ankunft der portugiesischen Kolonisatoren auf dem Territorium des heutigen Brasiliens im Jahr 1500 bis zur Ausrufung der Republik 1889.
Der Vizedirektor des Museums, Luiz Fernando Dias Duarte, warf den Behörden vor, das Museum sträflich vernachlässigt zu haben. Eine Regierung nach der anderen habe sich geweigert, die für den Erhalt des Gebäudes erforderlichen Mittel bereitzustellen.