Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sind die Semesterferien auch mal Ferien? Das ergab die Umfrage
Wie Augsburger Studenten ihre „freie“Zeit verbringen. Eine neue Umfrage räumt mit einem Mythos auf
Wie lange machen Studenten in den Semesterferien wirklich Ferien? Fragt man Caspar Haller*, der an der Uni Geschichte und Volkswirtschaftslehre studiert, ist er in der vorlesungsfreien Zeit mit vielen Dingen für sein Studium beschäftigt. „Gerade erst bin ich mit meiner letzten Hausarbeit für Geschichte fertig, jetzt geht’s los mit der Recherche für meine Bachelorarbeit“, sagt der 23-Jährige. Ein paar Tage freinehmen will er aber trotzdem.
Ähnlich wie Caspar Haller geht es vielen Studierenden. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der Studentenplattform Pluspeter. Das Berliner Start-up-unternehmen hat rund 200 Studierende nach ihren Freizeitplänen in den Semesterferien befragt. Die Studie beschäftigte sich mit der Frage, ob das Studentenleben in der vorlesungsfreien Zeit so unbeschwert und sorgenlos ist, wie man es oft erzählt. Das Ergebnis vorweg: Das gern genannte Lotterleben der Studenten ist danach nur ein Mythos.
Zurück zu Casper Haller. Er schreibt seine Abschlussarbeit über Fechtkunst im 16. Jahrhundert. Dafür muss er viel Fachliteratur lesen. Doch mit etwas Organisationstalent schafft es der Student, die wissenschaftliche Arbeit mit etwas Urlaub zu verbinden. „Auch auf meinem Städtetrip nach Wien hatte ich die Bücher dabei. Da saß ich in einem traditionellen Kaffeehaus und habe gelesen.“Auch Elischa Rietzler ist in der vorlesungsfreien Zeit am Schreibtisch beschäftigt. Für seinen Masterstudiengang Historische Wissenschaften muss er noch drei Essays schreiben, in denen es unter anderem um die Weimarer Republik geht. Außerdem arbeitet er am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte. Dort ist auch in den Semesterferien viel zu tun. Und was ist mit Freizeit? Rietzler plant noch eine Reise nach Bosnien und Herzegowina, wo er einen Kommilitonen besucht. Sarah Grossmann* hat während des Semesters einen gut gefüllten Stundenplan. Darüber hinaus arbeitet sie zwei Wochen auf einem Volksfest. Aber das Studium lässt sie auch in den Semesterferien nicht los. Gerade liest sie „Das Kapital“von Thomas Piketty – „damit ich einen besseren Einblick in mein Studienfach bekomme“, sagt die Studentin der Volkswirtschaftslehre. Gelesen wird am liebsten am See oder im Park. „Ich kann Sonne tanken und gleichzeitig was für mein Studium machen“sagt Grossmann.
Darüber hinaus informiert sich die Studentin über Praktika im Ausland. Das sei ihr nächstes Ziel, sagt sie. Damit ist die 23-Jährige nicht alleine. Auch das ergibt die Umfrage von Pluspeter. Rund 62 Prozent der Befragten gaben an, während ihrer Semesterferien Karrierevorbereitungen zu treffen und den Berufseinstieg zu planen. Dazu zählen Weiterbildungen, das Lesen von Fachbüchern und andere Fortbildungen zum Studium. Rund ein Drittel der Studierenden nutzt die vorlesungsfreie Zeit, um ein Praktikum zu machen oder einem Werksstudentenjob nachzugehen. Was für die Augsburger Studenten den Großteil ihrer vorlesungsfreien Zeit vereinnahmt, nämlich Hausarbeiten und Nachholklausuren, stand auch bei den Befragten der Studie ganz oben. Rund 75 Prozent gaben an, für Klausuren lernen zu müssen oder wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Dass Augsburger Studenten trotzdem noch Zeit für eine Verschnaufpause finden, spiegelt sich auch in der Umfrage wider. Rund 136 der Befragten schafften es, trotz Verpflichtungen am Schreibtisch und Karriereplanung eine Reise zu unternehmen.
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● Jobben Eine Mehrheit von 60 Pro zent der befragten Studenten jobbt in den Semesterferien. Zu den am häufigsten genannten Bereichen zählen Gastronomie und Messe dienste, der Verkauf und Support im Einzelhandel und Vertrieb sowie Minijobs im Kreativbereich wie Marketing, Web & App Design. Auch als studentische Hilfskraft oder Nachhilfelehrer sind viele der Studierenden tätig.
● Einkommen 68 Prozent gaben an, dass ihnen das Geldverdienen während der Semesterferien sehr wichtig sei. Für rund 14 Prozent ist eine Einnahmequelle während der freien Zeit nicht essenziell. Knapp 18 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen die nötige Freizeit für einen Ferienjob fehle.
Quelle: Pluspeter