Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn die Hormone verrückt spielen
Die Schilddrüse reguliert zahlreiche Prozesse im Körper und kann auch viele Beschwerden auslösen
Stadtbergen Täglich kommen etliche Menschen wegen Problemen mit ihrer Schilddrüse ins Klinikum. Die Hormone der Schilddrüse sind an der Regulation zahlreicher Körpervorgänge beteiligt. Die Steuerung von Körpertemperatur, Herzschlag, Verdauung, der
Psyche und des Menstruationszyklus sowie vieler weiterer Stoffwechselfunktionen kann aus dem Gleichgewicht geraten, wenn die Schilddrüse zu viel oder zu wenig Hormon ausschüttet.
Was dahintersteckt und was man dagegen tun kann, dazu gibt der Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin, Prof. Dr. Joachim Sciuk, in der Ärztlichen Vortragsreihe im Bürgersaal Stadtbergen einen Überblick.
Wenn eine Überfunktion der Schilddrüse vorliegt, äußert sich das zum Beispiel in Schwitzen, Unruhe, Durchfall, zu schnellem Puls oder Gewichtsverlust. Die Drüse schüttet zu viele Hormone aus, „gibt zu viel Gas“, so Sciuk. Schuld daran kann eine sogenannte knotige oder diffuse Autonomie sein, die dazu führt, dass die Drüse verrückt spielt. Ein Sonderfall ist die Basedowsche Krankheit, die neben einer schweren Überfunktion bisweilen mit Augen einhergeht.
Vorübergehend kann eine Überfunktion auch nach einer Virusinfektion oder nach einer Schwangerschaft auftreten. Gelegentlich ist die Überfunktion selbst verursacht, wenn Patienten Schilddrüsenhormone als Schlankmacher oder Anabolika im Übermaß einnehmen. Behandelt wird die Schilddrüsenüberfunktion durch Medikamente, eine Radiojod-therapie und in einigen Fällen auch operativ.
Im Gegensatz zur Überfunktion fühlt man sich bei einer Unterfunktion laut Sciuk müde, antriebslos und nimmt an Gewicht zu. Auch eine psychische Verstimmung kann
vorquellenden ein Hinweis darauf sein. Häufigste Ursache ist die Hashimoto-krankheit, eine durch Antikörper verursachte Störung der Schilddrüsenfunktion. Daneben gibt es aber auch ein Reihe weiterer Ursachen. Die Behandlung besteht im Wesentlichen darin, dass der Patient Schilddrüsenhormone einnimmt.
Laut Sciuk ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle bei Schilddrüsenproblemen. Die ersten Maßnahmen neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung sind meist eine Laboruntersuchung und eine Sonographie der Schilddrüse. Lässt sich die Situation hier nicht eindeutig klären und eine weiterführende Diagnostik wird erforderlich, so können die Patienten in die Schilddrüsenambulanz des Klinikums überwiesen werden. Es ist ein überregionales Zentrum für alle Problemfälle rund um die Schilddrüse.
Auf die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei solchen Schilddrüsenfunktionsstörungen wird Sciuk im Vortrag ausführlich eingehen. Zusammenfassend erklärt er: „Der Patient sollte möglichst früh kommen, dann ist eine Schilddrüsenerkrankung meist gut in den Griff zu bekommen.“
OVortrag Die Veranstaltung findet am Montag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.