Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
1850 Köpfe – und es geht um jeden Einzelnen
Das Fujitsu-werk in seiner jetzigen Form wird am Standort Augsburg nicht zu retten sein. Appelle der Politik werden nicht fruchten. Der japanische Konzern hat seine Entscheidung unwiderruflich gefällt und verkündet. Es wäre geradezu blauäugig, sich nicht mit dieser bitteren Botschaft abzufinden. Es gilt vielmehr, das Beste für die Mitarbeiter am Standort herauszuholen. Dieser Weg führt in allererster Linie direkt zur Unternehmensführung. Sie muss Geld dafür zahlen, dass es in Augsburg keine Fortsetzung der Computerproduktion geben wird. Es wird viel Geld sein müssen.
Wir reden von 1850 Beschäftigten, die von der Schließung betroffen sind. Auch das Schicksal der 350 Leiharbeiter darf nicht untergehen. 1850 Köpfe sind es – doch es gibt unterschiedliche Voraussetzungen. Manch älterer Arbeitnehmer wird sich womöglich freuen, dass er nun mit einer Abfindung vorzeitig in die Rente gehen darf. Dies sind jedoch Einzelfälle. Jüngere hoch qualifizierte It-spezialisten dürften keine Probleme haben, einen anderen Arbeitgeber zu finden. Ihr Wissen ist gefragt. Insofern mag sich mancher Unternehmenschef in der Region freuen, dass das Aus von Fujitsu jetzt Spitzenkräfte auf den Markt bringt. Auch dies ist ein Bestandteil der heutigen realen Arbeitswelt. Was aber passiert, wenn die Spezialisten nach München abwandern? Das wäre genau die Entwicklung, die das Aus des Augsburger Fujitsu-standorts als Katastrophe erscheinen lässt.
Und wer denkt an die 45- bis knapp 60-jährigen Arbeitnehmer, die seit Jahrzehnten dem Unternehmen die Treue gehalten haben? Sie haben stets das Beste gegeben. Nur: Dies hat ihnen leider wenig gebracht. Diesem Personenkreis muss nun die verstärkte Aufmerksamkeit gelten. Transfergesellschaften sind eine Möglichkeit, diese Fujitsu-beschäftigten fit für neue Aufgaben zu machen. Es sind Mitarbeiter, die einst für Siemens in der Computerproduktion loslegten. Helft den „Siemensianern“, die heute für Fujitsu tätig sind! So muss die Botschaft aus Augsburg an die japanische Unternehmensführung lauten. Hier wird sich zeigen, wie ernst Fujitsu den Rückzug aus Augsburg tatsächlich nimmt.