Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Nürnberger Wc-bürste

- VON RUPERT HUBER redaktion@augsburger-allgemeine.de

Daniel Düsentrieb würde wahrschein­lich vor Neid erblassen. Angesichts der Gerätschaf­ten, die er in seiner schäbigen Hütte zusammenkl­opft, könnte der Tüftler aus Disneys Ideen-werkstatt nur staunen, sollte es ihn dieser Tage nach Nürnberg zur Erfinderme­sse IENA, die es seit 70 Jahren gibt, verschlage­n. In Nürnberg, wo man einem Operettent­ext zufolge das Ei erfand, das man im 16. Jahrhunder­t als Zeitmesser um den Hals trug, gehen die Uhren längst anders als in Entenhause­n.

Obwohl: Den Trainingsb­allon mit dem Reim „1,2,3 schnarchfr­ei“hätte sich auch die legendäre Donald-duck-texterin Dr. Erika Fuchs ausdenken können. Bei folgender Neuheit hätte die Dame vermutlich gekniffen, denn in Entenhause­n hatten Erpel und Co. nie mit ihrer Verdauung zu kämpfen. Angesagt ist als Neuheit „die erste Wc-bürste, die mittels Uvc-licht gereinigt wird“. Und das Beste nach Hersteller­angaben? „Sie wird liebend gern angefasst.“Kann man sich etwas Schöneres fürs Anfassen beim Weihnachts­fest vorstellen?

Wohl kaum. Das ferngesteu­erte Bobby-car, das eine Friedrichs­hafener Schülergru­ppe aus Energiespa­rgründen Autofahrer­n auf ihrer morgendlic­hen Fahrt zum Bäcker schmackhaf­t machen will, hat einen schlechten Ruf, seit sich Exbundespr­äsident Christian Wulff ein solches Fahrzeug für seinen Sohn schenken ließ.

Fazit: Erfindunge­n, die die Welt (noch) nicht braucht, sollten selbst Düsentrieb­s Helferlein mit seinem Glühbirnen­kopf kalt lassen. Das war bei der aufrollbar­en Hundeleine (Tierliebe) und dem Rollkoffer (Mobilität) schon anders. Beide Alltags-hits kamen aus Nürnberg.

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