Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Leben für den Fußball
Hermann Güller war Schiedsrichter und Funktionär – und ein begnadeter Redner. Er prägte 33 Jahre seinen Sport
Augsburg Seine launigen Reden auf den Bezirkstagen der schwäbischen Fußballer sind längst Legende. Hermann „Mandi“Güller galt als ein Meister der Rhetorik, seine hintergründigen und humorvollen Wortwechsel mit seinem kongenialen Partner im schwäbischen Fußball, Armin Klughammer, zogen die Zuhörer bei vielen Veranstaltungen im Bezirk in ihren Bann.
Doch den Worten ließ der im Augsburger Stadtteil Oberhausen (dort ist auch Helmut Haller geboren) aufgewachsene Güller stets Taten folgen, er prägte 33 Jahre diesen Sport zwischen Nördlingen und Oberstdorf. Seit Sonntag ist Hermann Güller tot. Nach schwerer Krankheit verstarb er im Alter von 84 Jahren. Fußball war sein Leben. Egal ob als Schülerspieler beim BCA, später Schiedsrichter oder dann als Funktionär – wo immer sich Hermann Güller auch engagierte und einbrachte, tat er dies aus voller Überzeugung.
Über drei Jahrzehnte lenkte er als Bezirksvorsitzender die Geschicke des schwäbischen Fußballs (1973 bis 2006) und setzte als Vizepräsident des Bayerischen Fußball-verbandes (1990 bis 2006) auch auf Verbandsebene wichtige Impulse. Seine Funktionärslaufbahn begann Güller 1956 als Beisitzer im Schiedsrichterausschuss der Gruppe Augsburg, die er von 1962 bis 1979 als Obmann führte. Seinen Höhepunkt als aktiver Schiedsrichter erlebte er am 28. Mai 1966, als er sein einziges Bundesliga-spiel leitete, bei dem der FC Schalke 04 einen 4:0-Erfolg gegen Tasmania Berlin feierte.
Besonders verbunden war Güller mit dem FC Augsburg, „seinem Verein“, für den er sich ebenfalls über viele Jahre in verschiedenen Funktionen engagierte und bereits Mitte der 1990er Jahre eine Diskussion über einen Stadionneubau in Gang setzte. Bei den Bundesligaspielen war er Stammgast, bis vor einigen Wochen war er trotz seines angegriffenen Gesundheitszustandes noch auf der Tribüne der Arena zu sehen.
Erschüttert über die Todesnachricht zeigte sich Armin Klughammer. „Wir haben 50 Jahre hervorragend zusammengearbeitet, ich habe einen Freund verloren“, erklärt das ehemalige Dfb-spielausschussmitglied. Beruflich war Güller als Verkaufsdirektor beim Augsburger Unternehmen NCR beschäftigt, auch politisch engagierte er sich. Über 60 Jahre war er Mitglied der SPD. Mit seiner Frau Marianne feierte er die goldene Hochzeit, Sohn Harald ist seit 1994 für die SPD Mitglied des Bayerischen Landtages.