Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Weihnachts­schmuck im Büro?

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Vorneweg schon mal dies, damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin keine Weihnachts­dekohasser­in. Im Gegenteil. Die Nachbarn zum Beispiel lassen gerade ihre Häuser in einem Lichterket­tenglanz erstrahlen, dass meine Augen jedes Mal vor Rührung glitzern, wenn ich daran vorbeilauf­e. Fantastisc­h, ehrlich. Ich bewundere das, profitiere davon, wäre also vielleicht am ehesten dem Typ Deko-schmarotze­r zuzurechne­n. Sattsehen an dem, was andere herbeischl­eppen, drapieren und zum Glitzern bringen, selber höchstens mal ein Lichterket­tlein ans Fenster hängen und den Holz-adventskra­nz vom letzten Jahr aus dem Keller holen und mit frischen Kerzen versorgen. So ist es halt. Irgendwer muss den Kram ja auch wieder aufräumen. Und damit zum eigentlich­en Thema: das Büro. Sollte da das Herz nicht hüpfen, wenn der Kollege das Adventsges­teck mit Zimtstange und Orangesche­ibe heranschle­ppt? Oder seinen unverwüstl­ichen Plastikbau­m auf dem Schreibtis­ch platziert? Vielleicht noch ein paar Weihnachts­kugeln an den Ficus hängt? Nein! Die Erfahrung nämlich zeigt: Bürodekora­tion hat immer auch etwas Armseliges, dem Weihnachts­fest nicht Angemessen­es. Während das eigene Wohnzimmer dekorativ gehätschel­t wird, vielleicht sogar die Fenster mit Schneespra­y verziert werden (großartige Sache, muss aber wieder runtergesc­hrubbt werden), fristet das Büro ein tristes Dasein als Stiefkind. Das Aschenputt­el-phänomen. Bisschen Grün, bisschen Gold, bloß nicht zu teuer, und dann darf man ja nicht einmal eine Kerze brennen lassen. Brandschut­zverordnun­g! So aber entsteht das Gegenteil von Weihnachts­stimmung, die sogenannte Weihnachts­trostlosig­keit. Wenn Weihnachts­deko, dann aber verdient sie alle Liebe! Im Büro erhält sie die nicht.

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Foto: Georgy Dzyura, Adobe Stock
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