Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Boom der Shisha-bars in Augsburg
Die Wasserpfeifen werden unter jungen Menschen immer beliebter. Dennoch ist die Zahl dieser Cafés hier zuletzt deutlich zurückgegangen. Die Stadt hat eine einfache Erklärung dafür
in Augsburg 15 Shisha-bars gemeldet, erheblich mehr, als es noch vor einigen Jahren waren. Eine davon ist das „Orient Flow“in der Riedingerstraße. Chef Schvan Hane empfängt in den Räumen kurz nach Beginn der Öffnungszeiten an diesem Tag, es ist noch nicht viel los. Gedimmtes Licht, gemütliche Möbel im orientalischen Design, leise und unaufdringliche Musikuntermalung, süßliches Aroma wabert durch die Luft. Vor dem Barbereich steht ein Christbaum, schließlich ist bald Weihnachten.
Seit 2014 ist Schvan Hane hier mit seiner Shisha-bar, auf 400 Quadratmetern. Früher hatte er das „Mango“im Georgsviertel. Damals, sagt er, sei die Konkurrenz in der Stadt viel kleiner gewesen.
Hane beschreibt sein Publikum als „gemischt“, und wer sich Fotos der Bar auf Facebook anschaut, sieht, dass das stimmt, zumindest teilweise. Man sieht viele unterschiedliche Männer und Frauen auf den Fotos, allerdings kaum Menschen, die älter aussehen als 35. Shisha-cafés sind im Trend, nicht nur bei Menschen mit Migrationshintergrund, auch wenn die Wasser- pfeifen vor allem in der arabischen Welt Tradition haben.
Vor allem aber sind sie ein Trend einer eher jüngeren Zielgruppe. „Es ist einfach Mode geworden“, sagt Tayfun Koruk dazu, der seit vier Jahren mit dem „Fame“im Bismarckviertel ist. Er habe damals „sein Hobby zum Beruf“gemacht, sagt er. Er sieht es so: Es gebe wenige Treffpunkte für junge Leute, die Shisha-bars seien einer. Shisha-rauchen, sagt „Orient Flow“-chef Hane, sei schlicht auch gesellig. Alleine komme so gut wie niemand in seine Bar. Hane ist 36 Jahre alt, 2003 kam er aus Syrien nach Augsburg. Heute hat er vier Mitarbeiter und spricht fließend Deutsch. Er habe über 30 Geschmacksrichtungen im Angebot, sagt er. Rund eineinhalb Stunden könne es schon mal dauern, bis man mit einer der Wasserpfeifen fertig sei. In den meisten Cafés gibt es mehr als nur Shishas im Angebot: Cocktails, Pizza, Falafel, Burger. Viele öffnen erst am Nachmittag. Zigaretten rauchen darf man in den Räumen nicht, Qualm in der Luft hin oder her. In Shisha-bars dürfe, wie in allen gastronomischen Betrieben, in den Innenräumen kein Tabak geraucht werden, heißt es von der Stadt. Zulässig sei das Rauchen von entsprechenden Ersatzstoffen.
Dass der Boom der Shisha-cafés auch mit dem bayerischen Rauchverbot zu tun hat, das in seiner ersten Version 2007 in Kraft trat, lässt sich zumindest vermuten. Ebenso, dass die vielen Flüchtlinge aus dem arabischen Raum, die 2015 nach Deutschland kamen, dem Trend wohl nicht abträglich waren. Experten warnen allerdings auch vor gesundheitlichen Gefahren des Shisharauchens. Das Bundesamt für Risikobewertung (BFR) weist darauf hin, dass auch beim Rauchen ohne Tabak durch die Verbrennung gesundheitsschädliche Stoffe frei werden. Die andere Gefahr sind mögliche Kohlenmonoxid-vergiftungen. 2017 machten deutschlandweit Meldungen die Runde von Shisha-rauchern, die im Krankenhaus landeten, wegen erhöhter Werte des lebensgefährlichen Gases in den Bars.
Seit dem Jahr schaut auch das Ordnungsamt in Augsburg erheblich genauer auf die Shisha-bars in der Stadt. Mit dem Ergebnis, dass sich deren Zahl von 24 auf nunmehr 15 reduziert habe, wie Werner Reinbold berichtet. 2016 seien es wohl noch mal mehr gewesen, wohl über 30. Die vielen Kontrollen haben offenbar dazu geführt, dass einige der Betriebe aufgaben, weil diese die Auflagen nicht erfüllten und Verstöße begingen. Mehrfach seien zuletzt beispielsweise Bußgelder im „vierstelligen Bereich“erlassen worden, heißt es von der Stadt. Mal gehe es um die Kohlenmonoxidrichtwerte, mal werde das „Verbot des Tabakrauchens“nicht eingehalten. Shisha-bars in der Stadt brauchen eine spezielle Entlüftungsanlage und einen Kohlenmonoxidwarnmelder, so sind die Auflagen.
Findet er die verschärften Bedingungen und die vielen Kontrollen nervig? „Nee, das ist schon in Ordnung“, sagt Schvan Hane. Seine Akte sei sowieso sauber. Und der Trend, glaubt er, werde auf jeden Fall weiter anhalten. „Jeder Zweite hat doch heute eine Shisha zu Hause.“