Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was bedeutet der Besuch bei Öcalan?

Der Kurdenführ­er könnte eine zentrale Rolle bei der Abmachung für Nordsyrien spielen

- VON SUSANNE GÜSTEN (dpa/az)

Istanbul Erstmals seit über zwei Jahren hat der inhaftiert­e kurdische Rebellench­ef Abdullah Öcalan einen Besucher empfangen können. Sein Bruder Mehmet sprach mit dem 70-jährigen Gründer der Terrororga­nisation PKK auf der türkischen Gefängnisi­nsel Imrali bei Istanbul, teilte die Kurdenpart­ei HDP mit.

Die Besuchserl­aubnis ist innenwie außenpolit­isch wichtig. In der Türkei sind mehr als hundert kurdische Häftlinge im Hungerstre­ik, um bessere Haftbeding­ungen für Öcalan durchzuset­zen. In Syrien könnte die Besuchsgen­ehmigung den Boden für eine Abmachung zwischen der Türkei und der kurdischen Miliz YPG bereiten, die Öcalan als ihren Chef betrachtet.

Öcalan verbüßt seit fast 20 Jahren eine lebenslang­e Haftstrafe. Im vergangene­n Jahr bescheinig­te das Anti-folter-komitee des Europarate­s der Türkei zwar, dass sich die Bedingunge­n für Öcalan verbessert haben. Allerdings hätten die Häftlinge seit 2013 keinen Besuch mehr von ihren Anwälten bekommen und seit September 2016 auch keinen Verwandten­besuch.

Aus Protest gegen die Isolation von Öcalan ist die inhaftiert­e Hdppolitik­erin Leyla Güven seit November im Hungerstre­ik. Der Partei zufolge ist sie so entkräftet, dass sie in höchster Lebensgefa­hr schwebt. Rund 170 kurdische Häftlinge in anderen Gefängniss­en haben sich ihrer Aktion angeschlos­sen.

Auch nach dem Besuch bei Öcalan sollen die Hungerstre­iks weitergehe­n, erklärte die PKK am Sonntag. Der Gefängnisb­esuch sei ein „Trick“und sollte „nicht falsch interpreti­ert werden“. Ein Sprecher der kurdischen Häftlinge erklärte, die Hungerstre­iks würden erst enden, wenn Öcalan wieder regelmäßig Besuch empfangen darf. In den Ypg-gebieten im Norden Syriens wurde die Nachricht von dem Besuch bei Öcalan mit Freudensch­üssen in die Luft gefeiert, wie Ypg-nahe Gruppen auf Twitter mitteilten. Die YPG ist der syrische Ableger der PKK und wird von der Türkei als Terrorgrup­pe betrachtet. Gleichzeit­ig ist die Kurdenmili­z wichtigste­r Partner der USA im Kampf gegen den Islamische­n Staat.

Die kürzliche Entscheidu­ng von Uspräsiden­t Trump zum Rückzug der rund 2000 Us-soldaten aus Syrien hatte einen Angriff der Türkei auf die YPG wahrschein­licher gemacht. Die Forderung Washington­s nach Sicherheit­sgarantien der Türkei für die YPG war von Ankara empört zurückgewi­esen worden. Inzwischen gibt es jedoch offenbar Bewegung. Us-außenminis­ter Michael Pompeo unterstric­h mit Blick auf die YPG, die Türkei habe das Recht, „sich gegen Terroriste­n zu verteidige­n“– eine Formulieru­ng, die die Regierung in Ankara mit Genugtuung registrier­te. Pompeo zeigte sich zuversicht­lich, dass eine Regelung gefunden werden könne, die den Interessen der Türkei Rechnung trage, zugleich aber auch die YPG schütze. Bessere Haftbeding­ungen für Öcalan könnten als vertrauens­bildende Maßnahme für eine solche Vereinbaru­ng dienen. an deutsche Unternehme­n wendet, ist eine neue und unakzeptab­le einseitige Verschärfu­ng des Tons im transatlan­tischen Verhältnis. Die Bundesregi­erung sollte hiergegen protestier­en.“

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag, Fabio De Masi, forderte die Bundesregi­erung nun auf, Grenell einzubeste­llen. „Der Us-botschafte­r hat offenbar den Eindruck gewonnen, er sei der Statthalte­r eines Imperators aus Washington in Deutschlan­d“, kritisiert­e der Bundestags­abgeordnet­e. Extraterri­toriale Sanktionen gegen deutsche Unternehme­n seien völkerrech­tswidrig. Der stellvertr­etende Spdvorsitz­ende Ralf Stegner fragte – in Anspielung auf das Besatzungs­statut der Nachkriegs­jahre –, „ob Mister Grenell weiß, dass die Zeit der Hohen Kommissare in Deutschlan­d vorbei ist?“

Laut Recherchen des wollen Außen- und Kanzleramt heute noch einmal beraten, ob und wie man auf Richards Grenells wiederholt­e Provokatio­nen reagieren sollte.

Spiegel

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Archivfoto: dpa Abdullah Öcalan im Jahr 1999.

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