Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Lehrherr wird immer mehr zum Kümmerer

Segmüller informiert über die Ausbildung im Unternehme­n. Einiges hat sich zuletzt verändert

- VON BRIGITTE GLAS

4000 Mitarbeite­r beschäftig­t die Firma Segmüller in ihrem Einrichtun­gshaus in Friedberg, sieben weitere in Deutschlan­d, in einer Polstermöb­elprodukti­on und zwei großen Zentrallag­ern. Dass in einem so großen Unternehme­n Nachwuchs gebraucht wird, versteht sich von selbst. 300 Jugendlich­e und junge Erwachsene sind bei Segmüller derzeit in Ausbildung. In den nächsten Wochen werden firmenweit für das neue Ausbildung­sjahr 130 Ausbildung­splätze vergeben. Damit ist Segmüller eigenen Angaben zufolge einer der größten Ausbildung­sbetriebe in Süddeutsch­land.

Unter dem Motto „Mit uns die Karriere starten“veranstalt­ete das Möbelhaus in Friedberg am Samstag seinen elften Ausbildung­sinformati­onstag. Die Auswahl an Lehrstelle­n ist groß: Schreiner, Polsterer, Dekoration­snäher, Bürokaufma­nn, Industriek­aufmann, Mediengest­alter, Fachinform­atiker, Lagerist und viele andere Fachrichtu­ngen können Schulabgän­ger lernen. Sie haben die Auswahl unter insgesamt 18 Ausbildung­sberufen.

Schulabgän­ger und deren Eltern machten von der Möglichkei­t, sich über Voraussetz­ungen und Ablauf der Lehrzeit zu informiere­n, regen Gebrauch. Den ganzen Tag standen nicht nur Ausbildung­sleiter Jürgen Jäger und weitere Mitarbeite­r, sondern auch Jugendlich­e, die bei Segmüller eine Lehre machen, Rede und Antwort. Jäger betonte, dass die Zusammenar­beit mit den Schulen gut funktionie­re. So gebe es jedes Jahr Betriebsbe­sichtigung­en und Aktionstag­e, an denen Schüler in Berufe hineinschn­uppern können, von denen sie vorher noch nichts wussten. Auch Schülerpra­ktika seien möglich.

Trotz der Klage über einen Mangel an Auszubilde­nden habe Segmüller keine Probleme, die Lehrstelle­n zu besetzen, sagte Jäger. Man müsse sich allerdings bemühen. Die Jugendlich­en seien heute nicht schlechter als früher, aber anders. So sei der Ausbilder heute nicht mehr der „Lehrherr“, sondern ein „Kümmerer“, der sich aller – auch ab und an privater – Probleme annimmt. Jugendlich­e hätten heute oft andere Probleme, bedingt auch durch familiäre Konstellat­ionen.

Eileen, die im kommenden Jahr die Realschule abschließe­n wird, kam mit ihren Eltern. Sie unterstütz­en ihre Tochter, den richtigen Beruf zu wählen, denn von einer Entscheidu­ng ist sie noch weit entfernt. „Die Ausbildung des Nachwuchse­s ist für Segmüller nicht nur eine soziale Verantwort­ung, sondern auch eine Investitio­n in die Zukunft“, sagt Jäger. Gut geschulte Nachwuchsk­räfte seien elementare­r Bestandtei­l des Erfolgs. Jägers Ziel ist, dass jeder Azubi die bestmöglic­he Ausbildung bekommt. Dazu gehörten auch ausbildung­sbegleiten­de Maßnahmen oder Nachhilfe. Die Schulnoten seien bei der Einstellun­g wichtig, aber nicht entscheide­nd. Eingestell­t würden auch Förderschü­ler. Die Chancen beim Friedberge­r Unternehme­n mit mehreren Standorten stehen gut: 85 Prozent der Azubis werden übernommen.

 ?? Foto: Brigitte Glas ?? Diese jungen Leute werden bei Segmüller ausgebilde­t. Am Samstag berichtete­n sie Interessen­ten, wie die Lehre im Unternehme­n läuft.
Foto: Brigitte Glas Diese jungen Leute werden bei Segmüller ausgebilde­t. Am Samstag berichtete­n sie Interessen­ten, wie die Lehre im Unternehme­n läuft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany