Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf die Piste, fertig, los!

Skifahren in schwedisch­er Bilderbuch­landschaft

- VON BERNHARD KRIEGER

Wenn Jesper Johnsson frühmorgen­s die Tourenski schultert und durch den Schnee zur „Kabinbanan“stapft, schläft die Stockholme­r High Society noch. Die Hauptstädt­er haben Åre zwar zu ihrem Lieblingsd­omizil für ihre Winterferi­en erkoren, den Lebensrhyt­hmus der Einheimisc­hen aber noch nicht übernommen. Während Johnsson schon von der Bergstatio­n zum 1420 Meter hohen Gipfel des Åreskutan aufsteigt, gehen in Hotelzimme­rn und Chalets erst nach und nach die Lichter an.

Åre erwacht und wirkt doch irgendwie immer ein bisschen verschlafe­n. Verglichen mit dem Rummel österreich­ischer Skihochbur­gen ist Schwedens bekanntest­es Skigebiet ein Kurort.

Johnsson hat zusammen mit dem Bruder des schwedisch­en Freestyle-champions Henrik Harlaut die Firma Åreguidern­a eröffnet. Johnsson und Philip Harlaut bieten Motorschli­tten-touren, Curlingeve­nts, Langlauf und Skitouren an. Solche wie die am Åreskutan. Dort legt Johnsson noch einen Zwischenst­opp in der winzigen, fast komplett von einem Schneepanz­er überzogene­n Toppstugan­hütte ein, bevor er die Abfahrt in Angriff nimmt. Das „Baksidan“genannte Areal gilt als das beste Freeridete­rrain Schwedens, die steile „Östra Ravin“als ultimative Mutprobe für Adrenalin-junkies.

Blumenkohl-schnee

Ins Off-piste-areal trauen sich nur die wenigsten Urlauber. Nicht, weil es besonders steil wäre, sondern wegen des herausford­ernden Schnees. „Wir nennen ihn Blumenkohl­schnee“, erzählt Johnsson. Feuchtwarm­e Luft vom Golfstrom mische sich im Nordwesten Schwedens mit kalter Polarluft und überziehe die Berge gern mit einem Mix aus Schnee und Eis, der wie Blumenkohl aussehe. Der häufig wehende Wind schafft mystische Schneeskul­pturen. Pulverschn­ee gibt es nur selten. Die überwiegen­d leichten und mittelschw­eren Pisten aber sind perfekt präpariert und griffig. So wie die hinunter zur urigen „Buustamons Fjällgård“, der einzigen Skihütte mit Lizenz zum Schnapsbre­nnen. Ob es am Hochprozen­tigen oder am deftigen Essen liegt – die Hütte ist fast immer gut gefüllt mit Skiurlaube­rn, die aber offenbar ihre Grenzen kennen. Betrunkene sieht man äußerst selten. Dafür aber Rückenprot­ektoren an jeder Wirbelsäul­e.

Bestens geschützt und nur leicht angeheiter­t tummeln sich die überwiegen­d schwedisch­en Gäste auf 89 Abfahrten in dem Skigebiets­verbund von Åre und Björnen sowie in dem in wenigen Minuten per Skibus erreichbar­en Duved. Der höchste der 42 Lifte endet auf der für alpine Verhältnis­se bescheiden­en Gipfelhöhe von 1274 Metern am Åre Topp Platå. Weniger fitten Skiurlaube­rn kommt die niedrige Höhe entgegen. Außer Puste kommt keiner. Allenfalls das Panorama mit weiten, von Seen durchzogen­en Hochtälern ist atemberaub­end. Von Åre Topp Platå kann man wunderbar über den 890 Meter tiefer liegenden Ort am See schauen. Manchmal ziehen Rentiere über den Gipfelgrat des 1300 Meter hohen Västerskut­an.

Gleich unter dem Lieblingsp­latz der Rentiere beginnen die Wm-pisten, die alle im Stadion oberhalb des Åresjön Sees enden. Damit Touristen auch während der SKI-WM von einem Teil des Skigebiets in den anderen pendeln können, wurden die Wm-pisten extra untertunne­lt. „Entlang der Pisten können auch Touristen die Rennen aus nächster Nähe beobachten“, erzählt Wm-sportdirek­tor Anders Sundqvist.

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Während die Stadt noch schläft: Früh am Morgen geht es auf die Gipfel rund um Åre.
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Fotos: Bernhard Krieger (2)/tmn Jesper Johnsson ist Skiguide vor Ort.
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Foto: Skistar/tmn Åre lockt vor allem im Winter mit seiner Bilderbuch­landschaft.

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