Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Unwort“stammt von Dobrindt
Jury wählt Begriff des Csu-politikers
Csu-landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat gelassen auf die Entscheidung reagiert, dass der von ihm benutzte Begriff „Anti-abschiebe-industrie“zum „Unwort des Jahres“2018 gewählt wurde. Am Dienstag sagte er dazu, dass es ihm in der Debatte über die Flüchtlingspolitik um die Beschreibung eines Sachverhaltes gegangen sei – und „Debatten brauchen auch zugespitzte Begriffe“.
Zuvor hatte die Sprecherin einer unabhängigen Jury, die LinguistikProfessorin Nina Janich, das „Unwort des Jahres“und die Begründung dafür bekannt gegeben. Sie sagte, eine solche Äußerung von einem wichtigen Politiker einer Regierungspartei zeige, „wie sich der politische Diskurs sprachlich und in der Sache nach rechts verschoben hat und sich damit auch die Sagbarkeitsregeln in unserer Demokratie auf bedenkliche Weise verändern“. Dobrindt benutzte den Begriff in einem Interview im Mai. Klagen gegen die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber hatte er als Sabotage des Rechtsstaats bezeichnet und in dem Zusammenhang von einer „AntiAbschiebe-industrie“gesprochen.
In der engeren Auswahl für das „Unwort“stand auch „Menschenrechtsfundamentalismus“. Dieser „zynische Ausdruck“, so die Jury, sei vom Grünen-politiker Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, anlässlich einer Debatte um die Seenotrettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer verwendet worden, um damit die politische Haltung der von ihm sogenannten „moralisierenden Kreuzzügler“in der Flüchtlingspolitik zu kritisieren.
Insgesamt erreichten die Jury 508 Vorschläge für das „Unwort des Jahres“– ein Wort, das gegen das „Prinzip der Menschenwürde“oder gegen „Prinzipien der Demokratie“verstoße.