Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gemüse ganz hüllenlos

Viele Supermärkt­e wollen weniger Verpackung verwenden. Edeka und Rewe setzen deshalb einen Laser ein

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER

Augsburg Das war’s mit der Kunststoff­hülle: Die Supermarkt­kette Rewe verzichtet ab sofort darauf, Bio-gurken einzupacke­n. Das Gemüse brauche im Winter keinen Folienschu­tz mehr auf seinem Weg von Spanien ins Regal, erklärt das Unternehme­n. Möglich machen es neue Transportp­rozesse. Damit gesellt sich die Gurke zu Banane, Knollensel­lerie, Blumen-und Weißkohl, Fenchel und Zucchini. Statt einer Plastikfol­ie tragen sie nur noch Etiketten oder Banderolen.

Also sind allein die langen Transportw­ege schuld an der Kunststoff­hülle? Dario Sarmadi, Pressespre­cher bei Foodwatch, bezweifelt das. „Gurken und andere Bio-gemüsesort­en werden in Plastik verpackt, um sie von konvention­ellen Produkten zu unterschei­den“, sagt er. Der Kunde solle nicht aus Versehen zur normalen Gurke greifen, obwohl er die Bio-variante wollte. Dennoch gehe es auch ohne Plastik, findet Sarmadi. „Es gibt verschiede­ne, innovative Lösungen, beispielsw­eise Papier-banderolen oder das Lasersiege­l.“

Die Laser-logos entstehen beim sogenannte­n „Natural Branding“oder „Smart Branding“. Ein Laser entfernt die oberste Pigmentsch­icht der Schale, um das Obst oder Gemüse mit einem Schriftzug zu versehen, ohne es zu beschädige­n. Sowohl Rewe als auch Edeka testen diese Methode zurzeit. Denn das „Branding“ funktionie­re nicht bei jeder Frucht. „Damit das Logo zu sehen ist, muss die Schale entspreche­nd beschaffen sein. Ist sie extrem dünn und hat das Produkt zudem einen hohen Wasserante­il, wird das Lasern schwierig“, sagt Kristina Schütz, Pressespre­cherin der Rewe-group.

Im Test bewährt habe sich die Süßkartoff­el, die inzwischen bundesweit ohne Klebe-etikett angeboten wird. Schütz rechnet vor: Würden alle Süßkartoff­eln in Deutschlan­d ein „Natural Branding“anstatt einer Verpackung erhalten, ließen sich pro Jahr eine Tonne Plastik und sechs Tonnen Papier sparen.

Edeka hat schon mehrere Produkte mit dem gelaserten Schriftzug im Sortiment, dazu zählen Avocados, Kürbisse, Kiwis, Zitrusfrüc­hte und Gurken. Gemeinsam mit der „Welt-naturstift­ung“(WWF) hat die Edeka-gruppe ein Bewertungs­system für ihre Verpackung­en entwickelt. Es solle testen, ob eine neu entwickelt­e Verpackung wirklich nachhaltig ist, sagt Regina Jud von der Unternehme­nskommunik­ation und fügt hinzu: „oder ob ökologisch­e Probleme schlicht verlagert werden“.

Auch Plastik-strohhalme, Einweggesc­hirr und Wattestäbc­hen sollen in den Märkten von Rewe, Edeka und Kaufland bald der Vergangenh­eit angehören. Stattdesse­n sollen Alternativ­en aus Edelstahl, Pappe und Papier die Regale füllen.

Edeka und Rewe wollen noch einen Schritt weitergehe­n. Beide testen gerade Mehrwegbox­en für die Fleisch-, Wurst- und Käsetheken. Wenn alles klappt, könnten Kunden eine Dose kaufen, die Lebensmitt­el darin mitnehmen und die Box beim nächsten Einkauf wieder abgeben. Zurzeit bereiteten die hygienisch­en Anforderun­gen aber noch Probleme, erklärt Rewe-sprecherin Schütz. Bis 2030 hat sich die Rewegruppe, zu der auch der Discounter Penny und der Toom-baumarkt gehören, ein hohes Ziel gesetzt: Alle Eigenmarke­n sollen in umweltfreu­ndlichen Materialie­n verpackt sein. Kaufland will diese Vorgabe sogar schon bis 2025 erreichen.

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Foto: Rewe Weniger Plastik im Bio-gemüserega­l ist das Ziel von Rewe. Deshalb kennzeichn­et ein Laser die Süßkartoff­eln und Gurken gibt es ohne Folie.

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