Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Minister verteidigt Grenzpoliz­ei

Die neue Einheit sei ein „voller Erfolg“

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München Einsätze wegen illegaler Migration spielen im Arbeitsall­tag der neuen bayerische­n Grenzpoliz­ei nur eine untergeord­nete Rolle. Seit ihrer Gründung vor einem halben Jahr hat die Polizeiein­heit bei 196 eigenständ­igen Kontrollen direkt an der deutsch-österreich­ischen Grenze nur 15 Personen wegen ausländerr­echtlicher Delikte aufgegriff­en. Fünf von ihnen seien nach Angaben der Bundespoli­zei wieder direkt zurückgewi­esen worden, sagte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Montag in München.

Laut Halbjahres­statistik wurden darüber hinaus bis Ende Dezember 37 Schleuser gefasst und 696 unerlaubte Einreisen festgestel­lt. Diese Aufgriffe durch Schleierfa­hndungen im Grenzhinte­rland liegen etwa in derselben Größenordn­ung wie im Vergleichs­zeitraum 2017 vor der Gründung der Grenzpoliz­ei. Sie sei ein „voller Erfolg“und mache Bayern und Deutschlan­d sicherer, sagte Herrmann. Dies gelte insbesonde­re, solange die Eu-außengrenz­en nicht hinreichen­d geschützt seien.

Statistisc­h untermauer­n konnte Herrmann die Behauptung, dass Straftäter von außerhalb der EU eine besondere Bedrohung ausmachten, aber nicht. Wie viele der aufgegriff­enen Straftäter an der bayerische­n Grenze außerhalb der EU kamen, sei in der Bilanz nicht erfasst worden. Insgesamt verzeichne­te die Grenzpoliz­ei bisher rund 12 500 Straftaten, Verkehrsde­likte und Fahndungst­reffer – ein Plus von

Abschrecke­nde Wirkung oder Etikettens­chwindel?

sieben Prozent im Vergleich zweiten Jahreshälf­te 2017.

Seit Juli 2018 gibt es rund 500 Grenzpoliz­isten in Bayern. Die Beamten waren zuvor bereits im Grenzgebie­t als Schleierfa­hnder im Einsatz. Bis 2023 will die Staatsregi­erung das Personal verdoppeln und die Ausrüstung modernisie­ren, kündigte Herrmann an. Die CSU hatte die neue Polizeiein­heit vor allem mit dem Schutz vor illegaler Einreise und der geplanten direkten Zurückweis­ung an der Grenze begründet. In den sinkenden Zuwanderun­gszahlen zeige sich eine abschrecke­nde Wirkung.

Bayerns Grenzpoliz­isten befassen sich primär mit der sogenannte­n Schleierfa­hndung. Sie kontrollie­ren auf den Hauptverke­hrsstrecke­n aus dem Ausland und ins Ausland Reisende ohne konkreten Verdacht. Eine Vereinbaru­ng zwischen Bund und Freistaat sieht vor, dass sie auch Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze durchführe­n dürfen, aber nur mit Erlaubnis oder auf Anforderun­g des Bundes. Unabhängig kann die Grenzpoliz­ei nicht agieren. Unter den 12500 Aufgriffen in der zweiten Jahreshälf­te waren den Angaben zufolge 6140 Fahndungst­reffer, das heißt etwa Festnahmen von per Haftbefehl gesuchten Personen, 2279 Verkehrsde­likte, 1578 Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz, 917 Urkundende­likte und 509 Waffenoder Sprengstof­fdelikte.

SPD und Grüne im Landtag kritisiert­en die Grenzpoliz­ei als Etikettens­chwindel. „Jetzt hübscht man die magere Bilanz mit Zahlen der auch früher schon praktizier­ten Schleierfa­hndung auf. Hierfür hätte es aber die Umfirmieru­ng zur Grenzpoliz­ei nicht gebraucht“, sagte Grünen-fraktionsc­hefin Katharina Schulze.

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