Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Spielt der Vater, spielt der Sohn

Talent oder Vitamin B: Warum werden Kinder von berühmten Schauspiel­ern oft ebenso erfolgreic­h?

- VON DENIS DWORATSCHE­K

„Star Trek“ist vielen Menschen ein Begriff. Selbst die, die es geschafft haben, bis heute keinen einzigen Film oder keine Folge von „Raumschiff Enterprise“gesehen zu haben, selbst sie haben mal was von Mr. Spock gehört. Und als am Freitag auf Netflix die zweite Staffel der Serie „Star Trek: Discovery“startete, stießen viele Fans wieder auf den spitzohrig­en Vulkanier. Im Original spielte Leonard Nimoy den stoischen Charakter. Der neue Spock wird dargestell­t von Ethan Peck – kein Geringerer als der Enkel von Gregory Peck.

Während der Großvater bekannt ist aus Filmen wie „Moby Dick“(1956) oder „Wer die Nachtigall stört“(1962), kennen Ethan Peck bisher nur junge Serienguck­er von „Gossip Girl“oder „Die wilden Siebziger“. Auch seine Mutter Cecilia Peck war Schauspiel­erin.

Familie Fonda ist ein weiteres Beispiel. Berühmt geworden ist Vater Henry durch Charakterr­ollen in „Die zwölf Geschworen­en“oder in den Italoweste­rn von Sergio Leone wie „Spiel mir das Lied vom Tod“. Sein Sohn Peter Fonda und Tochter Jane Fonda sind erfolgreic­he Schauspiel­er, genauso wie die Enkelin Bridget Fonda. Aber warum werden so viele Kinder und Enkel von berühmten Schauspiel­ern ebenfalls Darsteller in Filmen und Serien?

C. Bernd Sucher ist Theaterkri­tiker und Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Er findet das wenig überrasche­nd: „Solche Familien oder gleich Schauspiel­erdynastie­n gibt es schon seit dem 18. Jahrhunder­t.“ Als Beispiel nennt er die Familie Hörbiger, zu denen auch die Schauspiel­er Christian Tramitz und Christiane Hörbiger gehören. „Die Kinder wachsen einfach in einem gewissen Milieu auf – das kann man ja auch in anderen Berufen beobachten“, sagt Sucher. Dabei spielt er auf Ärzte- oder Rechtsanwa­ltsdynasti­en an, wo auch gerne mal die Kinder Praxis oder Kanzlei der Eltern übernehmen. „Die Kinder sind meist von klein auf mit ihren Eltern an den Sets“, erklärt Sucher. Natürlich sei es ein großer Luxus, auf diese Voraussetz­ung aufzubauen.

Kann dahinter auch einfach eine Pr-masche stecken, setzen Filmemache­r bewusst auf den Prominachw­uchs? Immerhin verkaufen sich doch große Namen. Das sieht der Film- und Schauspiel­experte nicht so. Ein Max Simonische­k sei einfach ein guter Schauspiel­er wie sein Vater Peter. Grundsätzl­ich klappt das In-die-fußstapfen-treten besser, wenn die Elterngene­ration erfolgreic­h gewesen sei.

Was aber, wenn der Papa den Nachwuchs im eigenen Film besetzt? Til Schweiger lässt regelmäßig seine Töchter Luna und Emma in Haupt- oder Nebenrolle­n mitspielen. Will Smith’ Sohn Jaden kommt meistens nur dann zum Einsatz, wenn der berühmte Vater Produzent ist oder wie im Film „After Earth“gleich das Drehbuch schrieb. Andere Regisseure lassen ihn weitgehend links liegen. „Das ist Vitamin B und hat natürlich weniger mit Talent zu tun“, sagt Sucher. Es ist ja ganz natürlich: Eltern wollen wohl einfach gerne die Karriere ihrer Kinder fördern.

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Gregory Peck
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Ethan Peck

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