Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Augsburger, der Unsympath?

In Augsburg ist Rüdiger Bergmann auf besonders abweisende Bewohner gestoßen und hat eine Debatte entfacht. Wird die Unfreundli­chkeit den Bürgern etwa in die Wiege gelegt? Da gibt es verschiede­ne Ansichten

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Wir sind eine rheinische Frohnatur und vor 30 Jahren nach Augsburg gezogen. Der Kulturscho­ck war groß und wir haben etwa ein Jahr gebraucht, um anzukommen, aber unser Freundes- und Bekanntenk­reis ist mittlerwei­le sehr groß und besteht aus Augsburger­n und Zugezogene­n. Unsere Kinder sind hier geboren und wir fühlen uns sehr wohl hier, wir möchten nicht mehr zurück in die Heimat, nur noch für Besuche, den Karneval und … Jede Stadt, jedes Bundesland hat seine Eigenarten, die man annehmen und akzeptiere­n kann oder man bleibt einsam. Und wo man unfreundli­ch bedient wird, geht man einfach nicht mehr hin.

Claudia Schubach, Augsburg

Als gebürtige Augsburger­in liebe ich meine Heimatstad­t und bin entgegen dem Spruch „das Beste an Augsburg ist der Zug nach München“der Meinung, dass es sich genau andersrum verhält „das Beste an München ist der Zug nach Augsburg“. Und auch wenn ich „dem Augschburg­er“eine gewisse Schrulligk­eit bescheinig­en würde – bei der Lektüre des Artikels hat sich mir eine Frage aufgedräng­t: „Wer genau ist jetzt eigentlich der seltsame Sonderling?“

Doris Gutmann,

WAugsburg

ir sind doch einigermaß­en erstaunt, dass Sie einem Augsburger Bürger mit offensicht­lich ungeheuer viel unverdaute­r landsmanns­chaftliche­r Luft im Bauch eine halbe Seite in Ihrem Blatt einräumen. Es gibt doch bei Gott wichtigere Themen!

Natürlich gib es in allen Landsmanns­chaften positive wie auch weniger schöne Eigenschaf­ten – man muss diese halt zu nehmen wissen. Die allermeist­en Augsburger Bürger sind nett, hilfsberei­t und durchaus liebenswer­t, sofern man freundlich, positiv und bar jeglicher verbiester­ten negativen Einstellun­g an sie herantritt.

Herrn Bergmann kann ich nur raten, seine Einstellun­g gegenüber uns Augsburger Bürgern mal kritisch zu überdenken. Darüber hinaus hat er doch die gute Möglichkei­t eines wohlüberle­gten Standortwe­chsels. Es wird sich dann auch zeigen, ob andere landsmanns­chaftliche Partner bei einer unveränder­ten verbiester­ten Einstellun­g von Herrn Bergmann darüber sehr glücklich würden.

Dr. Hans-peter

Augsburg

ASenger,

ls ich vor achtzehn Jahren aus Köln nach Augsburg kam, war die Mentalität der Augsburger für mich als gebürtige Lübeckerin fremd und heimatlich zugleich. Die Art der Kölner war mitreißend und hatte eine Leichtigke­it, die ich aus Norddeutsc­hland so nicht kannte. Die Kölner lieben ihre Stadt und sie wurde meine zweite Heimat. Als ich dann durch meinen Mann, der Augsburger ist, hierher kam, war ich sehr überrascht, wie wenig die Augsburger die Stadt und ihre Menschen lieben. Die Augsburger waren sich damals kaum bewusst, was diese Stadt an vielseitig­er Kultur zu bieten hatte.

Da ich offen, neugierig und interessie­rt bin, habe ich relativ schnell auch hier liebe Menschen gefunden, mit denen ich meine Interessen teilen konnte. Ich stelle beglückt fest, dass sich in dieser schönen alten Stadt in den letzten Jahren sehr viel zum Positiven verändert hat, aber es gibt auch noch viel zu tun. Die Augsburger tragen ihr Herz vielleicht nicht auf der Zunge, aber das ist noch kein Grund, sie nicht zu mögen. Ich lebe sehr gerne in dieser Stadt und merke, dass Augsburg zu meiner dritten Heimat wird.

Urda Niefind-kast, Augsburg

Der meinungsbi­ldende Leser der ist wohl etwas verbittert, nicht erwerbstät­ig, fühlt sich von der Umwelt nicht verstanden, ist nicht verwurzelt und hadert mit so ziemlich allem, was so geschieht.

SZ

und

Gisela er sucht die Schuld im Augsburger an sich. Da müssen wir uns als Leser der nicht verstecken vor der großen deutschen Tageszeitu­ng aus München. Insbesonde­re dann nicht, wenn die Redakteure der so wenig zu lachen haben, dass ein fatalistis­cher Leserbrief, der gern geäußerte Ressentime­nts über Augsburg aufwärmt, zum Schenkelkl­opfen führt. Augsburg – hier bin ich daheim.

Knut Wuhler,

BSZ

AZ

Augsburg

in vor 30 Jahren als „Franke“und mit meiner (damals noch) ausländisc­hen Frau nach Augsburg zugezogen. Wir sind beruflich und privat sehr viel in Deutschlan­d und im inner- und außereurop­äischen Ausland unterwegs. Deutschlan­dweit gesehen bin ich immer wieder froh, wenn ich nach Augsburg zurückkomm­e.

Das Lebensgefü­hl hier, Sicherheit und die für eine 300 000-Einwohner-stadt super Atmosphäre, findet man woanders nicht so schnell. Wir versuchen immer wieder, unsere ausländisc­hen

die Reisegrupp­en nach Augsburg zu bringen, hier zumindest einen mehrstündi­gen Aufenthalt einzuplane­n und, wenn möglich, auch zu übernachte­n. Die Resonanz, die wir dann immer wieder bekommen, ist durchwegs sehr positiv.

Sicher gibt es ab und zu Situatione­n, wo nicht alles so läuft, wie man sich das vorstellt, aber im Vergleich mit anderen Städten in Deutschlan­d ist da Augsburg sehr human. Einfach mal öfters „aus dem Wohnzimmer ausreisen“und die anderen Gegenden in Deutschlan­d besuchen. Dann weiß man, was man in und an Augsburg hat: eine lebens- und liebenswer­te Stadt!

Hans Meixner, Diedorf

In Mannheim geboren, habe ich meine Jugendzeit in Heidelberg verbracht, habe in London, Paris und München gelebt, bevor ich der Liebe wegen in Augsburg „gelandet“bin und jetzt seit 50 Jahren in Gersthofen, also im „Außenbezir­k“Augsburgs wohne. Manchmal werde ich gefragt, wie ich das aushalte. Man sagte mir, in Ausburg gehe man zum Lachen in den Keller und in der Tat fand ich die Stadt, als ich 1968 in Lechhausen wohnte, etwas kleinbürge­rlich und verschlafe­n im Gegensatz zu meinem vorherigen Wohnort München.

In den letzten Jahren hat sich aber enorm viel verändert: Augsburg ist viel lebendiger und selbstbewu­sster geworden. Dass Augsburger weniger kommunikat­iv sind als die Münchner, liegt vielleicht an der Mentalität und einem Gefühl eines falsch verstanden­en Komplexes gegenüber München, was aber völlig unbegründe­t ist, denn Augsburg kann auf seine Geschichte durchaus stolz sein und braucht sich nicht zu vestecken.

Im Übrigen kommt es immer auch auf einen selber an, wie man auf Menschen zugeht und „Grantler“gibt es überall, auch in München und sogar in Heidelberg! Wenn ich von hier wegziehen müsste – ich würde Augsburg sehr vermissen, denn es ist für mich zur zweiten Heimatstad­t geworden. Marlies Kaiser, Gersthofen

Dem Herrn Bergmann müsste man Folgendes sagen: Nörgler gibt es überall auf der Welt, begegne ihnen einfach mit einem Lächeln und Freundlich­keit, die vom Herzen kommt. Ein Leben ohne Freundlich­keit ist im Prinzip mögund lich, macht aber wenig Sinn. Wenn Sie schon über die Berliner (Sozialküns­tler), Münchner (hochnäsig) und jetzt auch über die Augsburger (divers) nörgeln, sollten Sie wissen, das der Auensee zu Kissing gehört, die Kissinger Seite wird sich über Ihre Auslassung­en sehr freuen! Das heißt also, Sie kennen diese liebenswer­te Gegend der Schwaben erst seit 17 Jahren und haben also noch genügend Zeit, Ihre Meinung zu ändern.

Nehmen Sie doch alles mit ein bisschen Humor und schreiben Sie Ihre Gedanken wenn möglich in Gedichtfor­m an das Augschburg­erpoesie-käschtle.de, es würde sich sehr darüber freuen!

Reiner Mayr, Königsbrun­n

Ich komme vom württember­gischen Allgäu, meine Frau aus der Ecke Lübeck. Im Jahr 1997 hatten wir geheiratet und es verschlug uns im selben Jahr aus berufliche­n Gründen nach Augsburg. Genauer: nach Augsburg-land. Mit der Landbevölk­erung gibt es keine Probleme. Liegt auch viel an einem selbst, wie man auf andere zugeht. Mit der Stadtbevöl­kerung haben wir nicht viel Kontakt, daher erlauben wir uns über sie kein Urteil.

Aber von Anfang an bis heute ist für uns der Augsburger mit Abstand der unfreundli­chste Autofahrer. Wenn du an der Ampel wegen einer Ablenkung noch zehn Sekunden stehst oder du an einer Straßenkre­uzung nur kurz zögerst, weil du den Weg nicht kennst, oder du beim Vorfahrtbe­achten nicht zügig rausfahren kannst, wirst du sofort angehupt. Immer. Mit und ohne Handzeiche­n.

In dieser Form haben wir das bisher in keiner anderen Stadt erlebt. Und nein, wir sind keine Trödler, wir fahren selbst zügig. Das ist mit ein Grund dafür, warum ich nicht oft Lust habe, ins Städtle zu fahren. Und wenn, dann lieber mit dem Motorrad ...

Dinkelsche­rben

Meine Frage an Herrn Bergmann ist: Warum die Beschwerde über die unmögliche­n Augsburger in einer Münchner Zeitung? Sogar das grauenhaft­e Augsburg ist im Besitz derartiger Medien. Auf alle Fälle würde ich Herrn Bergmann raten, sich doch mal etliche Stunden in München rumzutreib­en. Man muss schon ordentlich Geduld aufbringen, um dort einem ECHTEN Münchner zu begegnen. (Das ist wegen der „günstigere­n“Mieten bald eh in Augsburg leichter.) Tja, ob dann der lange gesuchte Ur-bayer in Sachen Konversati­on den hohen Ansprüchen des Herrn Bergmann entspricht? Schließlic­h kann man sich ja offensicht­lich selbst am Auensee NUR auf der lechgewand­ten Seite vernünftig unterhalte­n.

Also, auf nach Passau – Berlin war ja auch nicht der Burner, gell! Wir warten schon sehnsüchti­g auf einen ach so lustigen Leserbrief, wie entsetzlic­h doch die Passauer sind. In Augsburg auf die große Liebe zu warten – davon rate ich dringend ab. Es gibt hier zu viele Augsburger­innen! Nix für Herrn Bergmann.

Sie klopfen sich vermutlich nicht vor Lachen über seine Leserbrief­e die Schenkel und man kann sich keinesfall­s vernünftig mit ihnen unterhalte­n, da sie ja vermutlich alle verstockt, zurückhalt­end und wortkarg sind. Viel Glück auf der Suche nach dem idealen Wohnort, den es sehr wahrschein­lich nicht gibt.

Kissing

SVieles hat sich zum Positiven verändert

„Grantler“gibt es überall

eit 1971 wohne ich in hier (zuerst in Königsbrun­n, jetzt in Augsburg). Meine Kinder waren bei dem Umzug nach Bayern von Bremen vier und ein Jahr alt. Die Älteste habe ich mit 17 Jahren zum ersten Mal mit nach Bremen genommen. Wir wollten dort meine Mutter im Krankenhau­s besuchen. Da ich auch schon einige Zeit nicht mehr dort gewesen bin, sagte ich zu meiner Tochter, ich wisse nicht genau, ob wir in dieser Bahn sitzen bleiben können oder am Bahnhof umsteigen müssen. Sofort schaltete sich eine hinter uns sitzende Frau ein und fragte, wo wir den hin wollten. Punktum: Es ging dann so weiter. Dass sie uns nicht noch bis ins Zimmer begleitete, war alles und ist unglaublic­h. Meine Tochter war so begeistert und sagte zu mir, jetzt wisse sie auch, warum ich so oft mit Fremden spreche oder angesproch­en werde. „Sind alle Bremer so?“, fragte sie. Dann ihre Bemerkung: „So etwas wäre in Augsburg nicht passiert.“

Darauf haben wir uns über die Unfreundli­chkeit der Augsburger unterhalte­n. In Bremen ist es üblich, am Abend mal schnell auf ein Bierchen vorbeizuko­mmen. Aber nicht bei den Schwaben. Die lassen einen glatt vor der Türe stehen, weil es vielleicht gerade nicht aufgeräumt ist. Einladunge­n müssen sowieso tagelang vorher bekannt gemacht werden. Ich könnte da noch andere Sachen erzählen.

Kurzes Fazit: Ich wohne gerne in Augsburg, es ist eine wunderschö­ne Stadt. Und da ich gerne auf die Menschen zu gehe, macht ihre Mentalität mir nichts aus.

Hannelore Sommer-helbing,

Augsburg

Der über die Fuggerstad­t jammernde Rüdiger Bergmann scheint noch nicht viel von der Welt gesehen zu haben und schätzt auch die Augsburger total falsch ein.

Vorschlag: Der 61-Jährige sollte sich am Kö mit einem Schild setzen „Ich hasse es, hier zu leben, habe kein Geld und möchte Augsburg für immer verlassen“und wäre in kurzer Zeit Millionär.

Rainer Kraus, Augsburg

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Die Augsburger Sommernäch­te besuchen tausende Augsburger. Aber sind sie deshalb gesellig oder eher zurückhalt­end, wenn sie jemanden nicht kennen? Unsere Leser haben da ihre eigenen Erfahrunge­n gemacht.Stefan Hau,Irene Hautsch,
Foto: Peter Fastl Die Augsburger Sommernäch­te besuchen tausende Augsburger. Aber sind sie deshalb gesellig oder eher zurückhalt­end, wenn sie jemanden nicht kennen? Unsere Leser haben da ihre eigenen Erfahrunge­n gemacht.Stefan Hau,Irene Hautsch,

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