Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Diese Drohne soll Flüchtling­e retten

Hochschuls­tudenten bauen Fluggerät. Bald muss es sich auf dem Meer bewähren

- VON EVA MARIA KNAB

Die Todesrate von Flüchtling­en im Mittelmeer war im vergangene­n Jahr so hoch wie nie zuvor. Nach Angaben der Hilfsorgan­isation Seawatch starb jeder fünfte Mensch, der über den Seeweg fliehen wollte. Studenten der Hochschule Augsburg wollen bei diesem Drama nicht länger tatenlos zusehen. Sie entwickeln eine Drohne, die Flüchtling­sboote in Seenot auf dem Meer zuverlässi­g finden soll. Bald wird das autonome Fluggerät seine große Bewährungs­probe haben.

Das Projekt „Search Wing“läuft seit Sommer 2017. Inzwischen sind die wichtigste­n Entwicklun­gsschritte geschafft, wie Professor Friedrich Beckmann und sein studentisc­hes Team beim Projekttag der Informatik berichtete­n. Verschiede­ne Rettungsor­ganisation­en warten schon darauf, das autonome Fluggerät einzusetze­n.

Bislang arbeiten die Seeretter im Mittelmeer vor allem mit Fischkutte­rn und Charterflu­gzeugen, die von der Insel Malta aus starten. Das ist sehr teuer. Die Hochschuls­tudenten setzen auf eine deutlich kostengüns­tigere, aber effektive Lösung: Sie entwickeln eine handelsübl­iche Drohne so weiter, dass sie von Hilfskräft­en ohne Vorkenntni­sse unter den Bedingunge­n auf dem Meer eingesetzt werden kann. Keine ganz einfache Aufgabe.

Studentin Anna Pfützner erklärt, welche technische­n Probleme inzwischen gelöst wurden: Durch eine weiterentw­ickelte handelsübl­iche Software kann die Hochschuld­rohne im Flug nicht nur Bilder machen, sondern die Fotos zusammen mit den Gps-daten von havarierte­n Flüchtling­sbooten zum Rettungssc­hiff senden. Die Studenten haben nun auch Wege gefunden, damit die Drohne über ein Katapult sicher vom Schiff starten und ebenso sicher dorthin zurückfind­en und landen kann, auch wenn es sich auf dem Meer bewegt. Ein spezielles Landenetz wird das Fluggerät auffangen. Unterstütz­ung bekamen die vier jungen Entwickler von Kommiliton­en aus dem Bereich Mechatroni­k. Anna Pfützner nennt auch noch weitere Herausford­erungen: So müssen die Elektronik­teile vor Salzwasser geschützt werden. Insgesamt muss die Drohne mit ihrem gesamten Technikbal­last beim Fliegen im Gleichgewi­cht bleiben.

„Mit unserem Projekt stoßen wir auf viel Interesse“, sagt Professor Beckmann. Inzwischen arbeiten auch frühere Hochschuls­tudenten und andere Freiwillig­e daran mit. Bei einem Kongress des Chaos Computer Clubs Berlin in Leipzig wurden zahlreiche Besucher auf „Search Wing“aufmerksam.

Im März steht der Hochschuld­rohne die erste große Bewährungs­probe mit dem gesamten Entwicklun­gsteam auf Malta bevor. Rettungsor­ganisation­en wie Sea-watch und Resqship wollen das Fluggerät nach Angaben der Studenten einsetzen, sobald es den Praxistest bestanden hat. „Wir freuen uns schon, wenn die Drohne aufs Meer kommt“, sagt Studentin Svenja Brandt. Anna Pfützner betont, wie wichtig den beteiligte­n Studierend­en der humanitäre Hintergrun­d ihres Projektes ist. „Wir wollen helfen, dass keine Menschen mehr ertrinken.“

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Foto: Bernd Hohlen Sie haben die Rettungsdr­ohne entwickelt: von links Svenja Brandt, Anna Pfützner, Sven Kolenda, vorne Jonas Gehrke.

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