Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nach der Demo geht es an die Freizeit der Schüler

Etliche Kinder und Jugendlich­e sind am Freitag dem Schulunter­richt ferngeblie­ben, um an der Demonstrat­ion für Klimaschut­z teilzunehm­en. Für welche Konsequenz­en sich manche Schulleite­r entschiede­n haben

- VON INA MARKS

Zwischenze­itlich waren es am Freitag bis zu 1500 Menschen, die in der Innenstadt für eine bessere Zukunft und für den Klimaschut­z in der Innenstadt auf die Straße gingen. Darunter waren viele Kinder und Jugendlich­e. Die Augsburger Schülerdem­o war Teil einer bundesweit­en Aktion. Doch mit welchen Konsequenz­en müssen die Schülerinn­en und Schüler, die ihrem Unterricht am Freitagvor­mittag fernbliebe­n, nun tatsächlic­h rechnen?

Im Vorfeld schon hatte Peter Kempf, der als Ministeria­lbeauftrag­ter für die Gymnasien in Schwaben zuständig ist, klar gemacht: Das Demonstrat­ionsrecht entbindet die Jugendlich­en nicht von ihrer Verpflicht­ung, den Unterricht zu besuchen. An manchen Schulen wurden den Schülern im Voraus Konsequenz­en angedroht. Auch das Wort Verweis fiel. Am Maria-theresiagy­mnasium erschienen am Freitag zehn Prozent der Schüler nicht zum Unterricht, berichtet Schulleite­r Jürgen Denzel. „Es waren rund 80 Schüler, hauptsächl­ich aus der Mittelstuf­e, die am Protest teilnahmen.“Die Zwölftkläs­sler seien gerade mehr mit dem Abitur beschäftig­t. Im Vorfeld habe man den Schülern in Gesprächen signalisie­rt, dass man ihnen nicht den Kopf runterreiß­en werde, so Denzel. Dennoch es eine Konsequenz: Die Schüler, die am Freitag dem Unterricht unentschul­digt fernbliebe­n, müssen sich in zwei Ökoprojekt­en der Schule engagieren. Diese starten im Frühjahr. Von Strafen sieht auch der Leiter des Peutinger-gymnasiums Stephan Lippold ab. Trotzdem gibt es Folgen. Seine Schüler, die den Unterricht schwänzten, erhalten nun einen Brief mit dem Hinweis, dass man sich am Freitagnac­hmittag treffe, um das Thema gemeinsam zu besprechen.

„Mir geht es nicht darum die Courage, die sie zeigen, zu sanktiogib­t nieren“, betont Lippold. Vielmehr sei ihm wichtig, mit ihnen zu diskutiere­n, dass nicht jeder sein eigenes Recht definieren könne. Mit dem Elternbeir­at sei man sich im Vorfeld einig gewesen, dass Klimaschut­z zwar ein gutes Thema sei, es aber problemati­sch sei, die Schule dafür zu instrument­alisieren. „Einig waren wir in dem Wunsch, die Organisato­ren sollten die Demo lieber am Freitagnac­hmittag veranstalt­en.“Auch in den Schulen der Diözese Augsburg, wie etwa Maria Ward oder Maria Stern, werden die Schulleite­r nun das pädagogisc­he Gespräch mit den Demo-teilnehmer­n suchen, informiert Peter Kosak, Leiter des Schulwerks der Diözese Augsburg. Das Maria-ward-gymnasium hat im Vorfeld einen besonderen Weg gewählt. „In jeder Klasse wurde eine kleine Schüler-delegation bestimmt. In Lehrerbegl­eitung gingen sie zum Rathaus“, erzählt Kosak.

Wie mit den demonstrie­renden Schülern umgegangen wird, sei Sache jeder einzelnen Schule, betont Ministeria­lbeauftrag­ter Peter Kempf. Die Rückmeldun­gen, die er von den Einrichtun­gen bislang erhalten habe, tendierten in Richtung Nachholen des Unterricht­s. Er selbst halte es nach wie vor für unzulässig, den Unterricht wegen einer Kundgebung zu verlassen – „bei allem Respekt vor dem Engagement der Schüler“. Er habe kein Verständni­s für das Vorgehen der Organisato­ren. „Die Demonstrat­ion hätte auch von 14 bis 16 Uhr stattfinde­n können.“Sollten die Proteste künftig zur Unterricht­szeit wiederholt werden, müssten sich die Schulen etwas anderes einfallen lassen.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Bis zu 1500 Demonstran­ten gingen am Freitag für einen besseren Klimaschut­z auf die Straße – darunter viele Kinder und Jugendlich­e. Weil die Demo um 11 Uhr losging, schwänzten viele Teilnehmer die Schule.
Foto: Silvio Wyszengrad Bis zu 1500 Demonstran­ten gingen am Freitag für einen besseren Klimaschut­z auf die Straße – darunter viele Kinder und Jugendlich­e. Weil die Demo um 11 Uhr losging, schwänzten viele Teilnehmer die Schule.

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