Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Pokalheld ist in Kiel nicht dabei

Torhüter Andreas Luthe hatte maßgeblich Anteil daran, dass der Bundesligi­st gegen Steinbach und Mainz nicht vorzeitig ausschied. Diesmal muss er aber passen, was Trainer Manuel Baum aber gar nicht so ungelegen kommt

- VON ROBERT GÖTZ

Vielleicht hätte Andreas Luthe der Pokalheld des FC Augsburg werden können. Der Torhüter, mit dem der Bundesligi­st erstmals in der Vereinsges­chichte durch alle Pokalabend­e hindurch das Finale in Berlin erreicht. Hätte, denn seit gestern ist klar: Luthe wird heute (18.30 Uhr) im Achtelfina­le gegen Holstein Kiel nicht im Tor stehen.

Dabei hat Luthe maßgeblich­en Anteil daran, dass der FCA erstmals seit drei Jahren wieder in der Runde der letzten 16 steht. In der ersten Runde verhindert­e er Mitte August beim 2:1-Sieg gegen den Regionalli­gisten TSV Steinbach-haiger mit seinen Paraden eine Blamage. Im Tor stand er aber nur, weil man der Nummer eins, Fabian Giefer, eine Pause gönnte. Es ist bei vielen Bundesligi­sten so, dass man dem Ersatztorh­üter im Pokal Spielpraxi­s verschafft. Manche sagen auch, um ihn bei Laune zu halten.

Luthe, 31, hatte damals eine Seelenmass­age bitter nötig. Er war der große Verlierer des Torhüter-duells der Vorbereitu­ng. Er sei danach „in ein Loch gefallen“, gab er im Trainingsl­ager in Spanien Anfang Januar zu. Als er Ende Oktober in der zweiten Runde beim spektakulä­ren 3:2 nach Verlängeru­ng gegen den FSV Mainz 05 den Sieg mit festhielt, war die Situation komplett anders. Luthe war einen Monat zuvor zum Stammtorhü­ter ernannt worden, weil Giefer gepatzt hatte. Giefer war gegen Mainz verletzt, darum gab es keine Wechsel-diskussion.

Seitdem hat sich viel getan. Die Fca-verantwort­lichen trauten weder Luthe noch Giefer zu, für die Rückrunde eine zuverlässi­ge Nummer eins abzugeben, sie liehen den erst 21-jährigen Gregor Kobel für ein halbes Jahr vom Bundesliga­Konkurrent­en TSG 1899 Hoffenheim aus und setzten ihn Luthe und Giefer vor die Nase.

Der Schweizer U21-nationalsp­ieler gilt zwar als großes Torhüter-talent, doch was schon in den ersten drei Partien gegen Düsseldorf, Gladbach und Mainz zu sehen war: Kobel braucht Spielpraxi­s. In einigen Aktionen (Faustabweh­r, Spieleröff­nung) wirkte er bisher noch nicht so gefestigt. Darum kam es Fca-trainer Manuel Baum vielleicht gar nicht so ungelegen, dass Andreas Luthe und Fabian Giefer (Fersenprob­leme) für Halbfinale

0:2

2. Runde

0:2 1. Runde 2:4 n.v. 1. Runde 3:4 n.v. das Spiel in gung stehen.

Am Montag hatte Luthe das Training der Reserviste­n mit leichten Knieproble­men abbrechen müssen. Es schien aber eher eine Vorsichtsm­aßnahme. Doch bei der Pressekonf­erenz erklärte Baum: „Andi Luthe fällt leider aus wegen Kniebeschw­erden, die er schon mal hatte. Sonst wäre es durchaus möglich gewesen, dass wir Andi hätten spielen lassen.“Und da eben auch Giefer angeschlag­en ist, wird Kobel spielen und Youngster Benjamin Leneis, 19, auf der Bank sitzen.

Bei den Feldspiele­rn wird es sicher Wechsel geben, erklärte Baum, ohne Namen zu nennen: „Das Spiel gegen Mainz war intensiv, wir sind fünf Kilometer mehr gelaufen.“Wichtig ist es jetzt für Baum, den Rückenwind aus dem 3:0-Erfolg gegen Mainz mitzunehme­n. „Wenn man in der Besprechun­g wieder lachende Gesichter sieht, tut das gut.“Doch der Trainer macht auch gleich deutlich, dass der erste Sieg nach zehn sieglosen Spielen nur ein „kleiner Schritt“aus der Krise war. „Es sind ja in Anführungs­zeichen nur drei Punkte gewesen. Die Art und Weise war aber beeindruck­end.“

Eine ähnliche Leistung wird der FCA auch in der Hauptstadt Schleswig-holsteins, dem nördlichst­en Bundesland der Republik, brauchen, um sich den Einzug ins Viertelfin­ale und die Siegprämie von 1,328 Millionen Euro zu sichern. Baum und sein Trainersta­b haben sich intensiv mit Kiel auseinande­rgesetzt: „Sie treten unheimlich selbstbewu­sst auf, haben nach dem HSV den meisten Ballbesitz. Es ist eine spielstark­e Mannschaft.“

Das müsste dem Spielstil des FCA entgegenko­mmen. Darum geht Baum mit Respekt, aber auch mit Selbstvert­rauen in das K.-o.-spiel: „Wir sind der Bundesligi­st und es ist unser Anspruch, dass wir gegen einen Zweitligis­ten definitiv weiterkomm­en.“Die Runde der letzten Acht findet Anfang April statt.

Ob da Andreas Luthe noch beim FCA sein wird? Es halten sich weiterhin hartnäckig die Gerüchte, dass ein Wechsel in die amerikanis­che Profiliga MLS (Major League Soccer) längst nicht vom Tisch ist. Im Januar wollte Luthe das Gerücht nicht kommentier­en. Der Transferma­rkt in der MLS ist erst seit Anfang Februar geöffnet. Die Punktspiel­e starten Anfang März.

Kiel

nicht zur Verfü-

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Archivbild: Uli Wagner Andreas Luthe radelte am Montag weit vor seinen Teamkolleg­en zurück in die Wwk-arena.

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