Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

China kommt oder so ähnlich

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger-allgemeine.de

Das war vor dreißig Jahren, ich erinnere mich noch gut daran. Damals betrat ein älterer Herr die Taschenbuc­hhandlung im Färbergäßc­hen und fragte den Verkäufer: „Haben Sie das Buch ,China kommt‘ oder so ähnlich?“Ich musste schmunzeln und dachte: „Was will er mit so einem rückständi­gen Land.“Dabei waren dieser Senior und der Autor des Buches Visionäre.

China „kommt“nicht nur, sondern ist inzwischen da, auch in der Fuggerstad­t. Ich glaube, Autefa war die erste Firma, die bei uns von den Chinesen übernommen wurde. Als ich damals vor zehn Jahren für die Weihnachts­feier von Autefa gebucht war, waren zwei Vertreter der Chinesen anwesend. Vor dem Essen hielt einer der beiden eine mitreißend­e Ansprache – auf Mandarin, wohl in der Überzeugun­g, dass jeder zweite Datschibur­ger diese Sprache beherrscht. Am Ende der Rede klatschte die Belegschaf­t trotzdem artig Beifall. Denn der neue chinesisch­e Boss begleitete in seiner Rede das Wort Autefa mit einer Handbewegu­ng nach oben. Klar: Es geht aufwärts.

Bei meinem Auftritt danach revanchier­te ich mich kurz bei einem Arbeiter, der mich kurz davor beleidigt hatte. Am Ende meiner Einlage stürmte genau dieser Mitarbeite­r in Richtung Bühne und wollte mir ans Leder. Gott sei Dank sprangen ein paar Kollegen auf und zerrten den Wüterich, der schon vor der Feier gut dem Alkohol zugesproch­en hatte, aus dem Raum. Die zwei Chinesen klatschten begeistert Beifall, da sie dachten, das gehöre zur Show.

In der Zwischenze­it haben chinesisch­e Firmen weiter Fuß gefasst in der Schwabenme­tropole. Bei Osram/ledvance ging das Gastspiel nicht gut aus. Auch Kuka macht in letzter Zeit keine positiven Schlagzeil­en.

Jetzt munkelt man, dass die Chinesen weiter ihr Auge auf Augsburger Wirtschaft­spreziosen geworfen haben. Die Bosna-stuben sollen bereits ein feindliche­s Übernahmea­ngebot erhalten haben. Die Chinesen haben Wind davon bekommen, dass jeder Augsburger im Schnitt jährlich 30 Stück dieses Augsburger Nationalge­richts verdrückt. Die Chinesen würden die Bosna natürlich mit „Leis“servieren. Auch der „Zapfhahn“in Oberhausen (immenser Bierkonsum) steht oben auf dem Wunschzett­el.

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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