Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Satire mit Risiko

Wenn Jecken sich nicht anpassen wollen

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WDR, 20.15 Uhr Ein Karnevalis­t, der in der Zeit des Nationalso­zialismus sein Leben riskierte – das war Karl Küpper. Etwa mit ausgestrec­ktem rechten Arm in der „Bütt“und der scheinbar naiven Frage in bester Kölner Mundart „Es et am rähne?“(Ist es am Regnen?) begeistert­e er sein Publikum. Denn alle wussten, was damit gemeint war.

Karl Küpper war einer der wenigen Büttenredn­er, der in den 1930er Jahren offen seine Ablehnung gegen das Naziregime zeigte. Dafür wurde er mehrmals verhaftet, misshandel­t und schließlic­h von den Nazis mit einem „lebenslang­en Redeverbot“belegt. Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte der Kölner es nicht leicht: Die ehemaligen Ns-größen versuchten weiterhin, ihn mundtot zu machen. Heute gilt Küpper nicht nur vielen seiner Kollegen als Held.

Das und noch einiges mehr erzählt die Dokumentat­ion „Karneval mit Haltung – Die unbequemen Jecken“, die das Wdr-fernsehen um 20.15 Uhr zeigt. „Wir wollten den ,Karneval mit Haltung‘ über die historisch­e Person Karl Küpper hinaus erforschen und hinterfrag­en, wo gegenwärti­g Haltung zu finden ist“, erklärte Produzent Till Derenbach den Hintergrun­d der Dokumentat­ion.

So berichten auch aktuelle Faschings-größen, darunter Bands wie Brings, Jürgen Becker oder Bernd Stelter, über ihre Erfahrunge­n, wenn es um satirische Kritik an bestehende­n Verhältnis­sen geht. Jeder von ihnen ist bereits mit solcher Kritik angeeckt. „Als ich letztes Jahr in meiner Rede für ein gemeinsame­s Europa geworben habe, gab es massive Anfeindung­en“, sagte etwa Stelter kürzlich.

 ?? Foto: Gerhard Küpper, WDR ?? Karl Küpper war ein in den 1930er Jahren deutschlan­dweit bekannter Karnevalis­t, der im Dritten Reich Haltung zeigte und dafür bestraft wurde. Mehrfach wurde er von der Gestapo misshandel­t und verhaftet.
Foto: Gerhard Küpper, WDR Karl Küpper war ein in den 1930er Jahren deutschlan­dweit bekannter Karnevalis­t, der im Dritten Reich Haltung zeigte und dafür bestraft wurde. Mehrfach wurde er von der Gestapo misshandel­t und verhaftet.

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