Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Ich bin bis auf einen Punkt sehr zufrieden“
Nach 15 Jahren geht Sportamtsleiter Robert Zenner in Pension. Er hat seine Ideen eingebracht bei wichtigen städtischen Projekten wie den Bädersanierungen oder Baumaßnahmen der Vereine. Seine Nachfolge ist noch offen
In Ihrer Amtszeit als Augsburger Sportamtsleiter sind die letzten Tage angebrochen. Wie fühlen Sie sich?
Robert Zenner, 63: Die Gefühle sind zweigeteilt. Auf der einen Seite ist es hektisch, weil die Arbeit befristet ist, aber noch erledigt werden muss. Auf der anderen Seite denkt man sich ab und zu beim Aufstehen in der Früh: ,Nicht mehr lange‘. Man gibt noch alles, aber man weiß, dass die Arbeit in absehbarer Zeit ein Ende hat. Dann fällt alles leichter.
Was wird Ihre letzte Amtshandlung sein?
Zenner: Die Sportlerehrung am 21. Februar ist zwar noch ein Höhepunkt, aber die Arbeit dafür ist schon weitgehend erledigt. Außerdem muss ich sämtliche aktuelle Vorgänge bearbeiten, bewerten oder vorschlagen, wie man weiter verfahren soll. Selbstverständlich ist meine Vertretung durch Herrn Steierberg geregelt, bis meine offizielle Nachfolge feststeht. Ich hoffe zwar, dass sie zum 1. März bekannt ist, aber es wird sicher keine persönliche Einarbeitung durch mich geben.
Gehen Sie mit einem lachenden oder weinenden Auge?
Zenner: Kein weinendes Auge! Ich weiß, dass eine spannende Zeit vor meinem Nachfolger liegen wird und ich freue mich darauf, die Entwicklungen im Sportbereich aus der Sicht eines „gut informierten Bürgers“zu betrachten.
Um was wird sich diese Person kümmern müssen?
Zenner: Ich sehe in unserem Amt vier Säulen. Zum einen die Bäder. Es geht künftig darum, das Bäderkonzept und den Sport- und Bäder-entwicklungsplan fortzusetzen. Dann im Bereich des Kanustützpunktes die Kanu-weltmeisterschaft 2022. Die ist soweit vorbereitet, dass die Architekten nun mit den Planungen und den Baumaßnahmen beginnen. Dafür durfte ich auch die Grundlagen für die Finanzierung mit vorbereiten. Der dritte Punkt sind die Sportstätten und hier die Fortführung der Einhausung des Curtfrenzel-stadions mit der Bahn II. Und letztendlich für den Bereich der Vereinsentwicklung unter anderem das Entwicklungsgebiet Haunstetten Süd. Das sind alles Projekte, die gerade begonnen haben.
In Ihrer Ära wurden zuletzt das Plärrerund das Familienbad saniert. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Zenner: Im Familienbad haben wir alle Becken gut saniert. Ich bin bis auf einen Punkt sehr zufrieden, nämlich dass wir damals die Mittel für das Sportbad nicht bekommen haben. Da wollten wir für Schulen und Vereine nicht nur ein Sportbecken, sondern auch ein Tauchbecken mit Sprunganlage installieren. Aber dafür war das Geld nicht verfügbar. Das tut mir leid. Das Plärrerbad ist hingegen als Vereins- und Schulschwimmbad gelungen und für uns auch zum Ausbildungsbad für unsere Bademeister geworden.
Hatten Sie, aufgrund der städtischen Geldsorgen, irgendwann mal die Sorge, Sportstätten schließen zu müssen?
Zenner: Ich war 14 Jahre in der Finanzverwaltung und vier Jahre in der städtischen Kämmerei. Da bekommt man über die Jahre einen anderen Überblick. Deshalb bin ich nicht verzweifelt, wenn im Sportbereich mal etwas nicht geklappt hat. Natürlich muss man warten, wenn kein Geld da ist. Deshalb habe ich dem Stadtrat immer wieder Vorschläge gemacht, wie man bestimmte Projekte strecken oder anders finanzieren kann. Gerade bei Baumaßnahmen, die einen Riesenbrocken im Haushalt darstellen, ist das ganz wichtig. Da war die Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt immer sehr gut.
Sie haben sich die Jahre über also nicht als „Mangelverwalter“gesehen, was die Augsburger Sportstätten betrifft?
Zenner: Natürlich ist es so, dass wir in Augsburg wenige Neubaumaßnahmen haben, sondern uns viel um den Bauunterhalt der bestehenden Sportstätten kümmern müssen. Mangel war immer dann da, wenn die Anforderungen etwa durch den Brandschutz oder die Gesetze zu groß wurden. Andererseits ist das auch eine tolle Herausforderung.
Wie reagieren die Augsburger auf die Situation in den Sportstätten?
Zenner: Die Augsburger wünschen sich in erster Linie funktionierende und zweckgebundene Sportstätten. Sie wollen beispielsweise saubere Bäder und sind dann mit diesen ge- ringen Preisen, die wir in Augsburg haben, zufrieden. Auch für unsere Freiflächen und Fußballplätze werden wir vielfach gelobt. Da machen unsere Mitarbeiter, die es vor Ort nicht immer leicht haben, wirklich einen guten Job. Aber trotz des Eindrucks, dass die Leute immer kritischer werden, bekommen wir im Amt eigentlich recht wenige Beschwerden. Es gibt zwar immer einige wenige, aber der Großteil der Bevölkerung ist super.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen erlebt?
Zenner: Gerade im Sportbeirat gab es immer eine sehr intensive Zusammenarbeit mit den Vereinen, besonders natürlich bei Baumaßnahmen. Schließlich weiß man, dass die Vereine die Stadt mit Blick auf die Jugendund Integrationsarbeit sehr entlasten. Das will man natürlich fördern. Aus dieser Zusammenarbeit sind auch wirklich Freundschaften entstanden, die über das Berufliche hinausgegangen sind.
Was hat sich da im Laufe Ihrer 15-jährigen Amtszeit verändert?
Zenner: Als ich angefangen habe, waren die Vorsitzenden der Vereine oftmals noch richtige Institutionen, verheiratet mit ihrem Verein. Doch über die Jahre hat sich das Vereinsleben und die Mitglieder im Sportbeirat sehr verändert und verjüngt. Da kamen ganz neue Aspekte in der Arbeit hinzu. Deshalb wurden die Geschäftsordnung und die Aufgabengebiete verändert und modernisiert. Man muss aber wissen, dass der Sportbeirat nach dem Willen des Stadtrates dazu da ist, den Sportausschuss zu beraten und nicht, um Sportpolitik zu betreiben. Das ist manchmal nicht allen Beteiligten klar. Hier muss ein ordentlicher Mittelweg gefunden werden.
Wie schwer ist es generell, als Augsburger Sportamtsleiter Fuß zu fassen und akzeptiert zu werden?
Zenner: Es ist immer schwer, wenn man eine Amtsleiterposition übernimmt. Egal in welchem Bereich. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten schnell den eigenen Weg finden muss. Schließlich hat man in der täglichen Arbeit keine richtige Einarbeitungsphase. Man schaut sich alle Sport- und Bäderanlagen an und spricht mit den zuständigen Abteilungs- und Betriebsleitern und sukzessive lernt man die Mitarbeiter/innen in den Betrieben kennen. Ich habe es am Anfang auch als selbstverständlich empfunden, die Versammlungen oder Jubiläumsveranstaltungen der großen Sportvereine zu besuchen. Klar ist das zeitaufwendig. Zumal ich, wenn möglich erst weit nach dem Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung gegangen bin, weil man da noch Gelegenheit hatte, mit den Vereinsvertretern ins Gespräch zu kommen. Ich denke, dass muss mein Nachfolger genauso machen.
Aber Sie können als Sportamtsleiter nur Dinge anstoßen, die Beschlüsse fallen woanders ...
Zenner: Die Zuständigkeit für Bewirtschaftungen liegt je nach Größe der Haushaltsbelastung bei einem Stadtratsgremium, beim Oberbürgermeister und auch beim Sportreferenten. Der Amtsleiter ist dabei in erster Linie für den Vollzug zuständig. Auf der anderen Seite kann er Impulse geben. Mich hat es immer gefreut, wenn ich bei der Finanzierung von Projekten Vorschläge machen und den Referenten und am Ende auch den Stadtrat überzeugen konnte. Ich selbst habe es auch immer gern gehabt, dass man als Amtsleiter ein Projekte vorab mitentwickeln und bis zur Bereitstellung für den Sportbetrieb koordinieren konnte.
Zenner: Ich bin immer noch Amateursportler durch und durch. Ich spiele einmal in der Woche Tennis, Fußball und Badminton. Da komme ich gut rum. Mein erster Verein war Wacker Augsburg, den es heute gar nicht mehr gibt. Seit ich in den 70er Jahren bei der Stadt angefangen habe, war ich immer in den Fußballbetriebsmannschaften aktiv. Ende der 70er Jahre sogar als Kapitän der Jugendamt-mannschaft. Wir spielen auch heute noch unter dem Namen „Augschburger Papiertiger“in der Halle und haben bis vor drei, vier Jahren ein Waisenhausturnier veranstaltet. Zudem bin ich bei den Datschiburger Kickers 2. Vorsitzender.
Sind Sie selbst noch sportlich aktiv? Und wie werden Sie demnächst Ihre Zeit als Pensionär verbringen?
Zenner: Meine Mutter ist jetzt 92 Jahre alt und braucht zunehmend ein bisschen mehr Unterstützung. Dazu habe ich von meinen Eltern einen Kleingarten geerbt, den ich zuletzt sehr vernachlässigt habe. Außerdem mache ich Musik und würde mich gern wieder ein bisschen mehr der Kultur widmen.