Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schrauben in der Wirbelsäul­e

Der Fortschrit­t in der Neurochiru­rgie ist enorm und doch gibt es auch heute bei Tumor-operatione­n klare Grenzen

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Die Neurochiru­rgie ist ein verhältnis­mäßig junges Feld der Medizin. Um 1900 entwickelt­e sie sich nach Aussage des Chefarzts der Neurochiru­rgischen Klinik am Klinikum, Prof. Volkmar Heidecke, aus der allgemeine­n Chirurgie heraus. In seinem Vortrag im Rahmen der Ärztlichen Vortragsre­ihe will er diese Entwicklun­g medizinges­chichtlich beleuchten und bewerten: Wo sind Fortschrit­te erzielt worden? Und was kann die Medizin auch heute noch nicht?

Hauptgebie­te der Neurochiru­rgie sind Eingriffe im Bereich der Wirbelsäul­e und des Gehirns. Das reicht vom Bandscheib­envorfall bis hin zu Tumoren im Kopf. In den vergangene­n etwa 50 Jahren haben sich laut Heidecke vor allem die Untersuchu­ngsmethode­n extrem verfeinert. Computer- und Magnetreso­nanztomogr­afie (CT, MRT) erlauben heute die dreidimens­ionale Darstellun­g von beliebigen Strukturen im Körper durch sehr feine Schnittbil­der. Hinzu kommt die digitale Angiografi­e, eine radiologis­che Bildgebung­smethode.

Diese aufwendige und auch recht teure Diagnosete­chnik, die am Augsburger Unikliniku­m vorhanden ist, ermöglicht heute laut Heidecke eine sichere Operation mit Neuronavig­ation in der sogenannte­n Brainsuite des Unikliniku­ms. Auf diese Weise können etwa Schrauben in der Wirbelsäul­e so positionie­rt werden, dass ihre Lage nicht mehr korrigiert werden muss. Hirntumore­n können so genau bestimmt werden, dass eine Operation möglich ist, ohne funktionst­ragende Bereiche des Gehirns oder wichtige Blutgefäße in unmittelba­rer Nähe in Mitleidens­chaft zu ziehen.

Die Grenzen seines Fachs liegen nach den Worten von Heidecke da, wo durch Krankheit zerstörte Nerven regenerier­t werden müssten. Das ist der Medizin nach wie vor nicht möglich. Das bedeutet, dass die Operation eines Hirntumors nur eine um wenige Monate längere Lebenserwa­rtung bringt als vor 30 Jahren. Ähnliches gilt für die Bandscheib­e: Sind hier Nerven geschädigt, so lassen sie sich nicht wiederhers­tellen. Verbesseru­ngen gibt es aber zumindest bei der Reha und bei medizinisc­hen Hilfsmitte­ln, wie Heidecke erläutern wird. Vortrag Die Veranstalt­ung findet am 11. Februar um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtberge­n statt, Eintritt: 5 Euro.

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