Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schrauben in der Wirbelsäule
Der Fortschritt in der Neurochirurgie ist enorm und doch gibt es auch heute bei Tumor-operationen klare Grenzen
Stadtbergen Die Neurochirurgie ist ein verhältnismäßig junges Feld der Medizin. Um 1900 entwickelte sie sich nach Aussage des Chefarzts der Neurochirurgischen Klinik am Klinikum, Prof. Volkmar Heidecke, aus der allgemeinen Chirurgie heraus. In seinem Vortrag im Rahmen der Ärztlichen Vortragsreihe will er diese Entwicklung medizingeschichtlich beleuchten und bewerten: Wo sind Fortschritte erzielt worden? Und was kann die Medizin auch heute noch nicht?
Hauptgebiete der Neurochirurgie sind Eingriffe im Bereich der Wirbelsäule und des Gehirns. Das reicht vom Bandscheibenvorfall bis hin zu Tumoren im Kopf. In den vergangenen etwa 50 Jahren haben sich laut Heidecke vor allem die Untersuchungsmethoden extrem verfeinert. Computer- und Magnetresonanztomografie (CT, MRT) erlauben heute die dreidimensionale Darstellung von beliebigen Strukturen im Körper durch sehr feine Schnittbilder. Hinzu kommt die digitale Angiografie, eine radiologische Bildgebungsmethode.
Diese aufwendige und auch recht teure Diagnosetechnik, die am Augsburger Uniklinikum vorhanden ist, ermöglicht heute laut Heidecke eine sichere Operation mit Neuronavigation in der sogenannten Brainsuite des Uniklinikums. Auf diese Weise können etwa Schrauben in der Wirbelsäule so positioniert werden, dass ihre Lage nicht mehr korrigiert werden muss. Hirntumoren können so genau bestimmt werden, dass eine Operation möglich ist, ohne funktionstragende Bereiche des Gehirns oder wichtige Blutgefäße in unmittelbarer Nähe in Mitleidenschaft zu ziehen.
Die Grenzen seines Fachs liegen nach den Worten von Heidecke da, wo durch Krankheit zerstörte Nerven regeneriert werden müssten. Das ist der Medizin nach wie vor nicht möglich. Das bedeutet, dass die Operation eines Hirntumors nur eine um wenige Monate längere Lebenserwartung bringt als vor 30 Jahren. Ähnliches gilt für die Bandscheibe: Sind hier Nerven geschädigt, so lassen sie sich nicht wiederherstellen. Verbesserungen gibt es aber zumindest bei der Reha und bei medizinischen Hilfsmitteln, wie Heidecke erläutern wird. Vortrag Die Veranstaltung findet am 11. Februar um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.