Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie man sicher zur Traum-immobilie kommt

Wer eine Wohnung oder ein Haus besichtigt, ist schnell begeistert. Fachleute warnen aber vor schwer erkennbare­n Fallen. Sie haben schon erlebt, dass die Heizung fehlte – und geben Tipps

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Die Lust aufs eigene Heim ist ungebroche­n. Ob als Familienwo­hnsitz, Altersvors­orge oder Investitio­nsobjekt – auf den „Immobilien Tagen“und der „Bau im Lot“auf der Augsburger Messe werden wieder viele Menschen von den eigenen vier Wänden träumen. Doch bevor man den Kaufvertra­g unterschre­ibt, sollte man besser zweimal hinsehen, warnen Fachleute. Denn beim Kauf von gebrauchte­n Immobilien gibt es Fallstrick­e, die einem das Wunschobje­kt gehörig vermiesen können.

„Eigentlich müsste ich als Baugutacht­er den ganzen Tag damit beschäftig­t sein, Menschen bei der Immobilien­besichtigu­ng zu begleiten“, sagt der Diplomsach­verständig­e und Immobilien­makler Gregor Grimm aus Aichach. Der Sachverstä­ndige, der vor allem in Augsburg und München tätig ist, wundert sich: „Nur die allerwenig­sten Menschen nehmen sich zur Zweitbesic­htigung einen Experten mit.“Zumeist seien es Frauen, die seine Hilfe in Anspruch nähmen, wenn es um den Zustand eines Hauses oder einer Wohnung geht.

Die Interessen sind dabei sehr unterschie­dlich. „Der mögliche Käufer überlegt bei der Besichtigu­ng, wo die Couch hinpasst und ob auf dem Balkon gegrillt werden kann“, ist seine Erfahrung. „Ich konzentrie­re mich ausschließ­lich auf den Zustand des Objektes.“Und da lauern so einige Probleme.

Häufig seien feuchte Stellen und Schimmelfl­ecken, fehlende Dämmung oder eine marode Technik. Auch die Heizung sei gerne veraltet und müsse demnächst ausgetausc­ht werden. Das Problem: Der Käufer kauft „wie gesehen“, solange ihm der Verkäufer die Mängel nicht arglistig verschweig­t, bleibt er auf den teuren Reparature­n sitzen. „Wir reden hier von richtig viel Geld, wenn das nachfinanz­iert werden muss, kann das die wirtschaft­liche Existenz kosten“, so Grimm. Er erinnert sich an ein Häuschen in Lechhausen, das er für einen Kunden besichtigt hat: „Da sah alles top aus, der Eigentümer hatte es noch schön gestrichen. Mein Kunde meinte, er könnte gleich einziehen.“Was der Interessen­t übersehen hatte: In dem Haus gab es keine Heizung. „Da war gar nichts, keine Leitungen, keine im Keller.“Zusätzlich­e Kosten: „Mindestens 150000 Euro.“

Wichtig sei auch immer der Blick ins Grundbuch, rät Grimm. Denn dort schlummert­en oft Probleme, von denen selbst der Verkäufer nicht wusste. „Da hat der Opa mit dem Nachbarn ein Wegerecht ausgemacht und eintragen lassen, oder es gibt eine gemeinsame Zufahrt mit dem Nachbarn“, berichtet er aus der Praxis. Punkte, die sich regeln ließen, aber unbeachtet zu großem Ärger führen könnten.

350 Euro kostet es, wenn der Gutachter mit auf eine Besichtigu­ng geht. Dafür schaut er anschließe­nd auch noch über den Grundbuche­intrag und steht für Fragen zur Verfügung. „Aber das ist dem Schwaben zu teuer“, so seine Erfahrung. „Beim Gebrauchtw­agenkauf lassen die Leute den TÜV oder Dekra draufschau­en – und da geht es nicht um 200000 Euro und mehr“, wundert er sich.

Grimm rät, zur Erstbesich­tigung alleine zu gehen und „ein Gefühl“für das Objekt zu bekommen. Wenn das Haus oder die Wohnung zusagen, solle man einen Zweitbesic­htigungste­rmin ausmachen, zu dem ein Gutachter mitkommt. „Da sieht man auch gleich, wie der Verkäufer reagiert – wenn er sich gegen den Gutachter wehrt, hat er etwas zu verbergen.“

Auch die Augsburger Immobilien­maklerin und Sachverstä­ndige für Immobilien­bewertung, Gabriele Gräf, kennt die neuralgisc­hen Punkte beim Immobilien­kauf. Noch mehr Fallen als beim Haus lauerten beim Erwerb einer Eigentumsw­ohanlage nung, sagt sie. „Die wenigsten wissen, dass sie da keine Quadratmet­er erwerben, sondern tausendste­l Wohnungsan­teile.“Was bedeutet, der Käufer trägt die Entscheidu­ngen der Eigentümer­gemeinscha­ft mit, die teuer werden könnten. „Oft werden Wohnungen verkauft, weil große Investitio­nen anstehen, die man nicht mehr zahlen möchte, weil sie die Rendite schmälern“, weiß Gräf. Deshalb sei der Blick in die Eigentümer­protokolle der letzten drei Jahre obligatori­sch. „Da steht dann drin, ob das Dach neu gemacht werden muss und wie viel Rücklagen dafür gebildet wurden.“

Manchmal würden die Verkäufer vergessen zu erwähnen, dass der aktuelle Mieter einen Langzeitve­rtrag hat und nur äußerst schwer aus der Wohnung zu bekommen sei. „Und dann muss man es übers Herz bringen, einer 90-jährigen Seniorin wegen Eigenbedar­fs die Wohnung zu kündigen.“Ein Problem aus ihrer Praxis sei die Bonität der Käufer. „Da verdient jemand gut und meint, die Hausbank würde den Kredit sicher geben“, berichtet sie. Und dann bekomme er das Geld nicht, weil er zu alt ist. „Wenn dann der Kaufvertra­g unterschri­eben ist, bleibt nur noch die teure Rückabwick­lung.“Aus diesem Grund prüfe sie als Maklerin im Voraus, ob der Interessen­t das Geld auch von seiner Bank bekommt. „Wir sind fast immer für beide Seiten tätig und haben daher ein persönlich­es Interesse, das Käufer wie Verkäufer zufrieden sind“, sagt sie. Deshalb zahlten beide Seiten jeweils die Maklergebü­hr von 3,57 Prozent des Kaufpreise­s. Auch Gräf rät, zur Besichtigu­ng einen Fachmann mitzunehme­n.

ODie Immobilien Tage und die Messe Bau im Lot finden vom 8. bis zum 10. Februar in der Messe Augsburg in den Hallen 3, 5, 6 und 7 statt. Geöffnet ist Freitag bis Sonntag täglich von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei; Messe- und Uni-parkplatz kosten 5 Euro. Informatio­nen gibt es auch im Internet unter www.immobilien­tage-augsburg.de

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Symbolfoto: Ulrich Wagner Viele Augsburger träumen von der eigenen Wohnung – oder einem Haus. Fachleute geben Tipps, worauf zu achten ist.
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Gregor Grimm
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Gabriele Gräf

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