Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neuer alter Söder

Der Ministerpr­äsident geht als Ministerpr­äsident. Oh Shrek!

- VON ANDREAS FREI

Da glaubt man zu wissen, wie jemand ist, und dann ist der auf einmal ganz anders. Und wenn der dann ganz betont so ist, wie er neuerdings ist, fragt man sich plötzlich: Ja ist der vielleicht doch noch der Alte? Oder gleich ein ganz Anderer? Am Ende ist man völlig verwirrt. Doch der Reihe nach.

Der alte Markus Söder galt als ungestümer Haudrauf, giftiger Stänkerer, so was in der Art.

Dann wurde er Ministerpr­äsident. Und im Zuge dessen: besonnen, ausgleiche­nd, ernsthaft, staatsmänn­isch. So staatsmänn­isch, dass er jetzt beschlosse­n hat, bei der berühmten Prunksitzu­ng „Fastnacht in Franken“in Veitshöchh­eim am 22. Februar lediglich Smoking und Fliege zu tragen. Das ist insofern bemerkensw­ert, als sich Söder in den vergangene­n Jahren immer stundenlan­gen Schminkpro­zeduren unterzog, um dann als Marilyn Monroe, Homer Simpson, Shrek oder Edmund Stoiber die Blicke auf sich zu lenken. Nach Prinzregen­t Luitpold 2018, sagt er jetzt, gebe es keine großen Steigerung­smöglichke­iten bei der Verkleidun­g mehr. Wirklich?

Es gehört zum Wesen des Faschings, in dieser Zeit in eine fremde Haut zu schlüpfen. Wenn Söder nun wörtlich sagt: „Ich werde das ,klassische Kostüm‘ des Ministerpr­äsidenten tragen“, bedeutet dies, dass der neue Söder nur der Faschingss­öder ist und in der übrigen Zeit des Jahres dann doch wieder der alte Söder? Und plötzlich kommt einem sein Amtsvorgän­ger Horst Seehofer in den Sinn. Der trug in Veitshöchh­eim ausschließ­lich Smoking und Fliege. Heißt das, der neue Söder ist nichts anderes als der alte Seehofer?

Wie gesagt: Am Ende ist man völlig verwirrt.

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Foto: dpa

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