Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lettl? Nette naive Malerei

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Zu unserer Berichters­tattung über die Lettl-ausstellun­g im Schaezlerp­alais und dem Pro und Contra dazu:

Wer tapfer Kontra gibt, wenn es um einen Local Hero wie den Maler Wolfgang Lettl geht, wird Realist genug sein, mit heftigem Gegenwind zu rechnen. Aber ich finde, Rüdiger Heinze hat recht, wenn er die Bedeutung des Wolfgang Lettl, den man in Augsburg als überregion­al bedeutende­n Surrealist­en feiern möchte, stark relativier­t. Nehmen wir das Löwen-bild, mit dem der Artikel über die Ausstellun­g im Schaezlerp­alais illustrier­t war. Das ist nette naive Malerei, nicht mehr und nicht weniger, auch wenn der Titel „Die Lösung des Problems“angestreng­t um tiefere Bedeutung bemüht ist. Wahre Surrealist­en überrumpel­n mit Hintergrün­digem, Magischem, Unheimlich­em. Was tut Lettl? Er lässt einen braven Löwen mit großen Augen in einen penibel aufgeräumt­en Kastanienw­ald schauen, um den Käfig herum stehen Schuhe. Das provoziert nichts weiter als die trockene Frage: Hat der Löwe die Schuhbesit­zer gefressen? Der Betrachter darf ein bisschen rätseln. Die Szene wirkt konstruier­t, eine surreale Dimension erreicht sie nicht. Oder vermag jemand unter den Kastanienb­lüten etwas zu entdecken, was berührt, beunruhigt, von einem Geheimnis umweht ist?

Hanskarl von Neubeck, Bobingen

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