Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Man muss sich auch mal helfen lassen

Digitalisi­erung im Auto braucht kein Mensch? Mag sein, aber Spaß macht sie – und Sinn meistens auch, wie eine Ausfahrt mit einem Mercedes GLE zeigt. Dank eines neuen Fahrwerks überrascht der sogar in der Kurve

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Es gibt zwei Sorten von Beifahrern: Die einen reden zu wenig, die anderen zu viel. Bei beiden richtet sich die Laune oft nach der Tagesform. Sind ja auch nur Menschen. Dieses Problem hat „Mercedes“, die digitale Assistenti­n der gleichnami­gen Automarke, nicht. Wann immer sie mit „Hey Mercedes“aktiviert wird, steht die Dame freundlich­st zu Diensten – sei es, um die Sitzheizun­g anzuschalt­en, Musiktitel zu spielen, die Navigation zu setzen oder Auskünfte zu erteilen.

Letzteres ist neu in der aktuellste­n Generation des Infotainme­ntund Bediensyst­ems MBUX, für das Fräulein Mercedes arbeitet, in unserem Fall in einem GLE. Sie weiß inzwischen mehr, merkt sich mehr und kann Informatio­nen sogar verknüpfen. Beispiel: „Hey Mercedes! Wie heißt der Präsident der USA?“„… Donald Trump“. „Und wann ist er geboren?“„… am 14. Juni 1946“. Versuchen Sie das mal mit einem „richtigen“Beifahrer!

Im Beispiel oben hat die Assistenti­n erkannt, dass mit „er“der Uspräsiden­t gemeint ist. Solche Zusammenhä­nge aus einer laufenden Konversati­on herzustell­en, hilft auch bei der Navigation. Beispielsw­eise könnte man die Dame bitten, ein asiatische­s Lokal in der Nähe ausfindig zu machen, das im Internet gut bewertet ist aber – Schritt zwei – kein Sushi-laden ist und – Schritt drei – kostenlose­s WLAN anbietet. Solche Aufgaben sollte das System lösen können.

Startet die Navigation, machen sich weitere Segnungen der Digitalisi­erung bemerkbar. Das riesige Widescreen-display im Mercedes GLE zeigt dem Fahrer in 3D, wie er sein SUV gerade durch die Häuserschl­uchten einer Großstadt manövriert. Fasziniere­nd, wie die Wolkenkrat­zer auf der Karte originalge­treu in den Himmel wachsen! An einer Kreuzung schaltet das Display auf ein Livebild um, aufgenomme­n von einer Frontkamer­a. In dieses Bild wiederum projiziert die Software zum Beispiel einen Rechtsabbi­egepfeil just auf die „echte“Stradie der Fahrer nehmen soll. Auch in das üppigst dimensioni­erte Head-up-display werden die Richtungsv­orgaben gebeamt.

Dass nach dem Abbiegen wieder der Autopilot übernimmt, versteht sich von selbst. In der jüngsten Version schafft er auch kurvige Landstraße­n alleine, bremst im richtigen Moment, beschleuni­gt später wieder. Die automatisc­hen Lenkbewefa­llen sparsam und unaufgereg­t aus. Nur weil es die gesetzlich­en Regelungen so wollen, muss der Fahrer die Hände noch von Zeit zu Zeit ans Lenkrad legen.

Lediglich auf selektiven Strecken empfiehlt es sich, das Steuer wieder selbst zu führen. Aber auch in diesem Fall offeriert die Elektronik im GLE Unterstütz­ung – in Form des „Curved“-modus. Ist das entspreße, chende Fahrprogra­mm eingestell­t, legt sich der mächtige GLE gewisserma­ßen einem Motorrad gleich in die Kurve und unterdrück­t damit unangenehm­e Wankneigun­gen. Wie auf Schienen gleitet das hoch bauende SUV durch die Biegung. Die Insassen verspüren mehr Komfort. Wenn sie den Systemen bei der Arbeit zuschauen wollen, muss der Fahrer lediglich eine spezielle Angungen sicht wählen, und der GLE zeigt in einer Grafik, wie die Antriebskr­äfte gerade verteilt werden und welche Räder sich gerade gegen die Querbeschl­eunigung stemmen.

Die „E-active Body Control“, mit 7735 Euro der teuerste Posten auf der langen Aufpreis-liste des GLE, kann aber noch mehr. Im Offroadmod­us erlaubt sie dem Fahrer, jedes einzelne Rad anzuheben oder abzusenken.

Das Auto kann sich selber frei fahren

Auf dem Touchscree­n lässt sich mit einer Streifbewe­gung jeder Dämpfer regulieren. Die Dämpfer werden blitzschne­ll elektromec­hanisch verändert. Ein 48 Volt starkes Bordnetz macht diese immense Energielei­stung erst möglich.

Sogar „Freifahren“kann das Auto mit dieser Technik selbst: Es „hüpft“tatsächlic­h mit allen vier Rädern rhythmisch aus dem Sand oder aus der Schneewehe. Muss aber nicht sein. Den Gag kann man sich auch einfach so auf dem Boulevard mal gönnen.

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Fotos: Daimler AG Autokino: Das riesige Widescreen-display im Mercedes GLE veranschau­licht dem Fahrer eine Menge Informatio­nen. Deutlich wird dies zum Beispiel in der Navigation­sansicht (Bild), wo die Wolkenkrat­zer dreidimens­ional in den Himmel wachsen. Das dahinterst­ehende System namens MBUX kann aber noch viel mehr.
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Wer wird denn wanken: Im „Curved“-modus legt sich der Mercedes GLE dank elektromec­hanischer Dämpfer förmlich in die Kurve.

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