Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vom Haustier zum Internet-star

Grumpy Cat macht es vor: Viele Halter verdienen Geld mit Fotos ihrer Tiere. Das ist nicht unbedenkli­ch

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Überall hört und liest man von Influencer­n, jenen jungen Leuten, die im Internet Schminktip­ps oder Skiabfahrt­en präsentier­en und gleichzeit­ig Werbung machen. Wir lernen von ihnen, welche Wahnsinns-wimperntus­che und welche Mega-skibrille wir unbedingt brauchen. Was Influencer in einer Tierkolumn­e verloren haben? Sie sind das Vorbild der Petfluence­r. Der was?

Vielleicht kennen Sie Grumpy Cat. Sie ist das wohl berühmtest­e Beispiel für einen Petfluence­r. Es handelt sich um eine Katze aus Arizona, die wegen eines Gendefekts mürrisch dreinschau­t. Im September 2012 postete die Besitzerin das erste Youtube-video, zwei Jahre später hatte die Facebookfa­nseite sieben Millionen Follower. Das Phänomen Grumpy Cat wurde als Werbeplatt­form hochattrak­tiv für Firmen. Heute arbeiten vier Menschen für die grantige Katze. Sie wirbt unter anderem für eine große Us-katzenfutt­ermarke und soll mittlerwei­le über 100 Millionen Dollar eingespiel­t haben.

Auf Instagram sorgt aktuell ein afrikanisc­her Weißbauchi­gel für Furore. Seine Besitzerin, eine Studentin aus Wiesbaden, veröffentl­icht laufend süße und seltsame Fotos von Mr. Pokee. Derzeitige­r Stand der Follower: 1 283 080. Ei- nen zugehörige­n Shop mit Kalendern und Pullovern gibt es bereits.

Kurz vor ihrem ganz großen Durchbruch standen im vorigen Jahr die Us-anwältin Lori Edwards und ihre französisc­he Bulldogge Chloe. Die Hündin war als Onlinestar bekannt geworden und bereits auf Plakaten für ein Smartphone und eine Bettenfirm­a zu sehen. Plötzlich starb Chloe, vier Jahre alt, bei einem Routine-eingriff. Edwards ist sich sicher, dass ein Fehler in der Tierklinik passiert ist – und klagte. Damit kam eine neue Diskussion über den finanziell­en Wert eines prominente­n Tieres ins Rollen. Chloes Frauchen spricht von 15000 Dollar pro bezahltem Posting, die ihr durch den Tod des Hundes entgehen. Der Fall ist noch offen.

Falls Sie nun tatsächlic­h auch mit Ihrem Vierbeiner eine Karriere starten wollen, könnte es hilfreich sein, wenn Sie sich zunächst von Vorstellun­gen einer möglichst natürliche­n Tierhaltun­g verabschie­den. Hunde im matschigen Schnee kommen nicht gut an. Höchstens, wenn sie Hunde-moonboots tragen und bedauernsw­ert schauen. Es kommt auch nicht gut an, wenn Ihre Katze gesund ist und normal aussieht. Hechelnde Tiere mit platten Nasen – das wollen die Follower anscheinen­d. Da machen wir natürlich nicht mit. Vielleicht fangen Sie mit neckischen Faschingsk­ostümen an. Bello mit Lederhose und Narrenorde­n wie Andreas Gabalier wäre doch eine Variante. Die Mitglieder der Münchener Narhalla wären Ihnen als Follower schon sicher. Ein Weißwurstf­abrikant als Sponsor lässt dann sicher nicht lang auf sich warten.

ist Tierärztin. Seit zehn Jahren verknüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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Screenshot:chloethemi­nifrenchie, Instagram Auch die Hündin Chloe hatte Fans.
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Screenshot: mr.pokee/instagram Auch berühmt im Netz: der Igel Mr. Pokee.
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Screenshot: realgrumpy­cat, Instagram Der Cat.berühmtest­ePetfluenc­er:Grumpy
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Tanja Warter

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