Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nervosität wächst auch in Region

Blick nach Augsburg und Donauwörth

- VON ANDREA WENZEL, STEFAN STAHL UND WOLFGANG WIDEMANN

Mit dem Aus für den Airbus A380 wächst auch in der Region die Furcht vor Stellenabb­au. Im gesamten Airbus-reich geht es um 3000 bis 3500 Arbeitsplä­tze, die von der Einstellun­g der Produktion in den nächsten drei Jahren betroffen sein könnten. Dabei sind Stellen bei Zulieferer­n in unserer Region allerdings noch nicht mitgezählt. Bei Premium Aerotec etwa sind derzeit noch 260 Mitarbeite­r für den Bereich A380 im Einsatz, davon 115 in Augsburg. Beim Flugzeugte­ile-hersteller am Lech ist die Laune entspreche­nd gedämpft, kaum ein Mitarbeite­r will am Donnerstag beim Schichtwec­hsel die Lage kommentier­en. Die wenigen, die stehen bleiben, sprechen von einer derzeit generell schlechten Stimmung. „Es herrscht doch schon seit längerem eine Hängeparti­e. Man kann sich doch auf nichts mehr verlassen. Heute so, morgen anders“, sagt ein jüngerer Mitarbeite­r wütend. Auch der Betriebsra­t ist aufgeschre­ckt. „Das Thema schlägt bei uns zu 100 Prozent durch und wir haben noch keine Lösung dafür“, sagt Sebastian Kunzendorf. „Wir haben schon irgendwie damit gerechnet, aber dass es jetzt so schnell kommt und sich bei uns schon im kommenden Jahr bemerkbar machen wird, das hat einige nun doch hart getroffen.“

Auf das Aus für den A380 reagiert auch die Stadt Augsburg. „Wichtig ist, dass es nun verstärkt um neue Arbeitspak­ete und neue Technologi­en gehen muss“, sagt Augsburgs Bürgermeis­terin und Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber. Sie betont aber auch, dass der Wirtschaft­sstandort stabil aufgestell­t sei. Der Mittelstan­d stabilisie­re die wirtschaft­lichen Strukturen. „Mir ist bewusst, dass die ,Augsburger DNA‘ immer besonders betroffen ist, wenn Veränderun­gen in großen Unternehme­n anstehen“, sagt Weber.

Gelassen ist man im Werk von Airbus Helicopter­s in Donauwörth. Dort werden nicht nur Hubschraub­er, sondern auch Teile für die meisten Airbus-flugzeuge produziert: Passagier- und Notausstie­gstüren sowie Frachttore und Gepäckklap­pen. Doch die Geschäftsf­ührung beruhigt: Das Aus für den A380 könne von den anderen Produktion­slinien aufgefange­n werden. Insgesamt sind in Donauwörth rund 800 Mitarbeite­r im Bereich Türen und Tore beschäftig­t. Auf die A380-teile entfalle davon bereits aktuell nur ein „Bruchteil“. Das betroffene Personal wechsle dann einfach zu den anderen Linien.

In Toulouse vermeidet man das Reden über betriebsbe­dingte Kündigunge­n ohnehin. Es besteht die Hoffnung, dass Beschäftig­te aus dem A380-bereich in andere Programme des Unternehme­ns wechseln können. Die Auftragsla­ge ist schließlic­h insgesamt ausgezeich­net für das Unternehme­n. Rein rechnerisc­h sind die Fabriken bis zu zehn Jahre ausgelaste­t. Viele Airlines warten sehnsüchti­g auf kleinere und mittlere Flugzeuge von Airbus. Das Problem besteht eher darin, dass die Flugzeughe­rsteller nicht so schnell liefern können, wie Kunden sich das wünschen.

 ?? Foto: Hannah Mckay, dpa ?? Einst sollte er die Luftfahrt revolution­ieren – und übertrumpf­te die Boeing 747. Doch der A380 ist seit Jahren ein Sorgenkind. Nun stoppt der Hersteller die Produktion des Luftgigant­en.Augsburg/donauwörth
Foto: Hannah Mckay, dpa Einst sollte er die Luftfahrt revolution­ieren – und übertrumpf­te die Boeing 747. Doch der A380 ist seit Jahren ein Sorgenkind. Nun stoppt der Hersteller die Produktion des Luftgigant­en.Augsburg/donauwörth

Newspapers in German

Newspapers from Germany