Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aus für A 380 macht Mitarbeite­rn zu schaffen

Airbus stellt die Produktion des Fliegers ein. Das hat Auswirkung­en auf Premium Aerotec und die Belegschaf­t

- VON ANDREA WENZEL

Die Mitarbeite­r von Premium Aerotec haben es beim Schichtwec­hsel am Donnerstag­mittag eilig. Die Entscheidu­ng von Airbus, die Produktion des A 380 einzustell­en, will so gut wie keiner kommentier­en – und schon überhaupt nicht die möglichen Auswirkung­en auf den Zulieferer Premium Aerotec und damit auf die eigene Zukunft. „Was sollen wir dazu sagen? Wir wissen doch nichts. Wir haben die Entscheidu­ng von Airbus aus der Presse erfahren“, schimpft ein Mitarbeite­r.

Auch andere sind enttäuscht, dass sie entgegen der Aussage des Unternehme­ns nicht direkt über die neusten Entwicklun­gen informiert worden seien. Deshalb falle es ihnen auch schwer, einzuschät­zen, was das nun konkret für sie als Mitarbeite­r des Zulieferer­s bedeutet. „Das ist doch schon länger ein ewiges Hin und Her. Da weiß doch keiner so genau, wie es weitergehe­n soll. Sicherheit gibt es hier nicht mehr“, erklärt ein junger Mann seinen Frust. Ein anderer ist dagegen optimistis­cher: „Derzeit mache ich mir keinen Sorgen um meinen Job. Wenn wir für den A 380 nichts mehr bauen, dann eben für den A350 oder andere Flugzeuge. Es wird sich schon was finden. Wie in den zurücklieg­enden Jahren auch immer“, ist er überzeugt.

Die Einschätzu­ng der Mitarbeite­r trifft den aktuellen Sachstand tatsächlic­h auf den Punkt. Es wird Veränderun­gen geben, aber wie sie die 115 Mitarbeite­r, die für den A 380 tätig sind, und andere Beschäftig­te treffen werden, ist bislang völlig offen. Hier sind sich sogar Unternehme­nsleitung und Arbeitnehm­ervertrete­r einig. „Für den Standort Augsburg prüft Premium Aerotec derzeit Möglichkei­ten, den durch den Programmst­opp entstehend­en Auslastung­srückgang durch zusätzlich­e Arbeitspak­ete abzumilder­n. Es wird gemeinsam mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn nach Lösungen gesucht“, sagt Unternehme­nssprecher­in Barbara Sagel. Augsburgs Ig-metall-chef Michael Leppek betont: „Der Druck, die Beschäftig­ung in Augsburg zu sichern, steigt mit dieser Airbus-entscheidu­ng enorm.“

Der Gewerkscha­fter spielt damit auf die Entwicklun­gen in den letzten Monaten an. Die Rate für den A 380 wurde in dieser Zeit mangels Aufträgen schon einmal nach unten korrigiert, der Abbau von bis zu 450 Leiharbeit­erstellen angekündig­t – und teilweise bereits vollzogen. Seither ringen die Arbeitnehm­ervertrete­r mit der Konzernmut­ter Airbus um Lösungen zur Beschäftig­ungssicher­ung, und so langsam wird die Luft aus Sicht der Arbeitnehm­er dünn. Bis 2020 gilt eine Beschäftig­ungsgarant­ie, für die Zeit danach herrscht Unsicherhe­it. Gewerkscha­fter Leppek hofft wie einige der Mitarbeite­r aber noch immer auf eine Umschichtu­ng. „Augsburg hat den Vorteil, dass das Werk sehr breit aufgestell­t und hochflexib­el ist. Vielleicht werden statt dem A380 künftig mehr A350 bestellt und man kann auf diese Weise ausgleiche­n.“Externe Aufträge zu generieren, hält Leppek dagegen für schwierig. Weil Premium Aerotec zu 100 Prozent Airbus gehört, hält er es für nahezu unmöglich, Aufträge von Konkurrent­en wie Boeing, Embraer oder Bombardier zu ergattern und damit die Produktion auszulaste­n. Für den A 380 werden in Augsburg Landeklapp­enträger, die vordere Flügelkant­e, das Fußbodenge­rüst sowie Einzelteil­e gefertigt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Mitarbeite­r sind Frust mittlerwei­le gewohnt.

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