Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trump greift durch

Der Us-präsident ruft den Notstand aus. Doch es formiert sich heftiger Widerstand

- VON KARL DOEMENS

Washington Die Gefahr einer weiteren Haushaltss­perre in den USA ist vorerst abgewendet. Dafür verhärten sich die politische­n Fronten massiv, und die verbleiben­de Amtszeit von Donald Trump dürfte komplett vom Streit über die Grenzmauer zu Mexiko überlagert werden. Der Präsident rief am Freitag den nationalen Notstand an der Grenze aus und will den Bau seines Prestigepr­ojektes nun unter Umgehung des Kongresses vorantreib­en. Die Demokraten werfen ihm deswegen „schwerwieg­enden Machtmissb­rauch“vor und wollen klagen.

Aus Unzufriede­nheit darüber, dass ihm das Parlament statt der geforderte­n 5,7 Milliarden Dollar nur 1,375 Milliarden Dollar für den Bau von Grenzzäune­n zugesteht, hatte der Präsident laut zwischenze­itlich sogar erwogen, seine Unterschri­ft unter dem überpartei­lichen Kompromiss zu verweigern und damit den fünfwöchig­en Shutdown wieder aufleben zu lassen. Nun will er mit der Ausrufung des nationalen Notstands auf eigene Faust weitere Mittel mobilisier­en.

„Es gibt eine Invasion von Drogen, Menschensc­hmugglern und allen Sorten von Kriminelle­n“, behauptete Trump bei einer Pressekonf­erenz. Auf Nachfragen, wie

Washington Post

sich seine Äußerung mit offizielle­n Statistike­n verträgt, denen zufolge die Zahl der illegalen Einwanderu­ngen deutlich gesunken und die Kriminalit­ätsrate unter den Einwandere­rn nicht höher ist, antwortete Trump: „Ihre Zahlen sind falsch. Das ist eine Lügen-frage.“

Nach amerikanis­chen Medienberi­chten will der Präsident nun bereits genehmigte Etats für militärisc­he Infrastruk­tur, den Hochwasser­schutz oder die Katastroph­enhilfe einfach umwidmen und so rund acht Milliarden Dollar zusammenkr­atzen. Zwar ist der nationale Notstand in den USA schon öfter ausgerufen worden, doch nie für den Bau eines mehrjährig­en Mammutproj­ektes ohne Dringlichk­eit.

Nicht nur die Demokraten, sondern auch ein halbes Dutzend republikan­ische Senatoren protestier­ten. „Ich glaube nicht, dass es im Sinne des Gesetzes ist, dass ein Präsident Milliarden außerhalb des normalen Zuteilungs­vorgangs umwidmet“, sagte Susan Collins (Bundesstaa­t Maine).

Die Demokraten kündigten an, mit einer Resolution gegen Trumps Durchmarsc­h vorgehen zu wollen. Wesentlich bedrohlich­er für Trump ist die absehbare Klagewelle privater Eigentümer, auf deren Grundstück­en der massive Grenzwall errichtet werden soll.

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