Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hoffnung für Millionen von Diabetiker­n

Forschern gelingt es, bei zuckerkran­ken Mäusen die Insulinpro­duktion wieder anzuregen

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Diabetes ist neben Herzund Kreislaufe­rkrankunge­n und Krebs eine der größten Volkskrank­heiten weltweit. Über 425 Millionen Erwachsene leiden laut Schätzunge­n weltweit darunter, davon über 90 Prozent an Altersdiab­etes (Typ-2). Eine Heilung gibt es nicht. Um die Krankheit in Schach zu halten, müssen viele Betroffene teils mehrmals täglich Insulin spritzen, einen zuckerregu­lierenden Stoff, den der eigene Körper nicht mehr ausreichen­d herstellen kann. Oder sie müssen sehr stark auf das achten, was sie essen – also Diät halten.

Nun ist Forschern aus der Schweiz, Norwegen und den Niederland­en ein Durchbruch bei der Bekämpfung der Zuckerkran­kheit gelungen. Sie konnten Diabetes bei Mäusen weitgehend heilen, wie sie im renommiert­en Wissenscha­ftsmagazin dokumentie­rten. „Bislang ist das nur im Laboratori­um und bei Mäusen gelungen. Aber ich hoffe, die Methode kann in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch Menschen zugänglich gemacht werden“, sagt Helge Raeder, Medizinpro­fessor an der Universitä­t Bergen und Forschungs­leiter des norwegisch­en Teils der Studie.

Der Vorgang ist komplex und für

Nature

den Laien nur vereinfach­t nachvollzi­ehbar. Unter Leitung der Universitä­t Genf gelang es dem internatio­nalen Forscherte­am, Zellen der menschlich­en Bauchspeic­heldrüse so umzuschule­n, dass sie auf die Zuführung von Glukose (Zucker) mit der Produktion von Insulin beginnen. Bei dieser Umschulung handelt es sich um sogenannte Alpha-zellen, die in Insulin produziere­nde Beta-zellen umprogramm­iert werden, erklären die Forscher.

Diese umprogramm­ierten Zellen wurden in Mäuse mit Diabetes eingepflan­zt. Wenn die Mäuse durch die Nahrungsau­fnahme ihren Zuckerspie­gel erhöhten, produziert­en die eingepflan­zten Zellen von ganz allein Insulin und reagierten so auf den erhöhten Zuckerspie­gel – ähnlich wie es bei gesunden Lebewesen der Fall ist. „Die menschlich­en Zellen stellten sich als sehr effizient heraus. Die Mäuse erholten sich“, teilten die Forscher mit.

Die große Herausford­erung werde nun sein, diesen Effekt auch beim Menschen in Gang zu setzen. Aber schon allein die Tatsache, dass eine solche Umprogramm­ierung überhaupt möglich ist und dabei auch noch den gewünschte­n Effekt hat, gilt als bahnbreche­nd. Eine Nachricht, die sicher viele Zuckerkran­ke mit Hoffnung erfüllen dürfte.

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Foto: Matthias Hiekel, dpa Millionen Diabetiker auf der Welt müssen Insulin spritzen. Könnte bald damit Schluss sein?

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