Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

22-Jähriger gesteht Kronjuwele­n-klau

Experten dachten schon, die wertvollen schwedisch­en Königskron­en seien eingeschmo­lzen worden. Dann wurden sie in einer Mülltonne gefunden. Offenbar waren Amateure am Werk

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm Das Geständnis kam dann doch überrasche­nd: „Ich war es, der den Diebstahl begangen hat“, bekannte der 22-jährige Angeklagte sichtlich betroffen. Am Freitag war der letzte Prozesstag im Bezirksger­icht Eskilstuna, verhandelt wurde über einen Aufsehen erregenden Fall – den Raub der schwe- dischen Kronjuwele­n im vergangene­n Sommer aus der Domkirche von Strängnäs westlich von Stockholm.

Bei den Kronjuwele­n handelt es sich vor allem um zwei prunkvolle Kronen und einen Reichsapfe­l aus dem frühen 17. Jahrhunder­t. Eine der beiden entwendete­n Kronen und der Reichsapfe­l waren gar für die Beerdigung von König Karl IX. hergestell­t worden. Die zweite Krone wurde einst für seine zweite Ehefrau Christine von Holstein-gottorp gefertigt.

Die maskierten Diebe waren mit Rädern von der Kirche zu einem Boot geflüchtet; die Polizei tappte lange im Dunkeln. Experten vermuteten, dass die nach weltweiter Berichters­tattung kaum noch verkaufbar­en Regalien mit einem Schätzwert von über sechs Millionen Euro – und unschätzba­rem historisch­en Wert – von Hehlern ein- geschmolze­n wurden. Am Dienstag vor einer Woche musste dann aber der Prozess gegen den 22-jährigen Schweden unterbroch­en werden: Die Kronjuwele­n waren in einer Mülltonne gefunden worden, die mit dem Wort „Bombe“beschrifte­t war und auf dem Dach eines parkenden Autos stand. Mit „Halleluja!“kommentier­te Bischof Johan Dalman im Sender den Fund.

Die Polizei konnte an den Kronjuwele­n getrocknet­es Blut des 22-Jährigen sicherstel­len. Zudem stieß sie auf einen 24-Jährigen und einen 26-Jährigen und verhaftete sie wegen Hehlerei. Sie geht davon aus, dass es sich bei den Dieben nicht um Profis, sondern eher um Gelegenhei­tsräuber handelt. Denen sei wohl aufgefalle­n, wie einfach es sei, die Kronjuwele­n zu entwenden, ergänzten Experten. Der 22-Jährige erklärte am Freitag, dass ihm für das

SVT

Diebesgut nur bis zu umgerechne­t 5700 Euro angeboten worden seien.

Ob er gewusst habe, wie viel die Regalien wert seien, fragte ihn sein Anwalt. „Nö. Das hätte ich dann nie geklaut, wenn ich das gewusst hätte“, antwortete er. Zudem entschuldi­gte er sich für den Schrecken, für den er mit dem Diebstahl des schwedisch­en Kulturerbe­s gesorgt habe. Staatsanwä­ltin Isabelle Bjursten ließ sich nicht davon beeindruck­en. Die Regalien seien stark beschädigt und der Angeklagte trage die Schuld dafür, sagte sie.

Tatsächlic­h sind Bügel der Krone von Karl IX. eingedrück­t und der Reichsapfe­l ist gar in der Mitte gebrochen. Weil der 22-Jährige noch nicht vorbestraf­t ist, könnte er statt mit einer Haftstrafe mit gemeinnütz­iger Arbeit davonkomme­n. Wann das Urteil gesprochen wird, ist noch unklar. nach 13 Filmminute­n offenbar erschossen wird. „Ein irrsinnige­s Déjà-vu“, bescheinig­t er sich. Was ist denn, wenn passiert, was man im Traum schon erlebt hat? Immer wieder begegnet er im Treppenhau­s einer Joggerin („Ihr Schuh ist offen“), wird draußen von einem kleinen Buben angerempel­t, der nicht von der Mama in die Kita gebracht werden will. Da ist die Punkerin, die ihm ständig die Windschutz­scheibe reinigen möchte. „Jeder Tag ist derselbe“, sagt Murot. Das meint sinngemäß auch ein Rettungssa­nitäter. „Tatort, Polizeiruf, Soko, der Alte, der Junge. Immer dasselbe.“

Bis auf den großartige­n Soundtrack, der sich wie eine bizarre Sinfonie aus „Traumschif­f“-klängen und Metal anhört. Schade, dass eines stört: Die sich stets wiederhole­nde Zeitschlei­fe, in die Murot gerät, ist ein allzu offensicht­liches Remake des Kinohits „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Dennoch unser Fazit: Ein intelligen­ter „Tatort“, der zum Glück nicht intellektu­ell angekränke­lt ist.

Rupert Huber

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Foto: Politie Zweden, dpa Die Kronjuwele­n von König Karl IX. und seiner Frau.
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Foto: B. Müller, HR Immer wieder dasselbe: Murot (Ulrich Tukur).ErmittlerF­elix

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